München. Alfons Schuhbeck spricht über das Essverhalten des Fußballstars. Eine andere Köchin findet den gesamten Vorgang “geradezu armselig“.

Die Kontroverse um Franck Ribérys Goldsteak macht auch vor Deutschlands Koch-Elite nicht Halt. Während Bayern Münchens Koch Alfons Schuhbeck dem französischen Fußballstar zur Seite springt, geht Sarah Wiener vor allem mit dem Anbieter des mit Blattgold verzierten Fleischs hart ins Gericht.

"Es ist keine Luxusküche. Es ist eine dekadente Schwachsinnsküche“, sagte die 56 Jahre alte Köchin der Deutschen Presse-Agentur. Bayern-Profi Ribéry hatte kürzlich ein Video von einem Stück Glitzerfleisch gepostet, das er in dem Restaurant Nusr-Et des türkischen Kochs Nusret Gökce in Dubai verzehrt hatte. Wiener hält es für unnütze Angeberei, ein Steak mit Blattgold zu verzieren.

Die Haute Cuisine habe mehr zu bieten. Da gehe es um Originalität, Kreativität und Geschmackskompositionen. Blattgold sei weder besonders kreativ noch geschmacklich wertvoll. "Selbst kulinarisch gibt's dafür die Note 5 von mir“, sagte Wiener, die unter anderem ein Restaurant im Berliner Museum Hamburger Bahnhof betreibt.

Wiener nennt Vorgang "geradezu armselig"

Ribéry hatte ein Video aus Dubai gepostet, in dem ihm ein vergoldetes Steak serviert wird. Laut Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic soll Ribéry dazu eingeladen worden sein. Der 35-Jährige erntete für das von dem ein oder anderen als dekadent empfundene Video viel Kritik. Weil er danach über seinen Twitter-Account obszön zurückschimpfte, legte der Verein ihm eine Geldstrafe auf.

Fernsehköchin Wiener sagte, man könne mit Geld prinzipiell machen, was man wolle. Die Art, das so zu zelebrieren und der Welt mitzuteilen, finde sie aber nicht nur dekadent, sondern "geradezu armselig". "Wenn man betrachtet, wie viele Milliarden Menschen sich nicht einmal einen Fingerhut von diesem Steak leisten können", sagte die langjährige Wahl-Hamburgerin.

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Schuhbeck über die "Bling-Bling"-Gesellschaft

Nach Ansicht von Starkoch Schuhbeck isst Ribéry dagegen ganz normal. "Als Koch des FC Bayern München kann ich zu Franck Ribérys Essverhalten nur sagen, dass er keinerlei merkwürdige Vorlieben hat“, sagte der 69-Jährige in München.

Verstehen sich gut: Bayern-Koch Alfons Schubeck und Franck Ribéry.
Verstehen sich gut: Bayern-Koch Alfons Schubeck und Franck Ribéry. © Imago/Eibner

Aus Sicht Schuhbecks hat Blattgold in der Küche allerdings "nichts mit kulinarischem Mehrwert oder gutem Geschmack" zu tun, "sondern nur mit schillernden Vorlieben der 'Bling-Bling'-Gesellschaft". "Deshalb gibt's vergoldete Tomahawk-Steaks auch nicht in den Sternerestaurants von München, Paris oder Barcelona, sondern an extravaganten Schauplätzen der Glitzerwelt“, sagte er. "In unseren Breitengraden wird Gold als zugelassene Lebensmittelfarbe mit der Nummer E 175 nach meinem Wissen nur noch zum Überziehen oder Dekorieren von Süßigkeiten und aufgebrezelten Wurstwaren verwendet.“

Schuhbeck ist nach Angaben auf seiner Website seit fast 30 Jahren Mannschaftskoch des FC Bayern München, bei dem Ribéry seit 2007 unter Vertrag steht. Online posiert der bekannte Koch mit Ex-Bayern-Star Philipp Lahm – und Ribéry. Schuhbeck schreibt dort: "Eine gesunde Ernährung ist maßgeblich für den Trainingserfolg mit verantwortlich."

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Effenberg fordert Transparenz in der Ribéry-Affäre

Unterdessen hat der frühere Bayern-Kapitän Stefan Effenberg seinem Ex-Club in der Ribéry-Affäre fehlende Transparenz vorgeworfen. Laut Club-Angaben war der Franzose für seine obszönen Äußerungen im Internet als Reaktion auf die Goldsteak-Kritik mit einer hohen Geldstrafe belegt worden. Ex-Nationalspieler Effenberg geht von einer sechsstelligen Summe aus.

In einer Kolumne für das Nachrichtenportal t-online.de schreibt Effenberg: "Das Strafmaß ist angemessen. Das Problem ist, dass niemand kommuniziert, wie hoch diese Geldstrafe wirklich ist – und wohin das Geld geht. An den FC Bayern oder an einen gemeinnützigen Zweck? Wenn das im Verborgenen bleibt, ist es kein Wunder, dass weiter diskutiert wird. Transparenz wäre hier der wichtigste Punkt“, schrieb Effenberg.

Effenberg hält das Strafmaß für angemessen, geht davon aus, dass die milde Strafe vor allem auf die Leistungen des Franzosen zurückzuführen sind. "Wenn Ribéry eine richtig schlechte Hinrunde gespielt hätte, oft ausgefallen und unzufrieden gewesen wäre, wäre die Entscheidung womöglich anders ausgefallen. So aber war die Gefahr zu groß, dass das sportlich in der Rückrunde nicht gut geht.“ Aus Sicht von Effenberg zurecht: "Wer jetzt seine Suspendierung oder seinen Rauswurf fordert, hat nie selbst professionell Fußball gespielt.“

Arbeitsrechtler hält Geldstrafe für problematisch

Derweil hält der Kölner Arbeitsrechtler Jannis Kamann Geldstrafen im Fußball wie im Fall Ribéry für höchst problematisch. "Grundsätzlich ist das private Verhalten von Arbeitnehmern für den Arbeitgeber nicht von Belang“, erklärte er am Dienstag. "Es sei denn, seine Äußerungen wirken sich negativ auf das Arbeitsverhältnis aus.“

Ribéry habe aber keine Aussagen in Bezug auf das Kerngeschäft Fußball gemacht oder sich vereinsschädigend über den FC Bayern geäußert. "Er hat sich nur an die Kritiker seines Essverhaltens gewandt. Zumal noch in französischer Sprache und auf französische Journalisten gemünzt“, sagte Kamann. "Deshalb finde ich es äußerst zweifelhaft, ob sich das in irgendeiner Weise auf das Arbeitsverhältnis auswirken dürfte."

"Wer sich einmal wehrt, gilt als verbrannt"

Geldstrafen sind im Fußball branchenüblich. "Wer in der Kreisliga zu spät kommt, muss fünf Euro zahlen. Bei Profis sind es schon mal 50.000 Euro“, sagte Kamann. Voraussetzung für solche Vertragsstrafen sei aber, dass sie im Vertrag vereinbart worden seien. Das sei bei Profifußballern oft so. "Ich habe Zweifel, ob dies arbeitsrechtlich zulässig ist. Denn für Fußballer gibt es keine Sonderstellung, sie sind keine besseren oder schlechteren Arbeitnehmer", meinte Kamann.

Dass sich bisher kaum einer gegen Geldstrafen rechtlich zur Wehr gesetzt hat, hat für ihn verschiedene Gründe. "Gegen den eigenen Arbeitgeber geht man nicht gern rechtlich vor", erklärte der Jurist. Man akzeptiere lieber eine Zahlung, die nicht so wehtue und beruhige wie im Fall Ribéry damit den Shitstorm. Kamann: "Die Branche ist sehr klein. Wer sich einmal arbeitsrechtlich wehrt, gilt als verbrannt."