Hamburg. Das Abendblatt analysiert den Saisonstart von Hamburgs Handballern, der Basketballer der Towers und der Crocodiles.

Während die Eishockey-Oberligamänner der Crocodiles Hamburg an diesem Wochenende wegen des Deutschland Cups in Krefeld pausieren, sind die Zweitligahandballer des HSV Hamburg (Fr, 19.30 Uhr in Emsdetten; So, 15 Uhr, Barclaycard Arena gegen Nordhorn) und die Zweitligabasketballer der Hamburg Towers (Fr, 19.30 Uhr, edel-optics.de Arena gegen Ehingen; So, 17 Uhr in Chemnitz) doppelt gefordert. Das Abendblatt analysiert den Saisonstart der drei Teams und zieht ein erstes Fazit.

Hamburg Towers

Fünf Siege aus sechs Spielen; die zweitbeste Feldwurfquote der gesamten Liga; die meisten forcierten Ballverluste und Topwerte in den Individualstatistiken der Spieler: Betrachtet man die ersten sechs Spiele der Hamburg Towers, findet sich wenig Ansatz für Kritik. Das Team von Cheftrainer Mike Taylor (46) tritt als geschlossene Mannschaft mit einem starken Siegeswillen auf. Besonders offensichtlich zeigt sich die Dominanz bei den Heimspielen, die die Towers alle drei mit einem Vorsprung von mehr als 20 Punkten gewinnen konnten. Dank der Galavorstellungen vor heimischer Kulisse kann die Mannschaft mit 3272 den höchsten Zuschauerschnitt der gesamten Liga vorweisen.

Der starke Ehrgeiz und die Energie auf dem Court sind jedoch auch Faktoren, die sich hemmend auswirken können. Technische Fouls gegen die Bank und unnötige Ballverluste in den Schlussphasen sind Aspekte, an denen die Wilhelmsburger noch arbeiten müssen, um sich als Topteam in der Liga zu etablieren. „Wichtig ist, dass wir energisch und teamdienlich spielen und unsere kompletten Kräfte darauf fokussieren, ein Spiel als Mannschaft zu gewinnen“, sagt Taylor.

Fazit: Wenn sie ihr Temperament in den Griff bekommen und verletzungsfrei bleiben, haben die Towers in dieser Spielzeit reelle Chancen auf die Play-off-Plätze um den Aufstieg in die Bundesliga.

HSV Hamburg

Mittelmaß! Was im Leistungssport gemeinhin negativ klingt, erfüllt den HSVH „mit Stolz“, wie es Vereinspräsident Marc Evermann (47) formuliert. Sechs Siege und fünf Niederlagen stehen nach elf von 38 Spieltagen zu Buche. Platz zehn, fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge und fünf Zähler Rückstand auf die Tabellenspitze. Eine Bilanz, die sich für einen Aufsteiger sehen lassen kann. Zumal das erklärte Saisonziel der Klassenerhalt ist. Nach holprigem Saisonstart mit drei Pleiten – „eine kleine Backpfeife mit Wirkung“ (Sportchef Martin Schwalb) – ist das Selbstvertrauen gestiegen. „Wir glauben an unsere Fähigkeiten“, sagt Evermann.

Die „stärkste Zweite Liga der Geschichte“ hat sich als ausgeglichenste aller Zeiten erwiesen. Gegen sechs Mannschaften der oberen Tabellenhälfte müssen die Hamburger bis zum Jahresende noch antreten. Die Spiele gegen die Tabellennachbarn Emsdetten (9.) und Nordhorn (8.) sind Gradmesser und Prüfung zugleich. „Da kommen erfahrene Teams auf uns zu“, sagt Trainer Torsten Jansen (41), dessen junge Garde (Altersschnitt 23,1 Jahre) fünf „Vier-Punkte-Spiele“ gegen direkte Abstiegs­-kandidaten gewonnen hat. Vor eigenem Publikum feierte der Zuschauerkrösus der Liga (2933 Fans im Schnitt) vier begeisternde Heimsiege, darunter die Last-second-Erfolge gegen Dormagen und Rimpar (beide 27:26). Knappe Spiele am Ende glücklich zu gewinnen zeugt auch von Qualität und mentaler Stärke.

Die Abwehr des viertfairsten Teams der Liga packt härter zu als noch zu Saisonbeginn. Der nach Blinddarmoperation zwangspausierende Torhüter Aron Edvardsson (29) ist der erhoffte Rückhalt, sein Ausfall wiegt schwer. Im über 60 Minuten noch stark schwankenden Angriff fehlt die Wurfgewalt aus dem Rückraum, die Tore fallen im Eins-gegen-Eins. Die Außen werden zu selten ins Spiel eingebunden. Die konsequente Chancenverwertung ist ein Thema.

Fazit: Trotz geringerer Körpergröße, Masse und Erfahrung können sich die Verantwortlichen – wenn auch aus finanziellen Überlegungen – bestätigt sehen, dem Aufstiegskader vertraut zu haben. Bleibt der HSVH von Langzeitverletzungen verschont, wird der Klassenerhalt frühzeitig gelingen.

Junge Handball-Wilde: Leif Tissier (18, l.) und Dominik Axmann (19).
Junge Handball-Wilde: Leif Tissier (18, l.) und Dominik Axmann (19). © WITTERS | ValeriaWitters

Crocodiles Hamburg

Wäre die Hauptrunde in der Oberliga Nord jetzt beendet, hätten die Eishockeymänner der Crocodiles Hamburg immerhin noch die Chance, ihr Saisonziel – Erreichen der Play-offs – zu realisieren. Als Achter steht die Auswahl von Cheftrainer Jacek Plachta (49) auf einem der Ränge, der zur Teilnahme an der Play-off-Qualifikation berechtigt. Inwieweit die Auftritte in den ersten 15 Saisonspielen das Leistungsvermögen des Teams widerspiegeln, vermag Plachta allerdings nicht einzuschätzen. „Leider mussten wir aufgrund von Verletzungen und der unsicheren Planungssituation mit unseren Förderlizenzspielern oft umstellen, sodass wir keine Konstanz in unserem System erarbeiten konnten“, sagt der Coach.

Klar ist: Der Kader ist zu knapp geplant. Zwar stehen nominell vier Torhüter, acht Verteidiger und 14 Stürmer im Aufgebot, dazu zählen allerdings auch die sieben Förderlizenzspieler, die stets aufs Neue vom Kooperationspartner aus Weißwasser freigegeben werden müssen. Das erschwert Plachtas Planungen und macht systemische Kontinuität praktisch unmöglich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anzahl der Trainingsteilnehmer oft einstellig ist. „Ich bräuchte verlässlich drei Sturmreihen im Training, damit wir Dinge einstudieren können“, sagt Plachta. Die Geschäftsleitung hat die Nöte des Trainers zwar erkannt, kann aber aufgrund des auf Kante genähten Etats nicht auf dem Spielermarkt tätig werden. „Auf Dauer können wir das nicht kompensieren. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, die Jungs immer wieder aufs Eis zu schicken, obwohl ich sehe, wie müde sie sind“, sagt der Coach.

Dass sie in einzelnen Spielen in der Lage sind, auch gegen Spitzenteams mitzuhalten, bewiesen die Hamburger am vergangenen Sonntag beim 5:1-Sieg gegen den Tabellenvierten Hannover Indians. Solche Auftritte braucht es, um den kalkulierten Zuschauerschnitt von 1600 zu erreichen. Aktuell liegt dieser bei 1325. „Die Jungs haben einen tollen Charakter, das ist sehr positiv“, sagt Plachta, der grundsätzlich vom Potenzial seines Kaders überzeugt ist. „Wir haben die Möglichkeiten, die Play-offs zu erreichen, aber wir müssen aufpassen, dass wir in der Entwicklung nicht stehen bleiben, wenn wir nicht ordentlich trainieren können.“

Fazit: Wenn die Crocodiles es nicht schaffen, personell nachzurüsten, sind spätestens die Pre-Play-offs Endstation.