Augusta. Der Golf-Superstar triumphiert beim Masters in Augusta. Nach jahrelanger Durststrecke gewinnt er seinen 15. Majortitel.

Tiger Woods fiel seiner Mutter Kultida um den Hals, überglücklich schloss er nach der denkwürdigen Krönung seines Traum-Comebacks auch seine Kinder Charlie Axel und Sam Alexis in die Arme. Nach jahrelangen Zweifeln, Schmerzen und Rückschlägen ist Woods zurück im Golf-Olymp, beim US Masters in Augusta triumphierte der amerikanische Superstar am Sonntag zum fünften Mal - elf Jahre nach seinem 14. und bis dato letzten Majorsieg.

„Es ist überwältigend, ich war schon glücklich, im letzten Jahr hier überhaupt wieder zu spielen“, sagte Woods: „Es schließt sich ein Kreis, 1997 war mein Vater hier, heute bin ich ein Dad.“ Beim Sender CBS gratulierte Jack Nicklaus, der einzige Golfer, der mehr Majors (18) als Woods gewonnen hat. „Ich freue mich so für ihn, für das Spiel ist es fantastisch“, sagte Nicklaus.

Publikumsliebling Woods

Mit dem Sieg kam Woods näher an die Rekordmarken von US-Idol Nicklaus heran, der sechsmal das Green Jacket gewann. Woods hatte zuletzt 2008 mit dem Sieg bei der US Open ein Major gewinnen können. Die frenetischen Fans feierten den Publikumsliebling mit lauten „Tiger, Tiger“-Sprechchören, als er auf der 18. und letzten Spielbahn den finalen Putt zum Sieg einlochte. „Entscheidend war, dass ich ruhig und kon­trolliert geblieben bin“, sagte Woods, „das war nicht einfach bei all der Aufregung um mich herum.“

Auch Bernhard Langer, als Ex-Champion im Grünen Jackett gekleidet, reihte sich in die Gratulanten ein. Der 61 Jahre alte Anhausener war selbst auf der Schlussrunde eingebrochen und lag am Ende als 62. (296 Schläge) hinter dem ehemaligen Weltranglistenersten Martin Kaymer (51./290).

Woods war am Sonntagvormittag mit zwei Schlägen Rückstand auf den führenden Italiener Francesco Molinari auf die Schlussrunde gegangen. Wegen drohender Gewitter hatten die Veranstalter die Abschlagzeiten um Stunden nach vorne gelegt. Die Buchmacher hatten Woods schon nach zwei der vier Runden in den Favoritenstatus gehievt, die Fans jubelten bei jedem gelungenen Schlag ihres Idols, der mit seinen Triumphen Golf in eine ganz neue Liga geführt hatte.

Der 43-Jährige behielt die Nerven

Doch der Finaltag begann mit Bogeys auf den Bahnen vier und fünf zäh für den Publikumsliebling. Molinari, an den ersten drei Tagen mit nur einem Bogey die Konstanz in Person, spielte dagegen weiter wie ein Uhrwerk - bis er auf der „Golden Bell“ genannten Bahn 12 patzte. Der Abschlag des Italieners landete im Wasser, ein Doppel-Bogey später gab er die virtuelle Führung ab.

Woods spielte bis zur zweiten Hälfte des Kurses nicht überragend, einige Kontrahenten schienen noch in den Titelkampf eingreifen zu können. Doch als es darauf ankam, behielt der 43-Jährige die Nerven. Mit einem Birdie am Loch 15 übernahm er die Führung, Auf der 16. Bahn baute er mit einem weiteren Birdie seinen Vorsprung aus – und gab sie bis zum Ende nicht mehr ab.

275 Schläge auf dem traditionsreichen Par-72-Kurs in Georgia standen schließlich für ihn auf dem Leaderboard, einer weniger als für Dustin Johnson, Xander Schaufele und Brooks Koepka (alle USA). Molinari teilte sich mit 277 Schlägen Platz fünf mit Jason Day (Australien) und Webb Simpson (USA).

Nach vier OPs zurück an der Spitze

1997 hatte Woods in Augusta seinen ersten Majortitel gewonnen und startete mit 21 Jahren eine Weltkarriere. Auch 2001, 2002 und 2005 war er an der Magnolia Lane nicht zu stoppen gewesen, bis zum Sieg bei der US Open 2008 dominierte er die Tour beinahe nach Belieben, ehe ihn persönliche Probleme und sein Rücken stoppten. Nach vier Operationen und einigen Anpassungen beim Schwung ist er nun wieder zurück an der Spitze.

Als er im Clubhaus von Titelverteidiger Patrick Reed das traditionsreiche grüne Jackett des Siegers übergezogen bekam, schossen ihm auch all die Schwierigkeiten und Probleme der letzten Jahre durch den Kopf. „Es waren harte Zeiten, ich konnte nicht einmal mit meinem Sohn im Garten putten“, erinnert sich Woods.

Einst konnte auch Kaymer um die größten Titel spielen, momentan freut sich der 34-Jährige aus Mettmann schon über Teilerfolge wie auf der Schlussrunde in Augusta. Erstmals in diesem Jahr blieb Kaymer (71) unter Par, kletterte auf Platz 51 und überholte damit auch seinen Landsmann Bernhard Langer (Anhausen). Der 61-Jährige, der nach seinen Triumphen 1985 und 1993 ein lebenslanges Startrecht beim Masters besitzt, konnte am Wochenende seine gute Form von den ersten beiden Tagen nicht halten. Langer unterliefen drei Doppel-Bogeys, schon am Sonnabend hatte er seine gute Ausgangsposition zur Halbzeit des 83. Masters verspielt. Kaymer gelangen dagegen zum Abschluss drei Birdies bei zwei Bogeys.