Paris. Beim Ryder Cup in Paris ließ das Team von Kapitän Thomas Björn Tiger Woods und Co. keine Chance

    Francesco Molinari sprintete auf dem Abschlag der 16. Spielbahn des Le Golf National in die Arme der europäischen Fans und genoss die Bierdusche. Zuvor hatte sein US-Kontrahent Phil Mickelson den Ball auf dem Par 3 ins Wasser geschlagen – Sieg für Team Europa beim 42. Ryder Cup.

    Unter dem tosenden Geschrei Tausender frenetischer Anhänger holte der Italiener Molinari am Sonntag den entscheidenden Punkt zum Triumph des europäischen Teams in der Nähe von Paris. Durch Molinaris Sieg gegen Mickelson gingen die Herausforderer beim Kontinentalvergleich uneinholbar in Führung und eroberten am Ende mit 17,5:10,5 Punkten die goldene Trophäe von Titelverteidiger USA zurück.

    Die 60.000 Fans auf der beeindruckenden Golf-Anlage im Südwesten der französischen Hauptstadt drehten nach dem Erfolg völlig durch. „Europe, Europe“ und „Allez les Bleus“, skandierte die Masse immer wieder und feierte bei strahlendem Sonnenschein überschwänglich den Triumph der Herausforderer gegen die favorisierten US-Stars um einen müden und frus­trierten Tiger Woods. Nach dieser Niederlage warten die Amerikaner beim wichtigsten Team-Wettbewerb im Golfsport nun schon seit 25 Jahren auf einen Erfolg auf europäischem Boden.

    Molinari ist jetzt Europas Ryder-Cup-Held. Der 35-Jährige aus Turin krönte im Le Golf National das erfolgreichste Jahr in seiner Karriere. Der British-Open-Sieger gewann in Paris als erster europäischer Spieler in der Geschichte alle fünf Matches. „Es bedeutet mir so viel, so viel mehr als das Major, mehr als alles andere“, schwärmte er nach dem Triumph gegen die favorisierten Amerikaner. „Es war eine unglaubliche Woche.“ Das Doppel Molinari und Neuling Tommy Fleetwood aus Southampton gewann alle seine vier Spiele – und wurde im Fanjargon gleich zu „Moliwood“ verschmolzen. Es war das erste Mal, dass ein europäisches Duo die maximale Ausbeute in den Vierern holte.

    Die zwölf Spieler von Europa-Kapitän Thomas Björn zeigten auch zu Beginn des Finaltags, wie wichtig der Teamgeist ist – vor allem bei einer Sportart, die eigentlich nur aus Individualisten besteht. Spaniens Sergio Garcia trat schon zehn Minuten vor dem Start der zwölf Einzel vor die riesige Tribüne am ersten Abschlag und animierte Tausende Fans zu Jubelstürmen. Für diese Mitmachaktion bekam Garcia auch jede Menge Beifall von US-Basketball-Legende Michael Jordan. Der Edel-Golffan nahm den Spanier herzlich in die Arme und hielt danach einen Small Talk mit dem Masters-Champion von 2017.

    Garcia selbst stellte mit seinem Sieg gegen Rickie Fowler einen Rekord auf. In insgesamt acht Ryder Cups holte der 38-Jährige 25,5 Punkte. So viele wie kein anderer Spieler in der Geschichte des Kontinentalvergleichs. „Ich bin Thomas so dankbar, dass er an mich geglaubt hat“, sagte Garcia. Europas Kapitän hatte den Spanier nach einer eher durchwachsenen Saison trotzdem mit einer Wildcard ins Team geholt. Die Fans in Paris feierten ihn mit lauten „Sergio, Sergio“-Rufen.

    Europas Stars agierten an allen drei Tagen als verschworene Einheit mit einem klaren Ziel vor Augen: Den Ryder Cup zurückzuerobern. Immer wieder feuerten sie sich lautstark an, klatschten sich ab und gaben sich Tipps. Bei den hochgelobten Einzelkämpfern aus Amerika, die im Durchschnitt in der Weltrangliste viel besser platziert sind als die Europäer, war von Teamgeist kaum etwas zu spüren. Allen voran bei Tiger Woods.

    Für den Superstar war der Ryder Cup in Paris – mal wieder – ein Desaster. Der 14-malige Major-Sieger zeigte an allen drei Tagen eine ganz schwache Vorstellung. Seine sonst so einschüchternde Körpersprache war nicht vorhanden. Er wirkte müde und ausgelaugt. Bei vier Einsätzen konnte Woods nicht einen einzigen Punkt für die Amerikaner beisteuern. Am Schlusstag verlor er sein Einzel gegen den spanischen Ryder-Cup-Neuling Jon Rahm. Noch vor einer Woche hatte Woods in Atlanta sein Comeback nach jahrelanger Verletzungspause und privaten Problemen mit dem 80. Sieg auf der PGA-Tour gekrönt.

    Die USA, die 2016 in Chaska/Minnesota mit einem 17:11 die Siegesserie der Europäer beendet hatten, warten damit weiter auf den ersten Sieg jenseits des Atlantiks seit 1993 im englischen Sutton Coldfield. „Ich kann nur den Hut ziehen vor den Europäern“, sagte US-Kapitän Jim Furyk. Zumindest an diesem Wochenende waren seine Spieler den Motivationsmonstern aus Europa nicht gewachsen. In zwei Jahren haben die Amerikaner die Chance zur Revanche. Der 43. Ryder Cup findet 2020 auf dem Whistling Straits Golf Course in Kohler im US-Bundesstaat Wisconsin statt.