Paris.

    Auch beim gemeinsamen Bankett erhielten Jim Furyk und seine Ich-AGs noch einmal Anschauungsunterricht in Sachen Teamgeist und Zusammenhalt. Während die US-Golfer ihre Wunden leckten, feierten die Europäer überschwänglich den famosen Triumph beim 42. Ryder Cup – Arm in Arm, den Tränen nah.

    Die rauschende Party begann auf dem 18. Grün des Albatros Course vor den Toren von Paris und ging bis tief in die Nacht. Sogar beim traditionellen Abschlussdinner mit dem besiegten Rivalen waren Rory McIlroy und Co. nur schwer voneinander zu trennen. „Sie sind sensationell aufgetreten und haben den Sieg mehr als verdient“, sagte US-Kapitän Furyk tief beeindruckt. Ihm war eindrucksvoll vorgeführt worden, wo er versagt hatte. Stichwort Teamgeist. Mal wieder hatte eine vom Papier her deutlich stärker eingestufte US-Auswahl es nicht hinbekommen, sich zu einem eingeschworenen Haufen zu formieren. So wie es die Europäer vorgemacht haben. „Thomas Björn war der viel bessere Kapitän“, sagte Furyk, wohl wissend, was ihn medial bei der Rückkehr zu Hause erwarten würde.

    Als „lustlos“ bezeichnete die USA Today den Auftritt, der „sehr viele Fragen offenließ“. Das Blatt hinterfragte Furyk, dessen Fähigkeit als Leader, die Aufstellungen und vor allem die Vergabe der Wildcards. „Vielleicht wäre es besser gewesen“, schrieb ESPN, „wenn Tiger Woods und Phil Mickelson nicht dabei gewesen wären“. Beide Stars waren von Furyk ausgewählt worden, beide holten keinen Punkt. Während Woods’ Wahl aufgrund seines erfolgreichen Comebacks nachvollziehbar war, rätselte man über Mickelson. Eine Art Freundschaftsgeste? „Ich hatte vollstes Vertrauen in die Jungs“, sagte Furyk, der Aufarbeitung und Besserung versprach.

    Vielleicht reicht es aber auch, wenn die US-Boys ihren Bezwingern gut zugehört haben. Die verrieten einen Teil ihres Erfolgsrezepts. „Wir hatten schon seit einiger Zeit diese gemeinsame WhatsApp-Gruppe, die uns zusammengeschweißt hat“, sagte McIlroy, der in einer perfekten Mischung aus Routiniers und Neulingen zu den erfahrenen Spielern gehörte: „Wir kommen einfach verdammt gut miteinander aus.“ Was Kapitän Björn bestätigte. „Das war die beste Mannschaft aller Zeiten. Sie war fokussiert, entschlossen und vergaß dabei nicht den Spaß. “

    Den wollen am 23. November auch Woods und Mickelson auf dem Shadow Creek Golf Course in Las Vegas wieder haben. Die früher erbitterten Konkurrenten spielen dann ein Showmatch um neun Millionen Dollar. Der Sieger bekommt alles. Das Match wird live im Fernsehen übertragen: Mikrofone am Körper, Trashtalk inklusive – die ganz große Show eben. Vielleicht die Zukunft für abgearbeitete Profis.