Hamburg. Marvin Willoughby nach dem 80:65 in Kirchheim über die Perspektiven des Basketballclubs. Mannschaft ist selbstbewusster geworden.

Die Towers können doch auswärts. Beim bisherigen Tabellensechsten Kirchheim Knights gewannen die Hamburger vor 1050 Zuschauern mit 80:65 (15:16, 22:13, 21:10, 22:26) zum dritten Mal in der Fremde, festigten mit jetzt 9:3 Siegen Tabellenplatz zwei in der 2. Basketballbundesliga.

„Ich bin von diesem Auswärtssieg begeistert“, sagte Trainer Mike Taylor. „Wir haben hervorragend verteidigt. So will ich uns spielen sehen.“ Eine physisch starke Defense und ein enormes Laufpensum sorgten im dritten und vierten Viertel für die Entscheidung. Der US-Amerikaner Andrew Barham erzielte 28 Punkte, Center Jannik Freese (7 Punkte), der den Ausfall seines Positionspartners Justin Raffington kompensieren musste, steuerte sechs Assists bei, war damit bester Passgeber der Partie. „In der vergangenen Saison hätten wir dieses Spiel wahrscheinlich noch verloren“, meinte Sportchef Marvin Willoughby.

Herr Willough­by, vergangenes Jahr sind die Towers ebenfalls mit 9:3 Siegen gestartet und am Ende nach einer langen Niederlagenserie auf Platz zwölf abgestürzt. Worauf beruht Ihr Optimismus, dass sich Ähnliches in dieser Spielzeit nicht wiederholen wird?

Marvin Willoughby: Wir haben aus der vergangenen Saison ja unsere Schlüsse gezogen und sind überzeugt, dass wir insgesamt besser aufgestellt sind. Die Grundstimmung in der Mannschaft ist viel positiver, sie hat mehr Selbstvertrauen, sie scheint im Gegensatz zum Vorjahr weit besser in der Lage, auf Rückschläge konstruktiv zu reagieren.

Woran machen Sie das fest?

Willoughby: In Kirchheim und zuvor beim knappen Heimsieg gegen Schalke 04 (69:66) hat sie gezeigt, dass sie Spiele auch in der Defensive gewinnen kann, wenn im Angriff, hier sind wir normalerweise eine Macht, die Trefferquote unterdurchschnittlich bleibt. Für mich war in Kirchheim deshalb Tevonn Walker (17 Punkte) der überragende Spieler, weil er es immer wieder geschafft hat, zum Korb zu ziehen, weil er seinen Mitspielern Räume geöffnet hat und in der Defense kaum an ihm vorbeizukommen war. Dennoch ist man im Sport, gerade im Mannschaftssport, nie vor Rückschlägen gefeit. Sie sind gefährlich, weil sie oft eine negative Eigendynamik in der Gruppe entwickeln. Ich hoffe, dass wir diesmal besser mit ihnen umgehen.

Weil die Mannschaft qualitativ stärker besetzt ist als die der vergangenen Saison?

Willoughby: Das würde ich gar nicht sagen, sie spielt nur besser, vor allem viel besser zusammen. Unsere sogenannten Importspieler (zwei US-Amerikaner, ein Kanadier, ein Kroate, die Red.) sind alles Volltreffer, und unser neuer Trainer Mike Taylor, sicherlich auch ein wichtiger Faktor, trifft offenbar in seinen Ansprachen den richtigen Ton.

Wo sehen Sie noch Potenzial?

Willoughby: Unsere mangelnde körperliche Präsenz und Durchsetzungskraft unter den Körben bereitet uns manchmal Probleme, wenn aufgrund der Rotation oder wegen Verletzungen weder Jannik Freese noch Justin Raffington auf dem Feld sind. Wir sind auf der Centerposition numerisch schwach besetzt, aber das wussten wir vorher.

Rüsten Sie da noch nach?

Willoughby: Wir beobachten durchgängig den Markt. Aktuell ist nichts geplant.

Am Ende der fünften Saison der Towers könnte der Aufstieg in die Bundesliga stehen. Ist der Verein darauf vorbereitet?

Willoughby: Wir haben in den vergangenen vier Jahren die Grundlagen in der Organisation, im Marketing und im Umfeld des Teams geschaffen, um einen solchen Schritt wagen zu können. Der soll ja auch nachhaltig sein, wir wollen danach nicht sofort wieder absteigen. Unsere nächsten beiden Heimspiele, am Freitag, dem 14. Dezember, gegen Aufsteiger Rostock und am 23. Dezember gegen Nürnberg, sind schon wieder ausverkauft, insgesamt sind es dann sechs der acht Heimspiele in der Hinrunde. Unser Zuschauerschnitt mit 3300 Besuchern ist bereits erstligareif. Wir haben unsere Bekanntheit kontinuierlich gesteigert, sind ein hoch interessanter Partner für viele Unternehmen geworden. Zuletzt haben wir erneut vier Sponsoren gewinnen können.

Ihnen fehlt bei einem geschätzten Zweitligabudget von 2,3 Millionen Euro immer noch ein Hauptsponsor, ohne den der von der Basketball-Bundesliga (BBL) geforderte Mindestetat von drei Millionen Euro wohl kaum zu stemmen wäre.

Willoughby: Ich bin optimistisch, das wir 2019 erstmals einen Hauptsponsor präsentieren können. Stephan Baeck, der ehemalige Kölner Basketballmanager, hatte uns immer vorgehalten, wir würden unser gutes Produkt zu defensiv, sportlich nicht ambitioniert genug verkaufen. Er könnte recht gehabt haben. Seitdem alle vom Aufstieg sprechen und viele ihn für möglich halten, ist das Sponsoreninteresse an uns noch mal gestiegen, weil wohl jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einstieg bei den Towers wäre.