Hamburg. Jake Ustorf soll bei den Crocodiles Hamburg lernen. Vater Stefan und Opa Peter haben sich in ihrem Sport einen großen Namen gemacht

    Jake Ustorf geht ein paar Sekunden in sich, als das Abendblatt ihn mit der These konfrontiert, zu gewissen Teilen ein Hamburger zu sein. „Ähm, ich glaube nicht?!“, sagt der Stürmer der Crocodiles Hamburg mit großen Fragezeichen in den Augen: Doch plötzlich hat der 21-Jährige, der mit dem Hamburger Oberligateam an diesem Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) auf die Preussen Berlin trifft, dann doch noch eine Erleuchtung: „Ach, doch! Natürlich! Opa Peter ist gebürtiger Hamburger“, sagt der 21-Jährige.

    Eishockey und Ustorf: zwei Begriffe, die einfach zusammengehören. Peter (67) war selbst Bundesliga-Spieler in Kaufbeuren, Trainer in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Berlin Capitals und später Europascout beim NHL-Club Washington Capitals. „Wir sind eine totale Eishockeyfamilie“, erklärt Ustorf Junior, der aber vor allem von seinem Vater Stefan geprägt wurde. Der heute 44-Jährige wurde fünfmal deutscher Meister mit den Eisbären Berlin und absolvierte zudem 59 Partien in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt. „Ich bin praktisch in Umkleidekabinen aufgewachsen. Was gibt es Schöneres, als so groß zu werden? Gerade zu Beginn meiner Karriere habe ich mir aber unnötigerweise Druck gemacht, weil mein Vater eine tolle Karriere hatte“, sagt der Crocodiles-Stürmer, der schmunzeln muss, wenn man ihn auf die körperbetonte Spielweise seines Vaters anspricht. „Hooligan“ haben die Fans ihn in Berlin getauft – tatsächlich aber leidet der Ex-Nationalspieler erheblich unter den Spätfolgen zahlreicher Gehirnerschütterungen.

    Die Crocodiles-Fans rufen diesen Spitznamen mittlerweile auch bei den Toren von Ustorf Junior. „Nee, ich bin nicht mal ein kleiner Hooligan. Ich bin nicht so kräftig wie er damals, aber ich habe dafür etwas mehr Speed als Papa.“ Mittlerweile macht sich Junior vom Druck, wie sein Vater sein zu wollen, frei. Jake Ustorf will seine eigene Eishockey-Geschichte schreiben und nicht die seines Vaters abkupfern. Wenngleich er keinen Hehl daraus macht, dass ihn ähnliche sportliche Erfolge reizen würden. „Man möchte so hoch spielen wie möglich. Aber das muss ich mir nach und nach erarbeiten“, sagt Ustorf, der eigentlich beim DEL-Club Eisbären Berlin unter Vertrag steht.

    Mit einer Förderlizenz, also einem Zweitspielrecht, darf er auch für den DEL-2-Club Lausitzer Füchse und die Crocodiles auflaufen. „Ich sehe es nicht als Rückschritt an, nur in der Oberliga zu spielen. Hier bekomme ich in meiner ersten Profisaison die Spielpraxis, die ich für meine Entwicklung brauche. Gerade im körperlichen Bereich muss ich mich noch anpassen. Im Herrenbereich wird viel körperbetonter gespielt. Im Fitnessstudio arbeite ich intensiv, um stärker zu werden“, sagt Ustorf junior, der mit fünf Toren und ebenso vielen Vorlagen drittbester Scorer hinter den kanadischen Leistungsträgern Brad McGowan und Josh Mitchell ist.

    Sein Vater Stefan beobachtet die Karriere seines Filius ganz genau. Er ist für die Nachwuchsentwicklung bei den Eisbären Berlin zuständig. „Wenn wir uns sehen, ist es aber so, dass wir beim Thema Eishockey eine Business-Beziehung pflegen. Papa ist mein Boss. Da behandelt er mich genauso wie jedes andere Talent. Vielleicht auch einen Tick härter“, erzählt der Stürmer.

    In Hamburg hat sich Ustorf bestens eingelebt. Unweit der Halle hat der in Ohio/USA geborene Deutschamerikaner eine Wohngemeinschaft mit Teamkollege Tom Kübler (19): „Das klappt gut. Nur bin ich bei uns mit Putzen und Kochen dran“, stöhnt der Youngster. „Aber Hamburg ist cool. In den USA bin ich eher ländlich aufgewachsen, und das Stadtleben ist das genaue Gegenteil. Mir gefällt es hier fast besser als in den USA. Ich vermisse nur die Cupcakes meiner Mutter“, sagt Ustorf auf Englisch.

    Trotz der Tatsache, dass er einen deutschen Pass hat, fremdelt er mit seiner „Vatersprache“. „Eigentlich sollte ich zweisprachig aufwachsen, aber das hat nicht geklappt. Ich fühle mich ohnehin mehr als Amerikaner denn als Deutscher“, erklärt Ustorf. „Typisch Deutsch ist an mir nur mein Hang zur Pünktlichkeit. Ich hasse es, wenn mich Freunde warten lassen.“