Hamburg. Zweieinhalb Jahre nach dem Rückzug der Freezers müssen die Fans den nächsten Schlag verkraften. Können sie den Club jetzt retten?

Die Nachricht, die um 16 Uhr am Freitagnachmittag über den Presseverteiler der Crocodiles verschickt wurde, sorgte für Erschütterung in der ohnehin gebeutelten Hamburger Eishockeygemeinde. Zweieinhalb Jahre, nachdem die Farmsener Oberligamänner durch die Abmeldung der Hamburg Freezers vom Spielbetrieb in der Deutschen Eishockey-Liga zum klassenhöchsten Team der Stadt geworden waren, hat die Spielbetriebsgesellschaft am Freitagmorgen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

„Da es kurzfristig zum Ausfall bereits zugesagter Fördergelder in Höhe von 250.000 Euro gekommen ist, ist die 1. Hamburger Eissport GmbH in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wir waren daher gezwungen, beim Amtsgericht Hamburg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen“, hieß es in der von Geschäftsführer Christian Schuldt (34) aufgesetzten Erklärung. Wie es zum Ausfall eines guten Viertels des Gesamtetats kommen konnte, darüber gab es am Freitag keine Informationen. Auffällig war in den vergangenen Wochen allerdings, dass sich Hauptgesellschafter Klaus-Peter Jebens (62), der viele Jahre als wichtigster Gönner im Hintergrund agierte, bei den Heimspielen und im Umfeld rargemacht hatte.

Kapitän Schubert erlebte schon das Aus der Freezers

Sportdirektor Sven Gösch (46) und der derzeit verletzte Mannschaftskapitän Christoph Schubert (36) wurden am Freitagmorgen von der Mitteilung ebenso überrascht wie das Team, dem Cheftrainer Jacek Plachta anschließend freistellte, ob es zum Abschlusstraining für das Spiel am Freitagabend im Eisland Farmsen gegen die Füchse Duisburg auflaufen wollte. Als erste Reaktion ging die Mannschaft geschlossen aufs Eis.

„Ich bin geschockt und könnte heulen. Ich muss das erst einmal sacken lassen“, sagte Schubert in einer ersten Reaktion. Für den Abwehrspieler, der seit einem Jahr mit einer Schulterblessur fehlt, war die Nachricht wie ein Déjà-vu, schließlich hatte er nach der Einstellung des Spielbetriebs der Freezers, deren Kapitän er ebenfalls war, mit einer Spendenaktion 532.952 Euro eingesammelt – letztlich vergebens. Eine ähnliche Aktion wollen nun auch die Crocodiles starten. „Wir wollen 200.000 Euro sammeln, die zur Fortführung des Spielbetriebs genutzt werden sollen“, schrieb Schuldt, der für ein Gespräch nicht zur Verfügung stand, in seiner Mitteilung.

Insolvenz in Eigenverwaltung

Tatsächlich ist geplant, die Saison 2018/19 zu Ende zu spielen. Dies ist möglich, da es sich bei dem Antrag der Crocodiles um eine Planinsolvenz handelt. Das bedeutet, dass die Insolvenz in Eigenverwaltung unter Führung der Kanzlei Ecovis Grieger Mallison durchgeführt wird. Ziel ist eine nachhaltige Entschuldung. Löhne und Gehälter sind durch die Vorfinanzierung des Insolvenzausfallgeldes bis Ende Januar gesichert. Allerdings untersagen die Statuten des Deutschen Eishockey-Bundes Vereinen, die eine Planinsolvenz beantragen, die Teilnahme an den Play-offs, was bedeutet, dass die Saison spätestens am 3. März mit dem letzten Hauptrundenspiel in Erfurt endet.

Schon am Freitag erhielten mehrere Hamburger Spieler Angebote anderer Vereine. Gösch, der seit drei Wochen mit der Ausgabe einer Teamaktie frisches Geld für nötige Nachverpflichtungen einsammelte, erklärte bereits, ambitionierten Profis keine Steine in den Weg legen zu wollen. „Unser Ziel ist aber auf jeden Fall, auch in der nächsten Saison in der Oberliga anzutreten“, sagte er. Die DEB-Statuten erlauben dies, wenn die finanzielle Lage bereinigt und die sportliche Qualifikation erbracht ist.

Das Budget für die nächste Saison stand indes nicht einmal grob fest. Schubert und Gösch waren auf Nachfragen immer wieder vertröstet worden. Mit dem Wissen vom Freitagnachmittag erscheint das wie eine Hinhaltetaktik, die Hamburgs Eishockey in den kommenden Wochen beschäftigen wird.