Hamburg. Landesligist verliert Spielstätte im Streit mit dem Bezirksamt Harburg und steht vor dem Aus

    0:0. Ein grauenhafter Kick. Das Hansa-Landesligaspiel zwischen dem Buxtehuder SV und Dersimspor spiegelte den Seelenzustand der Gäste wider. Ausgepumpt sanken Dersims Spieler nach zähen 90 Minuten auf den Rasen. „Ohne Training aufzulaufen, ist demoralisierend. Die Behörde hindert uns aktiv daran, um den Oberligaaufstieg mitzuspielen“, schimpfte Dersimspors Trainer Sven Siebert.

    Ohne Training? Ja, denn der monatelange Streit (Abendblatt berichtete) zwischen dem Bezirksamt Harburg und dem kurdischen Club Dersimspor um die Nutzung der Sportanlage Baererstraße ist vollends eskaliert. Das Hamburger Verwaltungsgericht lehnte vergangene Woche die vom Verein beantragte einstweilige Verfügung ab, das Bezirksamt Harburg verbot Dersimspors Mitgliedern daraufhin endgültig das Betreten des Platzes. Schon seit Anfang August war der Verein nur geduldet, trainierte eingeschränkt. Nun hat Dersimspor keine Spielstätte mehr, zwei Herren- und fünf Jugendteams stehen vor dem Aus.

    Kern des Streits ist eine vom Bezirksamt Harburg und dem für den Platz zuständigen Dienstleister Gebäudemanagement Hamburg GmbH (GMH) monierte unsachgemäße Nutzung der Anlage durch Dersimspor. Unter anderem soll jeweils unbefugt ein Imbisswagen aufgestellt und ein Raum für Trainingskleidung genutzt worden sein. „Wir haben alles mit dem mittlerweile verstorbenen Hausmeister abgesprochen. Unser einziger Fehler war es, dies nicht schriftlich zu fixieren“, hält Dersimspors Vorstandsmitglied Serdar Gümüs dagegen. Das sieht das Bezirksamt Harburg anders. In einem Schriftverkehr, der dem Abendblatt vorliegt, wirft es dem Verein außerdem vor, Termine für Gespräche versäumt und eine Mitarbeiterin beleidigt zu haben. Gümüs weist auch das zurück, kritisiert seinerseits, das Bezirksamt Harburg habe durch die Warnung aller anderen Bezirksämter Dersimspor die Ausweichmöglichkeit auf andere städtische Plätze genommen.

    Die Zeit arbeitet jedenfalls gegen den Verein. Landesligateam und zweite Mannschaft würden bei dreimaligem erzwungenem Nichtantritt zu den Heimspielen als erster Absteiger in die Kreisklasse B feststehen, Kinder und Jugendliche sich vermutlich im Winter andere Clubs suchen. Das wäre der Tod des Vereins. Gümüs will das verhindern, vor Gericht in Berufung gehen und in dieser Woche eine Protestaktion vorm Hamburger Rathaus initiieren. „Wir wollen gehört werden, brauchen Hilfe“, sagt er.

    Dass das klappt, davon ist immerhin Dersimspors Offensivspieler Lamin Jawla fest überzeugt. „Wir werden eine Lösung finden. Ich bin total optimistisch. Unsere Mannschaft hält auf alle Fälle zusammen. Wir bleiben bei Dersimspor, selbst wenn wir auf einem Steinplatz trainieren müssen.“