Hamburg. In 21 Tagen von Frankreich nach Brasilien: Arnt und Sönke Bruhns haben die Transatlantikregatta „Transat Jaques Vabre“ gemeistert.

Die Spannung war Johanna (2) ins Gesicht geschrieben, als sie sie Freitag am Terminal 2 des Hamburger Flughafens versuchte, zusammen mit ihrem deutlich größeren Cousin Reemt (14) und Cousine Theda (10) ein großes Transparent hochzuhalten. Auf dem handgemalten Plakat stand in großen Lettern „Herzlich willkommen“, dazu waren die Flaggen der Länder, die durch die Regatta verbunden werden, und das Logo des Events mit abgebildet.

Nicht nur die Wiedersehensfreude war groß, als sich für Arnt (50) und Sönke (53) Bruhns schließlich die Tür öffnete. Auch auf die sportliche Leistung konnten die Brüder stolz sein. 21 Tage, 7 Stunden und 19 Minuten hatten sie für die 4.350 Meilen lange Transatlantikregatta „Transat Jaques Vabre“ von Le Havre (Frankreich) nach Salvador de Bahia (Brasilien) benötigt.

Die als Amateure startenden „Bruhns-Brothers“, die im Klassement der Class 40 auf den 16. Platz kamen, waren die einzigen Segler, die unter deutscher Flagge an den Start gingen (Boris Herrmann steuerte mit seinem britischen Co-Skipper Will Harris unter der Flagge Monacos).

Nach dem herzlichen Empfang fuhren die Segler zum Norddeutschen Regatta Verein (NRV), um im Kreise der Segelfreunde die glückliche Ankunft zu feiern. „Sönke und Arnt sind die ersten Segler, die aus unseren Reihen an diesem französischen Hochseeklassiker teilgenommen haben“, sagte NRV-Vorsitzender Tobias König.

„Doch was die beiden gemacht haben, muss nicht einmalig bleiben. Vielmehr sollte es den deutschen Hochseeseglern Mut machen, sich selbst diese seglerischen Abenteuer zuzutrauen und das Feld der prestigeträchtigen Solo- oder auch Duo-Regatten nicht nur den französischen und englischen Seglern zu überlassen.“

Sönke und Arnt Bruhns: Das einzige Bruderpaar der Regatta

Zum ersten Mal waren die Brüder als Duo gesegelt. „In den vergangenen Jahrzehnten haben wir auf verschiedenen Schiffen und in unterschiedlichen Crewkonstellationen schon oft gemeinsam Hochsee- und Atlantikregatten bestritten, doch nur wir beide, alleine an Bord, war für uns eine Premiere“, sagt Arnt Bruhns. Im Feld der insgesamt 59 gemeldeten Yachten, die an dem Rennen teilnahmen (aufgeteilt in 29 Imocas, drei Multi 50 und 27 Class 40) waren sie das einzige Brüderpaar.

Und so mancher Beobachter, der das Feld der Segler während der 21 Tage andauernden Reise über den Racetracker im Internet verfolgte, meinte mit Blick auf die eigene Geschwisterkonstellation, dass es schon ein besonderes Wagnis sei, alleine mit dem Bruder so viele Tage alleine unter Rennbedingungen auf See zu sein. Doch die Bilanz fiel mehr als positiv aus: „Es gab keinen Ärger, die Stimmung war immer gut“, sagte Arnt Bruhns.

Auf die schönsten Erlebnisse der 21 Tage dauernden gemeinsamen Reise über den Atlantik angesprochen, schwärmen beide von „Surfs“ unter großem Spinnaker durch den Südostpassat mit Wind von achtern durch die dunkle Nacht, über sich ein funkelnder Sternenhimmel und dazu die Musik von Pink Floyd.

Während der Tage auf See wechselten sich beide mit einem Schlaf- und Wachrhythmus ab, zeitweise steuerte der Autopilot das Schiff, wenn die Segel und Schoten bei Manövern bedient werden mussten. Die Regatta, benannt nach einem großen französischen Kaffeeproduzenten, war seglerisch anspruchsvoll und alles andere als eine unter Seglern gern belächelte „Kaffeefahrt“.

Neben der stürmischen Biskaya waren es vor allem die Flautenzonen der Doldrums, die den Seglern viel Seemannschaft und taktisches Geschick abverlangten, um nicht für mehrere Stunden oder gar Tage ungewollt „einzuparken“./lx