Hamburg. Thole/Wickler begeistern und stehen als einziges Gastgeber-Team im Achtelfinale. Olympiasieger gerät ins Schwärmen.

10.000 Zuschauer auf dem Center Court feierten die Hamburger Julius Thole und Clemens Wickler enthusiastisch, und selbst Beachvolleyball-Olympiasieger Jonas Reckermann geriet auf der Tribüne ins Schwärmen: „Das war das bisher beste Match dieser WM. Thole/Wickler haben athletisch und taktisch eine Weltklasse-Leistung geboten.“ Die war auch nötig, um die Niederländer Alexander Brouwer/Robert Meeuwsen aus dem Turnier zu blocken. Das geschah in 2:0 (23:21, 21:19)-Sätzen denkbar knapp. Das ETV-Duo ist jetzt das letzte verbliebene deutsche Team am Rothenbaum. Im Achtelfinale treffen sie am Freitagabend um 18 Uhr auf den zweimaligen brasilianischen Weltmeister Alison Cerutti und seinen neuen Partner Alvara Filho – wieder eine hohe Hürde.

Clemens Wickler (r.) und Julius Thole boten am Donnerstag ein Spektakel.
Clemens Wickler (r.) und Julius Thole boten am Donnerstag ein Spektakel. © Witters

Der erste Satz gehörte Thole. Der 22-Jährige, 2,06 Meter groß, erfüllte seinen Arbeitsauftrag perfekt. Achtmal blockte er die Niederländer, insgesamt zwölfmal (WM-Rekord), auch beim Satzball zum 23:21 konnten Meeuwsen den Ball nicht an ihm vorbeischlagen. Dabei hätte der Durchgang gar nicht in die Verlängerung gehen müssen. Thole/Wickler führten nach drei Thole-Blocks 15:10, als Brouwer mit gewaltigen Sprungaufschlägen die Weltmeister von 2013 und Olympiadritten von 2016 zurück ins Spiel katapultierte. Drei Satzbälle mussten die Hamburger beim Stand von 18:20 und 20:21 abwehren, bis Thole erneut seine langen Arme übers Netz streckte.

Im zweiten Durchgang führten die Niederländer bereits 17:14, aber Thole/Wickler hatten immer wieder genug Hände am Ball, um den Rückstand wettzumachen. Die finale Pointe lieferte Abwehrspieler Wickler (24/1,91 m). Erst machte er im Angriff den Punkt zum 20:19, dann blockte er beim Matchball 2,07-Meter-Mann Meeuwsen. „Clemens musste mir am Ende wieder die Show stehlen“, scherzte Thole, nachdem er seinen Partner auf dem Feld lange innig umarmt hatte. „Ich bin unglaublich stolz auf unser Team“, meinte der Jurastudent später. „Bundestrainer Martin Olejnak hat uns taktisch perfekt auf diesen starken Gegner eingestellt. Wir wussten genau, was sie tun. Diese Vorbereitung und das fantastische Publikum haben uns immens geholfen. Wir freuen uns jetzt auf das nächste Spiel vor dieser großartigen Kulisse. Danke, Hamburg!“

HSV-Duo bleibt Überraschung verwehrt

Am frühen Abend hatte das HSV-Duo Nils Ehlers (25) und Lars Flüggen (29) den zu diesem Zeitpunkt etwa 8000 Zuschauern auf dem Center Court ebenfalls ein spannendes Spektakel geboten. Die deutschen Nationalspieler, Nummer 39 des WM-Rankings, schienen in ihrem K.-o.-Match gegen Tri Bourne/Trevor Crabb (Nr. 13 der Setzliste) auf dem Weg zu einer Überraschung. Anders als Thole/Wickler bei ihrem 2:0-Erfolg gegen die US-Amerikaner in der Gruppenphase konnten Ehlers/Flüggen ihr Niveau nicht halten, verloren 21:15, 19:21 und 10:15.

Dank guter Block- und Abwehrarbeit von 2,10-Meter-Mann Ehlers und des sehr agilen Flüggen (1,92 m) hatten sie das US-Duo lange Zeit im Griff, auch wenn Flüggen bei einigen seiner artistischen Einlagen mal der Hut hochging. Ein ungenaues unteres Zuspiel von Ehlers und ein Angriffsfehler Flüggens führten schließlich zum Verlust des zweiten Satzes und letztlich des gesamten Spiels. Vor allem Flüggen konnte seine (Angriffs-)Form im dritten Durchgang nicht halten – trotz lautstarker „Ehlers, Flüggen!“-Rufe der Fans. „Es war ein Spiel auf gleichem Niveau, das Momentum lag auf der Seite der Amerikaner. Insgesamt haben wir ein gutes Turnier gespielt, wir haben es endlich geschafft, unsere Trainingsleistung umzusetzen. Es hat großen Spaß gemacht, hier zu spielen“, sagte Flüggen, der die WM mit Ehlers nach zwei Siegen und zwei Niederlagen als 17. beendete.

Die letzten deutschen Frauen scheitern

Denselben Rang belegen Philipp Arne Bergmann/Yannick Harms. Das Nationalteam aus Hameln war beim 0:2 (13:21, 13:21) gegen die Weltranglisten-Ersten Anders Mol/Christian Sörum erwartungsgemäß chancenlos. In 39 Minuten blockten die Norweger die meisten Angriffe des am Bundesstützpunkt in Hamburg-Dulsberg trainierenden Duos ab. Gegen die Sprunghöhe Mols, 3,38 Meter im Block, 3,43 Meter im Angriff, konnten sie letztlich nichts ausrichten, der Zwei-Meter-Mann war nicht auszuschalten. Der Trost: 7000 Dollar Prämie.

Im letzten Spiel des Abends schied mit Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen) das letzte deutsche Frauen-Duo am Rothenbaum im Achtelfinale aus. Sie verloren nach starkem Beginn 2110, 17:21, 11:15 gegen die Brasilianerinnen Fernanda Alves/Barbara Seixas.