„Es ist traurig, dass er dieses Schicksal erlitten hat“, sagt Schumachers ehemaliger Weggefährte Jochen Mass.

Essen. 18 Jahre lang hat Michael Schumacher seine Runden auf den Hochgeschwindigkeits-Kursen in den über 700 PS starken Formel-1-Rennern gedreht. Bis auf einen Beinbruch hat er sich nie ernsthaft verletzt. Und dann fällt der versierte Skifahrer am 29. Dezember 2013 im französischen Méribel bei einer Geschwindigkeit von nur 20 Kilometer pro Stunde unglücklich auf einen Stein.

Monatelang liegt er mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Koma. 2014 kann er die Klinik verlassen und lebt seitdem auf seinem Anwesen in der Schweiz. Kann er sprechen? Kann er laufen? Fragen, auf die es keine Antworten gibt.

An diesem Donnerstag wird Michael Schumacher 50 Jahre alt. In einem Statement auf Facebook bittet die Familie aus diesem Anlass um Verständnis dafür, dass es nach wie vor keine Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand gibt: „Ihr könnt euch sicher sein, dass er in besten Händen ist und wir alles Menschenmögliche tun, um ihm zu helfen.“

Für viele Fans bleibt Schumacher der Beste

Seit Tagen werden bereits weltweit unzählige Texte über den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister veröffentlicht, den viele Motorsport-Fans für den besten Rennfahrer der Geschichte halten. Nach Weihnachten jährte sich der schreckliche Ski-Unfall zum fünften Mal, und nun geht es anlässlich seines Geburtstags natürlich auch um die Würdigung dieses herausragenden Piloten.

„Es ist traurig, dass er dieses Schicksal erlitten hat“, sagt Jochen Mass dem Abendblatt. Der 72-Jährige war, wenn man so will, Michael Schumachers Fahrlehrer. 1990 bildeten der damals 22-jährige Schumacher und der doppelt so alte Mass ein Team im Sauber-Mercedes C11 bei der Sportwagen-WM .

Auch Mass weiß nichts Genaues über den Gesundheitszustand seines früheren Teamkollegen. „Es ist verrückt, dass ein kleiner Zufall zu diesem Unglück geführt hat“, sagt Mass, der es zwischen 1973 und 1981 bei 108 Formel-1-Starts achtmal aufs Podium schaffte.

„Frentzen hatte noch mehr Talent“

Mass hat Schumachers Aufstieg zum erfolgreichsten Rennfahrer der Welt hautnah verfolgt. Und auch ein wenig dabei mitgeholfen. Als der 22-Jährige Schumacher gemeinsam mit den ebenfalls jungen Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger im Mercedes-Sportwagen-Team dem erfahrenen Mass zur Seite gestellt wurde, erkannte der Routinier schnell, welches Potenzial in Schumacher steckte.

„Michael wollte immer alles verbessern, an sich selbst und am Auto. Heinz-Harald hatte zwar noch mehr Talent, war aber ein Luftikus, der nicht alles aus sich herausgeholt hat“, erinnert sich Mass. Einmal habe ihn Schumacher gefragt, warum er in einer Kurve langsamer als er sei. „Ich habe ihm geantwortet, weil ich mehr Muskeln habe. Das hat er sich zu Herzen genommen und deshalb an seiner Fitness hart gearbeitet.“

Schumacher hat sich im Motorsport nach oben gekämpft. Aus kleinen Verhältnissen. Sein Vater war Platzwart der Kartbahn in Kerpen-Manheim, seine Mutter stand dort im Kiosk. Als junger Kartfahrer holte Michael die abgefahrenen Reifen der Kinder reicherer Eltern aus dem Mülleimer – und mit diesen Second-Hand-Gummis raste er den früheren Besitzern auf der Bahn davon.

In der Nacht vor seinem ersten Formel-1-Rennen am 25. August 1991 in Spa teilte er sich mit seinem damaligen Manager Willi Weber ein Zimmer in der Jugendherberge. Obwohl Schumacher laut Forbes-Liste in seiner Karriere eine Milliarde Euro verdiente und damit auf Platz fünf aller Sportler liegt, blieb er in einigen Bereichen sparsam, um nicht zu sagen geizig. So ist die Geschichte überliefert, dass er häufig in Deutschland Marmelade kaufte und in seinem Auto über die Grenze brachte, weil die Konfitüre in der Schweiz zwei Franken teurer war.

Sonderlob von Hamilton für Schumacher

Schumacher war ein Perfektionist, überließ nichts dem Zufall. Mit seinen Ingenieuren holte er mit größtmöglicher Akribie das Maximale aus seinen Formel-1-Boliden heraus. Er war ein Bessermacher. Das gilt für ihn selbst und auch für sein Team. 1994 und 1995 wurde er mit dem vergleichsweise kleinen Benetton-Team Weltmeister. Und aus dem zwar berühmten, aber erfolglosen Ferrari-Team machte der akribische Deutsche gemeinsam mit dem englischen Technik-Guru Ross Brawn und dem französischen Teamchef Jean Todt einen Gewinner.

Nach 19 Jahren führte er Ferrari im Jahr 2000 wieder zum WM-Titel. Aus der Scuderia wurde eine Schumeria. Vier Titel folgten im Ferrari, sodass Schumacher als siebenmaliger Weltmeister bis heute die Nummer eins ist. Auch wenn er nach seinem ersten Rücktritt in den drei Jahren im Mercedes-Team von 2010 bis 2012 keinen Sieg mehr feierte, legte er dort die Grundlagen für die heutigen Erfolge der Silberpfeile. Lewis Hamilton wurde 2018 zum vierten Mal Weltmeister im Mercedes.

„Michael Schumacher wird immer der Größte bleiben“, sagte Hamilton der „Bild am Sonntag“. Hamilton bekannte, den Rennfahrer Schumacher schon als Kind bewundert zu haben: „Ganz persönlich erinnere ich mich daran, dass ich bei meinem Rennspiel auf der Konsole immer ihn als Fahrer genommen habe, als ich jung war.“

Sohn Mick geht in die Formel 2

So erfolgreich Michael Schumacher war, so umstritten war er auch. Das unschöne Etikett Schummel-Schumi machte immer dann die Runde, wenn der Deutsche in Kollisionen mit Konkurrenten wie Damon Hill 1994 oder Jacques Villeneuve 1997 verwickelt war. In einem Playboy-Interview im März 2000 gestand Schumacher, der selbst mit seinem Bruder Ralf auf der Formel-1-Strecke aneinander geriet: „Ja, ich bin ein ziemlicher Egoist, aber nur auf der Rennstrecke. Die Formel 1 ist ein Sport für Männer, kein Kindergarten.“

Auf der Rennstrecke war er manchmal ein Rüpel, außerhalb dagegen ein Familienmensch. Michael Schumacher hat nie für Skandale im Privatleben gesorgt. Homestorys lehnte er ab. Seine Frau Corinna (heute 49), seine Tochter Gina-Maria (21), eine erfolgreiche Westernreiterin, und seinen Sohn Mick (19) hat er stets vor der Vereinnahmung der Medien geschützt. Jetzt schirmt die Familie den Vater ab.

Mick Schumacher eifert seinem Vater nach. Als Formel-3-Europameister wechselt er jetzt in die Formel 2. „Mick hat Talent und beeindruckt mich mit seiner ruhigen Art“, sagt Jochen Mass.

Michael Schumacher kann stolz auf seinen Sohn sein.