Åre. Statt aufs Podest zu springen, humpelt der Allgäuer ins Krankenhaus. Das vorläufige Ende eines verrückten Winters.

Stefan Luitz hatte von seinem Platz aus beste Sicht. Doch statt mit einem Lächeln auf dem hölzernen Thron des Führenden im Ziel zu sitzen, hockte der Allgäuer mit erkennbar schmerzverzerrtem Gesicht sechs Tore oberhalb der roten Linie, über die er nach und nach all die anderen Läufer des WM-Riesenslaloms in Åre rasen sah. Mit zwei von ihnen hatte er nach einer bis dahin bereits sehr turbulenten Saison auf das Podest steigen wollten, stattdessen aber humpelte er ins Krankenhaus.

Gut 45 Minuten nach seinem kapitalen Sturz im ersten Lauf des Rennens befand sich Luitz in Begleitung von Mannschaftsarzt Manuel Köhne, der kürzlich den verletzten Thomas Dreßen nach dessen Kreuzbandriss operiert hatte, auf dem Weg ins etwa 80 Kilometer von Åre entfernte Östersund. "Das linke Knie ist instabil", sagte Ralph Eder, Sprecher des Deutschen Skiverbandes (DSV). Im linken Knie hatte sich Luitz im Dezember 2017 in Alta Badia einen Kreuzbandriss zugezogen.

Der 26-Jährige hatte sich fest vorgenommen, in Åre für das Happy End einer nervenaufreibenden Zeit zu sorgen. Doch seine Fahrt mit Startnummer elf und zu einem Zeitpunkt, als die Piste am Berg Areskutan durch Sonneneinstrahlung und warme Temperaturen schon etwas nachgegeben hatte, endete nach nicht einmal einer Minute. Luitz, mit einem Schutzpanzer an der vier Wochen zuvor in Adelboden ausgekugelten linken Schulter mutig, aber fehlerhaft unterwegs, fädelte mit dem linken Bein an einer Torstange ein, prallte mit dem Rücken auf die Piste, die Nase blutete. "Das war nicht schön anzuschauen. Ich habe ihn gesehen und mich sofort umgedreht", sagte Mannschaftskollege Alexander Schmid.

FIS erkennt Weltcupsieg ab

Es ist für Luitz das vorläufige Ende eines Winters, der kaum hätte turbulenter verlaufen können. Im ersten Riesenslalom nach seinem Kreuzbandriss am 2. Dezember 2017 hatte er in Beaver Creek (USA) überraschend sein erstes Weltcup-Rennen gewonnen. Am 10. Januar nahm ihm der Ski-Weltverband FIS diesen Sieg und das Preisgeld wieder weg, weil er zwischen beiden Läufen Sauerstoff inhaliert hatte. Die FIS verbietet das, die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht. Luitz ist daher vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS gezogen.

Zu allem Überfluss passierte dann auch noch das Missgeschick mit der linken Schulter. Die ganze Aufregung der Sauerstoff-Affäre warf Luitz erst mal aus der Bahn, unmittelbar vor Weihnachten kehrte er mit Rang vier in Saalbach-Hinterglemm in die Weltspitze zurück. Vier Wochen vor Åre dann das: Luitz war Vierter nach dem ersten Lauf in Adelboden, im zweiten kugelte er sich bei einem Sturz unglücklich die Schulter aus. Die danach angefertigte Orthese, betonte er jedoch, behindere ihn beim Skifahren nicht, "da fehlt sich nichts".

Über das linke Knie wird er das wohl erst mal nicht sagen können.