München. Rummenigge gibt neue interne Transferregeln bekannt – und erlaubt sich eine Spitze gegen Hummels und den BVB.

Als Präsentation von Lucas Hernández war der Termin betitelt worden, doch es dauerte nicht lange, bis die drängenderen Themen beim FC Bayern in den Vordergrund rückten. Zu den stockenden Transferbemühungen und den von Manuel Neuers Berater öffentlich geforderten Verstärkungen wurde Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ebenso befragt wie zu einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach Trainer Niko Kovac in der Sommerpause wegen mangelnder Rückendeckung kurzzeitig darüber nachgedacht haben soll, hinzuschmeißen. Rummenigge, der seine Skepsis gegenüber Kovac mehrfach durchblicken gelassen hatte, tat dies als „Gerücht“ ab.

Der französische Weltmeister Hernández, 23, für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid als mit Abstand teuerster Bundesligaspieler der Geschichte verpflichtet, bekam am Montag umgehend einen näheren Einblick in die Debatten, die seinen neuen Verein auch am Tag des Trainingsauftakts beschäftigten. Dabei fanden sich zu den Leistungstests und der ersten öffentlichen Einheit mit dem neuen Co-Trainer Hansi Flick nur die sieben Profifeldspieler Thomas Müller, Thiago Alcántara, Javier Martínez, Corentin Tolisso, Fiete Arp, Jérôme Boateng und Renato Sanches ein.

Fiete Arp im Bayern-Training an der Seite von Jérôme Boateng, dessen neue Frisur auffiel.
Fiete Arp im Bayern-Training an der Seite von Jérôme Boateng, dessen neue Frisur auffiel. © imago / Sven Simon

Davon können allerdings nur vier als fest eingeplante Kräfte für die kommende Saison eingestuft werden. Bei Offensivtalent Arp, für rund drei Millionen Euro Ablöse vom HSV geholt, muss abgewartet werden, ob er bei Kovac regelmäßig zum Einsatz kommen wird. Boateng und Sanches sollen und wollen sich noch einen neuen Verein suchen. Die Nationalspieler, rund die Hälfte des Profikaders mit aktuell 17 Feldspielern und vier Torhütern, steigen erst am Freitag ins Training ein.

Hernández überrascht mit Deutsch-Monolog

Begonnen hatte Präsentation von Hernández im Mediensaal der Münchner Arena mit ein paar Kostproben seiner Lernfortschritte aus seinen Deutschstunden. „Servus, ich bin Lucas“, sagte er bereits mit bayrischem Einschlag, „ich bin glücklich, hier zu sein. Ich freue mich auf eine gute Saison mit dem FC Bayern. Also, pack ma’s!“ Später sagte Hernández, er sei ein Spieler „mit viel Mentalität“ und er könne ein „Leader“ sein: „Jetzt ist es an mir zu zeigen, dass die 80 Millionen gut investiert sind.“

Eingeplant wird Hernández trotz seiner vergleichsweise geringen Körpergröße von 1,82 Meter als linker Innenverteidiger neben Niklas Süle, mehr Erfahrung hat er allerdings als Linksverteidiger. Nach seiner Innenband-OP am rechten Knie muss der Franzose vorerst noch individuell trainieren. Auf der am Montag beginnenden Werbetour durch die USA hofft er, ins Mannschafttraining einsteigen zu können, um rechtzeitig zum Ligaauftakt am 16. August gegen Hertha BSC zur Verfügung zu stehen.

Rummenigge stichelt gegen Hummels und den BVB

Für Rummenigge ist der FC Bayern „in der Innenverteidigung top aufgestellt“, auch im europäischen Vergleich. Neben dem Meister könne sich die gesamte Bundesliga glücklich schätzen, dass Hernández verpflichtet worden sei, befand er. Der Vorstandschef verwies zudem auf den Rechts- und Innenverteidiger Benjamin Pavard, 23, der für 35 Millionen Euro vom Bundesligaabsteiger VfB Stuttgart abgeworben worden war und zusammen mit Hernández bei der WM 2018 den Titel gewonnen hatte.

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge wartet auf einen umfallenden Domino-Stein, der den Transfermarkt ins Rollen bringen soll.
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge wartet auf einen umfallenden Domino-Stein, der den Transfermarkt ins Rollen bringen soll. © dpa

Dabei erlaubte sich Rummenigge auch eine kleine Spitze Richtung gegen Borussia Dortmund. BVB-Sportdirektor Michael Zorc hatte den aus München zurückgeholten und von Bundestrainer Joachim Löw ausgemusterten Mats Hummels als „besten deutschen Innenverteidiger“ bezeichnet. Rummenigge sagte nun mit Blick auf Süle: „Ich bin der Meinung: Der beste deutsche Innenverteidiger spielt bei Bayern München – und übrigens auch in der Nationalmannschaft.“

Rummenigge kritisiert Neuers Berater

Bei den anderen Themen der schon vor dem Trainingsauftakt aufgekommenen Debatten ging es Rummenigge vor allem darum, zu beschwichtigen. Die jüngsten Einschätzungen von Neuers Berater Thomas Kroth, die Mannschaft des FC Bayern sei international nicht konkurrenzfähig, seien dessen Privatmeinung und nicht die des Torwarts und Kapitäns. „Thomas Kroth ist nicht das Sprachrohr von Manuel Neuer in dieser Angelegenheit“, sagte Rummenigge nach einem Gespräch mit Neuer.

Dennoch sind sie sich alle beim FC Bayern einig, dass die Mannschaft weiter verstärkt werden muss, um auch international mithalten zu können. „Wir, insbesondere Hasan (Sportdirektor Salihamidzic, d. Red.), arbeiten mit Hochdruck am Transfermarkt“, sagte Rummenigge, und zwar „mit klaren Gedanken, kühlem Herz und konzentriert“.

Er bat um Geduld, kündigte „noch einige Transfers“ an, verwies auf den Transferschluss am 2. September und erklärte, man warte auf den Dominoeffekt auf dem internationalen Markt nach dem ersten großen Transfer. „Ich bin in keinster Weise nervös, genauso wenig wie meine Kollegen“, sagte Rummenigge, „wir werden eine Mannschaft haben, die in allen drei Wettbewerben sehr konkurrenzfähig sein wird.“

Bayern kündigt Gespräch mit Sané an

Ob Leroy Sané womöglich doch verpflichtet werden kann, könnte sich nach dessen Rückkehr aus dem Urlaub noch in dieser Woche klären. In Kürze soll es ein Gespräch mit Manchester Citys Flügelspieler geben. Unabhängig davon sei der achte Meistertitel in Serie das Ziel, sagte Rummenigge, und ohnehin würden die Ansprüche des FC Bayern sicher nicht geringer werden.

In der Vorsaison waren die Münchner im Achtelfinale gegen den späteren Titelträger FC Liverpool ausgeschieden. Kovac wird Rummenigges Worte vernommen haben, vor der ersten Einheit mit seinem vorläufigen Rumpfkader.