Halle/Westfalen Matchball . Schweizer Topstar bleibt nach Insolvenz des Titelsponsors Gerry Weber dem Turnier treu. Genauso wie andere Tennis-Stars.

Als Roger Federer am Dienstagabend seinen ersten nutzte, um den Australier John Millman mit 7:6 (7:1), 6:3 auszuschalten, konnte Turnierdirektor Ralf Weber durchatmen. Viel ist hereingebrochen über das von ihm verantwortete Rasentennisevent im westfälischen Halle angesichts des am 1. April eröffneten Insolvenzverfahrens gegen Titelsponsor Gerry Weber. Doch nichts ist wichtiger für den Erfolg als das Fortkommen des stärksten Zugpferds.

Federer ist mit neun Titeln Rekordsieger in Halle, der 37 Jahre alte Weltranglistendritte aus der Schweiz ist in diesem Jahr zum 17. Mal am Start. Ein Erstrundenaus des „Maestros“ wäre fatal gewesen. Die Neuerungen, an die sich die Fans gewöhnen müssen, sind so schon einschneidend genug. Eine Woche vor dem Turnierstart konnte Ralf Weber mit dem Gesundheitsdienstleister Noventi einen neuen Titelsponsor präsentieren. Auf allen Werbeflächen musste kurzfristig der Name Gerry Weber getilgt werden.

Auch Alexander Zverev unterstützt das Turnier

Auch wenn es dauern dürfte, bis der neue Name „Noventi Open“ im Sprachgebrauch der Tennisszene angekommen ist, freute sich der Turnierdirektor über das „kraftvolle Zeichen“, das der neue Abschluss setzte. „Es ist ein toller Coup für beide Partner“, sagt er, „die Resonanz auf die neue Partnerschaft ist von allen Seiten sehr positiv.“Die Sorge um die Zukunft des bei den Spielern als Vorbereitung auf das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon sehr beliebte Event hatte in den vergangenen Monaten viele umgetrieben. Federer, der im Achtelfinale am Donnerstag auf den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga trifft, hatte sofort seine Hilfe zugesagt.

Auch Deutschlands Topspieler Alexander Zverev, ebenfalls am Donnerstag gegen Steve Johnson (USA) gefordert, erneuerte seinen Treueschwur. „Meine Unterstützung hat Halle immer, es gibt vor Wimbledon keinen besseren Platz“, sagte der 22 Jahre alte Weltranglistenfünfte aus Hamburg. Tatsächlich besticht das Turnier, das erstmals 1993 ausgetragen wurde, neben seiner familiären Atmosphäre und der optimalen Logistik – das Spielerhotel liegt auf der Anlage, Federer kann vom Balkon seiner Suite aus auf die Außenplätze schauen – mit seinem erlesenen Teilnehmerfeld.

Federer soll ein Leben lang Halle-Botschafter bleiben

Mit Federer, Zverev und dem Russen Karen Khachanov sind drei Top-Ten-Spieler dabei, der vierte – Dominic Thiem aus Österreich – zog wegen Erschöpfung kurzfristig zurück. Vier weitere Akteure stehen unter den besten 20 der Welt. So viel Qualität kostet Geld, das in Halle in Form üppiger Antrittsprämien gezahlt wird. Umso wichtiger, dass mit Noventi ein Titelsponsor für die kommenden drei Jahre gefunden werden konnte, auch wenn Turnierdirektor Weber versichert, dass der Fortbestand zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen sei. „Der Rückhalt bei unseren Sponsoren ist beeindruckend, viele haben ihr Engagement sogar ausgeweitet. Die Ticket- und Logenverkäufe sind in diesem Jahr auf Rekordniveau“, sagt er.

Die hohen Millioneninvestitionen in die Infrastruktur und Technik, die die Anlage angenehm vom seit Jahren maroden Hamburger Rothenbaum abhebt (der 2020 umfassend renoviert wird), sollen sich auch in den kommenden Jahren rentieren. Die Außenplätze 2 und 3 sollen ausgebaut werden. „Wir haben uns in der hochwertigen ATP-500er-Serie etabliert“, sagt Ralf Weber, „daran wollen wir anknüpfen.“Und das langfristig mit Unterstützung Federers. Den Grand-Slam-Rekordsieger auch nach dessen Karriereende einzubinden, sei selbstverständlich eine Überlegung. „Er ist Teil unserer Familie und soll sein ganzes Leben lang Halle-Botschafter bleiben. Aber zunächst hoffe ich auf noch einige Jahre mit ihm als Titeljäger“, sagt Ralf Weber. Den Grundstein für dieses Jahr hat Federer am Dienstagabend gelegt.