Paris. Das frühe Königsklassen-Aus trifft den deutschen Trainer Thomas Tuchel hart. Ausschlaggebend war ein umstrittener Hand-Elfmeter.

Als wenn der Sieg von Ajax Amsterdam bei Real Madrid am Dienstag nicht genug gewesen wäre, setzte die Champions League am Mittwoch mit der Fortsetzung des Achtelfinales noch einen drauf. Mit einem umstrittenen Elfmeter nach Videobeweis in der Nachspielzeit setzte sich Manchester United mit 3:1 bei Paris Saint-Germain durch und warf die Mannschaft des deutschen Trainers Thomas Tuchel überraschend aus dem Wettbewerb – und das obwohl die Franzosen das Hinspiel mit 2:0 in Old Trafford gewonnen hatten.

Das unerwartet frühe Aus in der Königsklasse hat Tuchel hart getroffen. Der Achtelfinal-K.o. sei "entsetzlich und grausam", sagte der Coach, – "ein Schock". Den Verlust seines Arbeitsplatzes muss er offenbar nicht fürchten. "Ich habe Vertrauen in den Trainer und seine Entscheidungen", sagte der launische Clubchef Nasser al-Khelaifi: "Wir müssen uns beruhigen, das Ganze analysieren und schauen, was der Coach will."

ManUnited schafft Historisches

Dieser Ballkontakt mit dem rechten Ellenbogen soll ausreichend für einen Strafstoß gewesen sein.
Dieser Ballkontakt mit dem rechten Ellenbogen soll ausreichend für einen Strafstoß gewesen sein. © imago/Sportimage

Die Entscheidung in Paris fiel erst in der vierten Minute der Nachspielzeit. Marcus Rashford verwandelte einen Elfmeter nach einem vermeintlichen Handspiel von Presnel Kimpembe und brachte United erstmals seit 2014 wieder ins Viertelfinale. Der französisch-kongolesische Innenverteidiger im Dienst von Paris blockte einen Schuss von Diogo Dalot mit dem Ellbogen. Absicht oder nicht? Schwer zu entscheiden.

Fakt ist dagegen, dass Manchester der erste Club in der Champions-League-Historie ist, der nach einer Heimniederlage mit mindestens zwei Toren Unterschied noch weiterkam.

Tuchel über den Videobeweis-Elfmeter

Beim Aufreger des Abends hatte der slowenische Top-Schiedsrichter Damir Skomina zunächst nicht auf Strafstoß erkannt, änderte seine Meinung aber nach dem Videostudium. "Ich bin ein großer Unterstützer des Videobeweises, und ich bleibe ein großer Unterstützer des Videobeweises", sagte Tuchel. "Ich hatte den Eindruck, dass der Schuss über das Tor gegangen wäre. Deshalb tut es brutal weh."

Pechvogel Kimpembe musste unter anderem von PSG-Star Cavani (l.) aufgerichtet werden.
Pechvogel Kimpembe musste unter anderem von PSG-Star Cavani (l.) aufgerichtet werden. © imago/PanoramiC

Der PSG-Coach erinnerte aber auch an die Tragweite der Entscheidung: "Das ist eine große Entscheidung. Handspiel ist immer kompliziert und auslegbar. Es ist müßig, darüber zu diskutieren." Am Ende bekam die Debatte um die Auslegung der Handspiel-Regel und den Videobeweis im Prinzenpark neue Nahrung.

Neymar und Tuchel unterschiedlicher Meinung

Der verletzte Superstar Neymar verfolgte die Partie von der Tribüne.
Der verletzte Superstar Neymar verfolgte die Partie von der Tribüne. © imago/PanoramiC

Im Gegensatz zu Tuchel, dessen ambitionierter Club zum dritten Mal in Folge den Viertelfinal-Einzug verpasste, gab der verletzte Superstar Neymar den Schiedsrichtern die Schuld am Scheitern. "Es ist eine Schande", schimpfte der Brasilianer: "Da sitzen vier Leute, die keine Ahnung vom Fußball haben, und schauen sich eine Zeitlupe vor dem Fernseher an."

Tuchel nahm Neymar in Schutz: "Manchmal sagt man Dinge, die man ein paar Stunden später wieder zurück nimmt."

Kehrer verschuldet Gegentor

Es war kein guter Abend für die Deutschen bei Paris – nicht nur wegen des Ausscheidens. Unter den Augen von Handball-Profi Uwe Gensheimer unterlief Nationalspieler Thilo Kehrer vor dem 0:1 durch Romelu Lukaku ein übler Fehlpass. Sein Nationalmannschaftskollege Julian Draxler musste Mitte der zweiten Halbzeit mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz.