Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg erwartet zum internationalen Comeback eine Minuskulisse. Spieler und Verein versuchen es mit Humor zu nehmen.

Der Rahmen passt nicht recht zum Anlass: Mit gerade einmal 10.000 Fans rechnet der VfL Wolfsburg, wenn der Bundesligaclub am Donnerstagabend nach 1255 Tagen sein Comeback auf der internationalen Bühne feiert.

„Wie viele? Nur 10.000? Für unser Heim- oder das Auswärtsspiel?“, fragte Verteidiger Jérôme Roussillon ungläubig, als er im Gespräch mit den "Wolfsburger Nachrichten" von der Zuschauer-Prognose der VfL-Verantwortlichen gegen den ukrainischen Außenseiter PFK Olexandrija erfuhr: „Vergangene Saison wollten alle, dass wir die Europa League erreichen. Jetzt sind wir drin. Wir brauchen unsere Fans.“

Die Europa League taugt in der Autostadt, wo sie sich noch immer gern von internationalen Sternstunden wie dem 2:0-Erfolg gegen Real Madrid im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im Frühjahr 2016 erzählen, (noch) nicht als Zugpferd. Selbst die Drittliga-Heimspiele im 39 Kilometer entfernten Braunschweig sind mit mehr als 20.000 Zuschauern im Schnitt deutlich besser besucht.

Verein reagiert mit Humor

Doch der Verein nimmt die Situation mit Humor. „Auch wenn das Stadion nicht voll sein wird, ihr habt die Chance dazu. Im Gegensatz zum letzten internationalen Auftritt der Wölfe, darf wieder alkoholisches Bier ausgeschenkt werden. Prost!“, postete der VfL am Mittwoch auf Twitter und wies mit einem weiteren Beitrag auf seinen Ticketverkauf hin: „Liebe Klaustrophobiker, Platz ist noch genug vorhanden.“

Ob voll oder nicht: Trainer Oliver Glasner und sein Team um Toptorjäger Wout Weghorst fiebern dem Auftakt der Europa League entgegen. „Wir können die Situation nicht verändern und sehen es als Auftrag“, sagte Glasner: „Es liegt an uns, die Zuschauer zu begeistern und mit ins Boot zu holen.“ Angreifer Weghorst unterstrich die sportlichen Ambitionen. „Wir wollen die Gruppe überstehen und etwas Großes erreichen“, sagte der Niederländer den "Wolfsburger Nachrichten": „Bei allem Respekt vor den Gegnern: Aber wir müssen zeigen, dass wir das draufhaben.“

Bei den Wölfen träumt man von einer ähnlichen Erfolgsstory wie die der Frankfurter Eintracht, die im Vorjahr nach langer Abstinenz bis ins Halbfinale vorstieß. „Ich sehe den Start in der Europa League als Auszeichnung für den VfL. Das haben sich alle Verantwortlichen, Spieler Mitarbeiter verdient, was die Eintracht in der vergangenen Saison vorgemacht hat“, sagte Coach Glasner: „Wir wollen die Fans mit ins Boot holen, damit wir tolle Europacup-Abende erleben.“

Gruppengegner sind keine Zugpferde

Große Hoffnungen auf einen Zuschauer-Boom sollten sich die Wölfe aber auch in den übrigen Gruppenspielen nicht machen: Angesichts der weiteren Gegner, AS Saint-Étienne und KAA Gent, dürfte die Resonanz nicht viel größer sein.

Olexandrija, rund 330 Kilometer südöstlich von Kiew gelegen, ist der größte Unbekannte. Erst 2015 stieg dieser fast ausschließlich mit ukrainischen Spielern auflaufende Club wieder in die Erste Liga seines Landes auf. Dass er dort in der vergangenen Saison Dritter wurde und aktuell sogar vier Tabellenplätze vor dem früheren Europapokal-Sieger Dynamo Kiew steht, wird dem VfL zwar keinen einzigen Zuschauer mehr ins Stadion treiben. Es sollte den Wolfsburgern aber sportlich eine Warnung sein.

"Wir haben uns mehrere Spiele von Olexandrija angesehen. Das ist eine Mannschaft, die sehr gut organisiert und sehr aggressiv ist", sagte VfL-Trainer Oliver Glasner. "Wir haben einen sehr großen Respekt vor diesem Gegner."

Und das geringe Interesse? Trainer Glasner sieht es als Verpflichtung. "Wir wollen sehen, dass wir den Zuschauern in dieser Europa-League-Saison noch mehr als drei Heimspiele bieten." Das würde bedeuten, dass der VfL seine Vorrundengruppe übersteht. Vielleicht klappt es dann ja in der K.-o.-Runde mit Manchester United.