Hamburg. Der Mittelfeldspieler ist mit seinem aktuellen Dasein als Reservist unzufrieden

    An diesem Donnerstag (18.30 Uhr) wird Bernd Nehrig wieder einmal als aktiver Spieler für den FC St. Pauli ein Spiel bestreiten dürfen. Im Testmatch beim Hamburger Oberligisten Altona 93 (Adolf-Jäger-Kampfbahn, Griegstraße 62) wird St. Paulis gewählter Kapitän ebenso wie die anderen Profis, die zuletzt eher wenig in der Zweiten Liga gespielt haben, zum Einsatz kommen.

    Der Mann mit der Binde als Edel­reservist – genau hierin liegt die Brisanz. Nehrig hat in dieser Saison seinen Stammplatz verloren. Anfangs lag dies auch an einer hartnäckigen Achillessehnenverletzung, die er sich Ende vergangener Saison zugezogen hatte. Danach hatte er bei den Niederlagen im DFB-Pokal bei Wehen Wiesbaden (1:3 n.V.) sowie in der Liga bei Union Berlin (1:4) schwächere Auftritte und zog sich im Testspiel beim FSV Frankfurt erneut eine Verletzung zu. Inzwischen ist der Mittelfeldspieler wieder einsatzbereit, doch Trainer Markus Kauczinski ließ ihn in den Partien beim HSV und gegen Sandhausen über die gesamte Zeit ein Dasein als Reservist fristen. Stattdessen besetzten wie schon zuvor Marvin Knoll und Johannes Flum die Positionen im zentralen, defensiven Mittelfeld. Dazu wurde gegen den HSV das 20 Jahre alte Talent Ersin Zehir für Flum eingewechselt, nicht aber Nehrig.

    „Es gefällt mir als Fußballer und Leistungssportler nicht, dass ich nicht spiele. Man ist dafür Profi, dass man Wettkämpfe bestreitet – und nicht nur Trainingseinheiten. Ich will als Kapitän keinen Bonus haben, sondern aufgrund der sportlichen Eigenschaften aufgestellt werden. Das ist derzeit nicht der Fall. Ob das mit dem Training zusammenhängt oder mit dem Alter, weiß ich nicht“, sagte Nehrig am Mittwoch im Gespräch mit dem Abendblatt.

    Nehrig will sich jetzt mitseiner Familie beraten

    Noch habe er nicht das Gespräch mit dem Trainer dazu gesucht, dies aber könnte in der kommenden Woche geschehen. Zunächst wolle er sich am Wochenende, wenn das Team freihat, daheim in Heidenheim mit seiner Familie beraten. „Mit jetzt 32 Jahren bin ich eher im Herbst der Karriere. Ich muss mir Gedanken machen, was der sinnvollste Weg ist. Riskiere ich ein Jahr nahezu ohne Spiel und stehe dann ohne Vertrag auf der Straße, oder macht man sich Gedanken, sich im Winter zu verändern“, sagte Nehrig weiter und sprach damit überraschend offen über einen möglichen Vereinswechsel schon in der kommenden Winterpause.

    Von Trainer Markus Kauczinski möchte er wissen, „wie er mich sieht und ob er überhaupt noch Verwendung für mich hat“. Es gehe darum zu klären, was man voneinander denkt und voneinander erwartet. „Anhand dessen kann man dann ein Fazit ziehen, wie es weitergeht“, sagte Nehrig. Auch mit Sportchef Uwe Stöver wolle er sprechen. „Er müsste ja die anderen Dinge regeln, wenn es dazu kommt“, sagte Nehrig etwas verklausuliert zu einem Vereinswechsel. „Doch so weit ist es noch nicht.“

    Derweil sieht St. Paulis Sportchef die Lage gelassen. „Bernd befindet sich wie alle anderen in einem Wettbewerb für die erste Elf und den 18er-Kader. Er hatte aufgrund von Verletzungen in der Vorbereitung, aber auch danach, seine Problemchen. Er hat aber jede Woche die Gelegenheit, sich für diesen Kader zu empfehlen“, sagte Stöver. „Der Trainer stellt die Mannschaft nach Leistungsprinzip auf. Wenn er entscheidet, dass andere die Nase im Moment ein Stück weit vorn haben, ist das so.“