Macau. Die 17-Jährige war am Sonntag beim Weltfinale der Formel 3 schwer verunglückt und hatte sich den siebten Halswirbel gebrochen.

Nachwuchs-Rennfahrerin Sophia Flörsch soll nach ihrer Operation ein bis zwei Wochen zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Dies teilten ihre Ärzte nach einem mehrstündigen Eingriff am Montag im Conde de S. Januário General Hospital in Macau mit. Die 17 Jahre alte Münchnerin war am Sonntag auf dem gefährlich engen Stadtkurs beim Weltfinale der Formel 3 schwer verunglückt und hatte sich bei dem Horrorunfall den siebten Halswirbel gebrochen.

Flörsch, die am 1. Dezember 18 Jahre alt wird, verlor auf der Geraden vor der Lisboa-Kurve die Kontrolle über ihren Rennwagen vom niederländischen Van-Amersfoort-Team, nachdem sie zuvor mit einem Konkurrenten kollidiert war. Ihr Auto hob dann mit mehr als 250 km/h ab und krachte ungebremst durch die Fangzäune in mehreren Metern Höhe gegen Schutzplanken.

Video zeigt Sophia Flörschs Horrorunfall

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Krankenhausdirektor Lei Wai-seng sagte, dass Flörsch ihre Arme und Beine frei bewegen könne, ihre Vitalzeichen seien stabil. Die Ärzte entnahmen ihr während der elfstündigen Operation am Montag Knochensubstanz aus der Hüfte und setzten diese im Wirbel ein, um ihn zu stützen. Der Eingriff habe deshalb so lange gedauert, weil die Ärzte wegen der Nervenbahnen vorsichtig vorgehen mussten, hatte ihr Vater gesagt.

Insgesamt wurden weitere vier Personen in den Crash verwickelt. Der Internationale Automobilverband FIA leitete daraufhin Untersuchungen des Unfalls ein. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.

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Trotz Gefahren: Macau will am Rennen festhalten

Die westlich von Hongkong gelegene chinesische Sonderverwaltungszone Macau bietet die Kulisse für einen gefährlichen Kurs. Bereits seit 1954 findet jedes Jahr ein Grand Prix statt. Dabei werden Rennen für Formelrennwagen, Touren- und GT-Sportwagen sowie Motorräder veranstaltet.

Die Piste ist mit 6,12 Kilometern für einen Stadtkurs recht lang. Die Streckenbreite variiert zwischen sieben und 14 Metern. Die geringe Breite und die teilweise nicht einsehbaren Kurven führen in dieser Form oft zu für Macau üblichen Unfällen: Denn ein von der Strecke abgekommenes Fahrzeug wird von den Reifenstapeln, Betonmauern oder Leitplanken förmlich auf die Strecke zurückgeschleudert, blockiert diese und löst fast unweigerlich eine Massenkollision aus.

"Es gibt keine Diskussion über die Strecke, die vom Automobil-Weltverband FIA für Formel-Rennwagen, Touren- und GT-Sportwagen sowie Motorräder abgenommen ist", teilte der chinesische Veranstalter auf Anfrage mit. Auch im nächsten Jahr würde wieder am gleichen Wochenende gefahren werden.

Flörschs unauffälliger Aufstieg

Die Münchnerin Sophia Flörsch will es in die Formel 1 schaffen.
Die Münchnerin Sophia Flörsch will es in die Formel 1 schaffen. © dpa | Britta Pedersen/dpa-Zentralbild

Kämpfen musste Sophia Flörsch schon immer, nachdem sie mit fünf Jahren erstmals in einem Kart gesessen hatte – um den Respekt ihrer männlichen Kollegen und gegen all die Vorurteile in der Machowelt des Motorsports. Das starre Denken in den aus ihrer Sicht veralteten Rollenbildern gefällt der Münchnerin, die von einer Karriere in der Formel 1 träumt, überhaupt nicht.

"Frauen laufen Triathlon, Frauen besteigen den Mount Everest, Frauen bringen Kinder auf die Welt – warum sollen wir nicht auf dem gleichen Niveau fahren können wie Männer?", sagte sie zuletzt in einem Interview mit "Spiegel online": "Ich will keine Quotenfrau sein, sondern um Siege kämpfen. Dafür arbeite ich, das ist mein Anspruch."

Flörsch, Tochter eines Rennfahrers, hat bis zu diesem verhängnisvollen Sonntag einen auf den ersten Blick unauffälligen Aufstieg durch die Nachwuchsserien hingelegt. Nachdem sie dem Kart entwachsen war, ging es in die Formel 4. In dieser Klasse schaffte es der Fan von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Skistar Lindsey Vonn 2017 als erste Frau auf das Podium, in diesem Jahr folgte dann in der Mitte der Saison der Aufstieg in die Formel 3. Weil Flörsch erst einmal das Abitur machen wollte.