Köln/Hamburg. Nach dem Ausfall von Martin Strobel muss eine Alternative her. Der 2007er-Weltmeister Michael Kraus ist es nicht – aus gutem Grund.

Es lief die 59. Minute in der Kölner WM-Arena, als Domagoj Duvnjak seine Kroaten gegen Deutschland noch einmal in Führung hätte bringen können. Doch der ehemalige HSV-Star, 2013 nach dem Champions-League-Sieg mit den Hamburgern zum Welthandballer des Jahres gekürt, fand seinen Meister in Torhüter Andreas Wolff. Im Gegenzug erzielte Kiels Hendrik Pekeler das 21:20 und brachte damit wiederum die DHB-Auswahl auf die Siegerstraße.

Wenig später stand am Ende eines wahren Handball-Krimis ein 22:21 (11:11)-Sieg der Deutschen und die damit verbundene vorzeitige Qualifikation für das Halbfinale der Weltmeisterschaft. In diesem spielt die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop am kommenden Freitag in der Hamburger Barclaycard Arena – je nach Abschlussplatzierung in der Hauptrundengruppe 1 um 17.30 Uhr oder um 20.30 Uhr.

Ex-HSVer Kraus als Alternative für Strobel? Von wegen!

Duvnjak verpasste mit der Niederlage die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Und auch für einen anderen früheren HSV-Spielmacher wird sich der Traum von einem WM-Auftritt in Hamburg nicht mehr erfüllen – auch wenn es sich Stefan Kretzschmar möglicherweise gewünscht hätte. Denn der Ex-Profi brachte nach dem Sieg von Köln Michael "Mimi" Kraus (2010 bis 2013 beim HSV) als Alternative für Martin Strobel, der wegen eines Innenband- und Kreuzbandrisses im linken Knie den Rest des Turniers ausfällt, ins Spiel. Der Spielmacher hatte sich gegen Kroatien bereits in der Anfangsphase verletzt.

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Michael "Mimi" Kraus war bei der WM bisher nur als Zuschauer in den Hallen (hier beim Spiel Serbien gegen Russland). © Imago/Oliver Ruhnke

"Würdest du Mimi Kraus holen?", fragte Kretzschmar den ehemaligen Weltmeistertrainer Heiner Brand in einer gemeinsamen Talkrunde mit Pascal Hens und Andreas Thiel. "Wenn er fit ist, mit Sicherheit", antwortete Brand. "Als Überraschungsmann ist er immer sehr gut. Ich lasse mich überraschen, der Bundestrainer muss entscheiden."

Da gibt es nur ein Problem: Kraus, inzwischen 35 Jahre alt und beim TVB 1898 Stuttgart unter Vertrag, war vor der WM von Prokop aufgrund eines Mittelhandbruchs Mitte Dezember nicht für den vorläufigen 28er-Kader berücksichtigt worden – und kann deshalb auch gar nicht nachberufen werden. Stattdessen nominierte Prokop am Dienstag Tim Suton nach. Der 22-Jährige vom TBV Lemgo war noch wenige Tage vor der WM aus dem Kader gestrichen worden, als das Team von 18 auf 16 Spieler verkleinert werden musste.

Stefan Kretzschmar moderiert während der Handball-WM einen eigenen Talk
Stefan Kretzschmar moderiert während der Handball-WM einen eigenen Talk © Imago/Jan Hübner

Zwangsläufig richten die Experten nun ihren Blick nach Hamburg. Allen voran "Pommes" Hens, der für die Halbfinale als WM-Botschafter agiert. "Halbfinale!!!!!! Hamburg, ich bringe sie mit!!!!!! Das war der Hammer heute", lautete Hens' Jubelbotschaft in den sozialen Netzwerken. Und Kretzschmar frohlockte: "Jetzt die Dänen in Hamburg rausschmeißen und dann ein Heimspiel in Dänemark?"

"Wir werden so laut schreien, wie wir können"

Im mittleren Jütland in Herning findet am Sonntag das Finale statt. Ob sich den Deutschen auf dem Weg dorthin tatsächlich die Dänen in den Weg stellen oder doch die Schweden oder Norweger, wird sich in den letzten Gruppenspielen am Mittwoch entscheiden. Ob die Unterstützung in Hamburg ähnlich groß sein werde wie zuletzt in Berlin und Köln, wollte Kretzschmar von seinen Gesprächspartnern schließlich wissen.

"Das wird natürlich schwer zu toppen sein", befand Hens auch unter Verweis auf die mit 12.500 Zuschauern geringere Zuschauerkapazität als etwa in Köln (19.500). "Aber wir werden so laut schreien, wie wir können." Und Heiner Brand kennt noch einen zusätzlichen Motivationskniff für das Hamburger Publikum. "Es werden ja auch kölsche Lieder gespielt!" In diesem Sinne: Auf geht's, Hamburg – wenn nicht jetzt, wann dann!