Hamburg. Der türkische Tennisprofi gewann 2018 das ATP-Challengerturnier in Horn – und lebt seither hier. Worauf er achten muss.

Den größten Erfolg seiner Karriere feierte Altug Celikbilek zurückhaltend. Ein kurzer Jubelschrei, die rechte Hand zur Faust geballt – mehr Ausdruck äußerlicher Freude gönnte sich der türkische Tennisprofi nicht, nachdem er beim ATP-Challengerturnier im Leistungszentrum des Hamburger Verbands in Horn mit einem 6:2, 4:6, 6:0-Sieg über den ehemaligen Weltranglistenfünften Tommy Robredo (37/Spanien/Nr. 209) das Achtelfinale erreicht hatte, in dem an diesem Donnerstag der Ukrainer Sergej Stachowski (33/Nr. 145) sein Gegner ist.

„Einen Spieler mit größerem Namen habe ich noch nie besiegt, deshalb war das ein sehr spezieller Moment“, sagt der 23-Jährige. Diesen Moment allerdings für nationalistische Propaganda zu nutzen und mit dem Militärgruß zu salutieren, wie es in diesen Tagen diverse türkische Sportler tun, um im Konflikt mit den Kurden in Nordsyrien ihre Solidarität mit der Armee zu zeigen, ist Celikbileks Sache nicht.

Celikbilek: "Man sollte Sport und Politik trennen"

„Ich denke, dass das Privatsache ist und nicht in die Öffentlichkeit gehört. Man sollte Sport und Politik trennen“, sagt der Weltranglisten-365., der gleichwohl die Sympathiebekundungen für das Militär gutheißt. „Der Militärgruß bedeutet nicht, dass man für Krieg ist, sondern nur, dass man mit den Soldaten fühlt“, sagt er. Für Deutsche sei das möglicherweise schwer nachzuvollziehen, „aber Familienmitglieder von mir sind Opfer kurdischer Terroristen geworden, deshalb kann ich verstehen, dass es diese Kämpfe gibt, auch wenn ich mir wünschen würde, dass man es diplomatisch lösen könnte“.

Die Situation in seiner Heimat Istanbul, in der seine Eltern und viele Familienmitglieder leben und in der auch Celikbilek selbst rund die Hälfte seines Lebens verbringt, bewegt den Daviscupspieler, ohne ihn jedoch in seiner sportlichen Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. „Ich informiere mich täglich über alles, was in der Türkei passiert. Aber ich bin hier, um meinen Beruf auszuüben, und darauf liegt mein Fokus“, sagt er.

An Athletik, Einstellung und Ernährung arbeiten

Tatsächlich ist Hamburg die Wahlheimat des Rechtshänders, seit er im vergangenen Jahr das Turnier in Horn gewinnen konnte. Björn Kroll, Vizepräsident des TC an der Schirnau Kaltenkirchen und beruflich im Landesverband beschäftigt, sprach Celikbilek damals an, ob er sich vorstellen könne, für seinen Verein Ligaspiele zu bestreiten. Konnte er, und seitdem lebt der junge Türke, wenn er in Hamburg ist, bei Kroll, der sein Management übernommen hat. Als Trainer ist Tobias Hinzmann vom Club an der Alster im Team. „Wir versuchen, Altugs Umfeld zu professionalisieren“, sagt Kroll, der seinem Schützling Top-100-Potenzial attestiert. „Aber dafür muss er an der Athletik und Einstellung arbeiten und auf die Ernährung achten.“

Letzteres ist in Hamburg indes eine Herausforderung. Als Sponsor hat Kroll das Restaurant Montgomery Champs gewinnen können. „Den Chickenwings dort kann ich kaum widerstehen“, sagt Altug Celikbilek. Dafür nimmt er allerdings Extraschichten in Kauf.

Der Hamburger Tobias Kamke (33/Nr. 240) zog mit einem 3:6, 6:3, 6:3-Sieg über den Serben Nikola Milojevic (24/Nr. 151) ins Achtelfinale ein. Daniel Masur (24/Bückeburg/Nr. 234) verpasste dies mit 6:2, 3:6, 6:7 (5:7) gegen den topgesetzten Italiener Salvatore Caruso (26/Nr. 100).