Hamburg. Teresa und Marisa Martin Pelegrina spielen für die deutschen Hockeydamen bei der Hallen-EM in Minsk ihr erstes gemeinsames Turnier.

Sie haben ein sehr inniges, direktes Verhältnis. Wenn die eine etwas stört, sagt sie es der anderen sofort. Und als wollte sie beweisen, dass diese Aussage auch tatsächlich stimmt, schaut Teresa Martin Pelegrina zunächst ein wenig ungläubig, als ihre Schwester Marisa erzählt, dass sie diejenige sei, die in der gemeinsamen Wohnung in Winterhude für Ordnung sorge. Dann sagt sie: „Das sehe ich anders.“ Kurze Diskussion, man einigt sich darauf, dass Marisa penibel sei und dafür sorge, dass alles an seinem Platz bleibt, Teresa dafür eine herausragende Köchin ist – und schon ist der Familienfrieden schnell gerettet.

Das ist auch gut so, denn an diesem Wochenende haben die beiden Hockey-Nationalspielerinnen das wohl wichtigste gemeinsame Date ihrer Karrieren. Bei der Hallen-EM in Weißrusslands Hauptstadt Minsk gehen sie mit den deutschen Damen erstmals im Doppelpack auf Titeljagd. „Für uns ist das etwas ganz Besonderes, davon haben wir immer geträumt. Vor allem, weil wir beide so gern in der Halle spielen“, sagen sie. Seit U-21-Bundestrainer Akim Bouchouchi am 10. Januar offiziell sein Team für die 20. Auflage der kontinentalen Hallentitelkämpfe bekannt gab, in dem keine Spielerin aus dem Olympiakader für Tokio (24. Juli bis 9. August) steht, ist die Vorfreude riesig im Hause Pelegrina.

Teresa spielt für den UHC, Marisa für den HTHC

Seit Sommer 2018 spielen die Schwestern, die bei Uhlenhorst Mülheim das Hockeyspielen erlernten, in Hamburg, allerdings in den Farben getrennt. Mittelfeldspielerin Teresa (22), die im vergangenen Jahr aus dem Olympiakader gestrichen wurde, ist für den Uhlenhorster HC am Schläger. Marisa (20), die sich auf der rechten Abwehrseite am wohlsten fühlt, entschied sich nach einem Auslandsjahr in den USA für einen Wechsel zum Harvestehuder THC, weil sie dort die bessere Perspektive für sich sah, regelmäßige Spielzeiten zu erhalten.

Die Entscheidung für den Schritt in die deutsche Hockey-Hauptstadt trafen die beiden Studentinnen – Teresa hat bereits den Bachelor in Psychologie, Marisa studiert im dritten Semester Architektur – allerdings unabhängig voneinander. „Irgendwann haben wir darüber geredet und festgestellt, dass wir beide nach Hamburg gehen würden. Das ist natürlich cool, das gemeinsam mit Teresa erleben zu können“, sagt die Jüngere, und die Ältere ergänzt, dass es schön sei, „jemanden zu haben, der einen so gut kennt und auch mal auffängt.“ Nicht im selben Club aufzulaufen, halten sie allerdings für förderlich. „Es wäre zu viel des Guten, wenn wir uns auch im Training ständig sehen würden“, sagen sie.

Das Ziel ist klar: EM-Gold

Abgesehen vom persönlichen Traum, der in Erfüllung geht, hat die EM, bei der die deutschen Damen als Titelverteidiger und Rekordsieger (15 Titel bei 19 Austragungen) in der Vorrunde auf Tschechien (Fr., 11.15 Uhr), die Ukraine (Fr., 17.15 Uhr) und Belgien (Sa., 10.15 Uhr) treffen, für das Duo einen unterschiedlichen Stellenwert. Teresa, die mit dem UHC in der Bundesliga das Viertelfinale verpasste, möchte „die Hallensaison mit der EM so positiv wie möglich abschließen“. Marisa dagegen steht mit dem HTHC im Viertelfinale, wo am ersten Februarwochenende ein Auswärtsspiel beim Berliner HC wartet. „Für mich ist die EM also nicht der Schluss- und Höhepunkt der Saison. Aber natürlich wollen wir das Turnier gewinnen, diesen Anspruch hat die deutsche Nationalmannschaft immer“, sagt sie.

Teresa und Marisa Martin Pelegrina verdanken ihre Namen ihrem spanischen Vater, der allerdings in Deutschland geboren wurde und seine Töchter auch nicht zweisprachig erzog, was beide heute bedauern. „Wir fühlen uns komplett deutsch“, sagen sie. Zu gern wären die Eltern dabei, wenn ihre Kinder gemeinsam für Deutschland Europameister werden können, aber die Flugverbindungen waren kurzfristig zu ungünstig und zu teuer. Aber Teresa und Marisa haben ja einander, um die Erfüllung ihres Traums gebührend zu feiern.