Hamburg. Bei Sportdeutschland.tv können Fans des HSV Hamburg alle Saisonspiele sehen. Sie dürfen sich auf 2019 freuen

    Sebastian Frecke ahnt, was ihm bevorsteht: „Am Bildschirm bin ich aufgeregter als in der Halle“, sagt der 32-Jährige. Der Geschäftsführer und Marketingleiter beim Handball Sport Verein Hamburg sitzt am Sonnabend (18 Uhr) beim EHV Aue erstmals in dieser Saison nicht auf der Tribüne. Stattdessen greift Frecke wie der Großteil der daheimgebliebenen Fans des Zweitligaaufsteigers zu Smartphone, Tablet oder Laptop. „Vor allem bei Auswärtsspielen ist der Live­stream via Sportdeutschland.tv ein riesiger Gewinn. Das merken wir an den zahlreichen positiven Reaktionen“, sagt Frecke.

    Seit Saisonbeginn sind die Übertragungen im Internet für die 20 Clubs verpflichtend. TV-Rechteinhaber Sky und die DOSB New Media GmbH, die das Onlineportal Sportdeutschland.tv seit 2014 betreibt, einigten sich auf eine Sublizenz für die kommenden zwei Spielzeiten. Das Versprechen: Bei allen 380 Zweitligaspielen kann mitgefiebert werden, live oder zeitversetzt (on Demand), die vollen 60 Minuten oder komprimiert in Highlights – und vor allem kostenlos. Ziel ist es, das Handball-Unterhaus weiter zu professionalisieren, „die mediale Reichweite für Fans, Clubs und Sponsoren zu erhöhen“, wie es Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, formuliert.

    „Zugriffszahlen haben wir noch nicht. Sie bewegen sich aber bei 1000 bis 1500 Abrufen während der Liveübertragungen und steigern sich auf bis zu 4500 Klicks im Re-Live“, sagt Frecke. Sportdeutschland bestätigt, dass Spiele mit Hamburger Beteiligung „auf sehr guten Zuspruch stoßen“. Der Zuschauerkrösus der Liga dürfte auch vor dem Bildschirm eine führende Rolle einnehmen. Sorgen, dass künftig weniger Fans in die Hallen strömen, sind aus Hamburger Sicht nach vier Heimspielen und einem Schnitt von 2907 Zuschauern unbegründet. HBL-Chef Bohmann erwartet sogar einen gesteigerten Zulauf, sieht die Livebilder als Appetitmacher für das Liveerlebnis.

    „Sehr vereinzelt kam es zu kleinen Startschwierigkeiten“, heißt es von Sportdeutschland.tv. Denn vor Ort übernehmen die Vereine die Regie. Das technische Equipment (Streamingbox, Software) ist von Sportdeutschland.tv gegen „eine geringe Gebühr“ (HSVH) geliehen. Gefilmt wird mit einer einzigen Kamera für die Totale, drei weitere wären buchbar. Während eines Spiels überwacht das Technikteam von Sportdeutschland.tv die Selbstversuche von Düsseldorf aus.

    „Probleme gibt es selten. Wenn, dann muss mal der Ton angepasst werden“, erklärt Hamburgs Eventmanager Felix Neve: „Für uns sind die Übertragungen ja auch nichts Neues, wir streamen seit 2016.“ Der Kieler Student Finn-Ole Martins kommentiert die Heimspiele, Spieler der Jugendmannschaften übernehmen Kameraführung sowie per Knopfdruck die Einblendung der Zeitlupe und des Spielstands. Drei bis vier Aktive sind nötig. „Es ist nicht einfach, das Personal für den Mehraufwand zu finden“, teilt HSVH-Gegner Aue mit. Andererseits arbeiten Vereine wie Hamm-Westfalen mit Medienagenturen zusammen. Die Unterschiede auf dem Weg zu mehr Professionalität sind groß. 25.000 Euro an TV-Geld erhalten die Zweitligisten, einen Teil müssen sie reinvestieren.

    Den Handballfans reicht das Angebot im Kleinen aus. Nur wenn der Stream­ nicht funktioniert, abbricht oder ruckelt, gibt es Beschwerden. „Das liegt dann meist am verwendeten Internetbrowser“, sagt Fabian Müller, Content Manager bei Sportdeutschland. Für „Mitte/Ende kommenden Jahres“ ist eine eigene App geplant, die die Streams in HD-Qualität direkt auf den Smart-TV bringt. Bislang müssen Tablet oder PC mit dem Fernseher verbunden werden.

    Sebastian Frecke würde es freuen – er könnte entspannt im Wohnzimmer umhertigern.