Hamburg. St. Paulis Jungprofi bekam zuletzt sogar den Vorzug vor Kapitän Bernd Nehrig

    Zwei Tage lang hatte Ersin Zehir Zeit, das bisher größte Erlebnis seiner noch jungen Karriere als Profifußballer zu verarbeiten. Im Zweitliga-Stadtderby am vergangenen Sonntag beim HSV schickte ihn St. Paulis Cheftrainer Markus Kauczinski als Ersatz für den erschöpften Johannes Flum auf die große Bühne, auf den Rasen des Volksparkstadions. Inklusive der Nachspielzeit half Zehir zehn Minuten lang mit, das 0:0 und damit den Punktgewinn zu sichern. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, vor 57.000 Zuschauern eingewechselt zu werden. Und das in einem Spiel, auf das viele Fußballfans auch in ganz Deutschland geschaut haben. Das werde ich nie vergessen“, berichtete der 20 Jahre alte Zehir am Mittwoch.

    Schon einige Tage vor dem Derby, gibt er offen zu, sei er nervöser als vor den anderen Spielen in der Zweiten Liga gewesen. „Ich habe ja auf eine Einwechslung gehofft“, berichtet er. Es war kein Zufall, dass sich seine Hoffnung erfüllte. Schon in den beiden Punktspielen zuvor hatte Trainer Kauczinski auf Zehir als „Joker“ gesetzt. Dabei bereitete der gebürtige Lübecker mit Pässen in die Tiefe die Siegtore in Ingolstadt (1:0) und gegen den SC Paderborn (2:1) vor.

    „So einen Spieler, der noch etwas bewegt, wenn er reinkommt, hat man gern dabei. Ersin hat seine recht kurzen Einsatzzeiten genutzt“, sagt Trainer Kauczinski über Zehir, den er schon zu Jahresbeginn mit ins Wintertrainingslager genommen hatte. „Mir gefällt sein Gesamtpaket. Er kann viel laufen, ist gut am Ball und hat auch keine Angst, in schwierigen Situationen den Ball zu fordern. Das finde ich auch immer wichtig, wenn einem so etwas vor vielen Zuschauern und unter einem gewissen Druck gelingt“, sagte Kauczinski weiter, der Zehir im Spiel beim HSV sogar statt des ebenfalls für eine Einwechslung bereitstehenden Kapitäns Bernd Nehrig den Vorzug gegeben hatte. Dabei nennt Zehir selbst Nehrig und auch Christopher Buchtmann als seine Vorbilder im eigenen Team.

    Erfreut über die Entwicklung des seit Juli 2014 bei St. Pauli spielenden Zehir ist auch Sportchef Uwe Stöver. „Er kann auf der Sechs, Acht und Zehn spielen, er ist ein guter Fußballer, der sich auch vor Zweikämpfen nicht scheut und sich traut, Pässe in die Tiefe zu spielen. Es wird spannend sein, seine weitere Entwicklung zu begleiten“, sagte er.

    Beim Training am Mittwoch fehlte Henk Veerman. Der niederländische Stürmer bekam Heimaturlaub, weil seine Frau Nachwuchs erwartet.

    Der Vorstand der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) mit Alexander Gunkel, René Born, Julia Heick, Roman Kirchner und André Geusenberg wurde auf der Hauptversammlung dieser mit 15.700 Mitgliedern größten Sparte des FC St. Pauli ohne Gegenstimme wiedergewählt. Zudem stimmten die rund 200 anwesenden Mitglieder dafür, dass die AFM den Bau des Jugendtalenthauses II mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt.