Hamburg. Die Schwimmer Julia Mrozinski und Rafael Miroslaw starten vom 7. Oktober an bei den dritten Olympischen Jugendspielen in Argentinien

    Am Montag geht für 75 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren ein sportlicher Traum in Erfüllung. Als Team Deutschland fliegen sie aus Frankfurt/Main zu den dritten Olympischen Jugendspielen nach Buenos Aires, die dort am 6. Oktober in der Innenstadt eröffnet werden. Mit an Bord der Lufthansa-Maschine sind vier Hamburger: Die Schwimmer Rafael Miroslaw (17/Hamburger Turnerschaft von 1816) und Julia Mrozinski (18/SGS Hamburg) sowie zwei Segler: Steuermann Silas Mühle (15/Hamburger Segel-Club) und Vorschoterin Romy Mackenbrock (16/Norddeutscher Regatta Verein), die in der Mixed-Klasse Nacra 15 (Katamaran) starten. Ehrgeiziges Ziel des Quartetts im argentinischen Frühling: eine Medaille. Sprinterin Gina Lückenkemper (21), EM-Zweite über 100 Meter, begleitet das Nationalteam als Mentorin.

    Während Mühle/Mackenbrock in einem Wettbewerb aufs Wasser gehen, der bei den Olympischen Sommerspielen 2020 nur in der größeren Version Nacra 17 auf dem Programm steht, soll es für Miroslaw und Mrozinski Buenos Aires eine Zwischenstation auf ihrem angestrebten Weg nach Tokio werden. „Beide können es in zwei Jahren schaffen. Sie haben das Talent und auch den nötigen Willen“, sagt Hamburgs Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach. Die beiden Schwimmer sind die Vorzeigeathleten des Leistungszentrums, weil ihre Karrieren nach dem neusten Förderplan verlaufen. Sie wohnen im Stadtteil Dulsberg im Internat, besuchen die benachbarte Eliteschule des Sports und haben sich entschieden, das Abitur erst nach 14 Schuljahren zu machen. Das ist am Alten Teichweg jetzt zum ersten Mal möglich, an allen anderen 42 Eliteschulen des Sports seit Längerem.

    „Unsere Aufgabe ist es, unseren Sportschülern, die mit Schule und Training einen wöchentlichen Zeitaufwand von bis zu 60 Stunden haben, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, damit für sie die Belastungen durch Schule erträglich sind, ohne die Gesamtanforderungen herunterzuschrauben“, sagt Schulleiter Björn Lengwenus. Für das „G10“ wird die Studienstufe (Klassen 12 und 13) von zwei auf drei Jahre verlängert, die Zahl der Wochenstunden in den ersten beiden Jahren von 34 auf 22, im letzten auf 24 verringert. „Die Gesamtzahl der Stunden bleibt jedoch gleich“, sagt Sportklassenkoordinator Christian Andresen.

    16 Schüler, vornehmlich Schwimmer und Badmintonspieler, haben sich für die erste „Streckerklasse“ am Alten Teichweg entschieden. Schule, Eltern und der jeweilige Fachverband beurteilten die Anträge. „Es sollen vor allem Toptalente und Bundeskader entlastet werden, die wegen Trainingslagern und Wettkämpfen oft im Unterricht fehlen“, sagt Andresen. Klausuren werden schon mal unter Aufsicht von Trainern und Betreuern im Ausland geschrieben, alle Schüler sollen künftig ein iPad erhalten, um unterwegs Lernprogramme herunterladen zu können. Nach wie vor kann an der Stadtteilschule Alter Teichweg das Abitur auch nach zwölf (für Quereinsteiger aus dem Gymnasium) oder 13 Schuljahren abgelegt werden.

    Miroslaw und Mrozinski wissen die Vorteile des neuen Angebots zu schätzen. „Es bleibt mehr Zeit zur Regeneration, wir sind jetzt abends nicht mehr durchgängig müde“, sagen sie. Mit 20 bis 22 Stunden Training und ebenso viel Unterricht liegt ihre wöchentliche Arbeitszeit allerdings immer noch deutlich über der eines durchschnittlichen erwachsenen Arbeitnehmers. „Neben Schwimmen und Schule bleibt weiterhin kaum Zeit für andere Dinge“, sagt Miroslaw – ohne zu klagen.

    Für Schwimmer herrschten aber in Hamburg optimale Bedingungen, sagt Mrozinski. Vor drei Jahren ist sie deshalb von Frankfurt am Main hierher gezogen, „weil hier die Verzahnung von Training und Schule perfekt ist und die Wege kurz sind“. Ihre Eltern und Schwester Lara (12) sind ihr inzwischen nach Hamburg gefolgt. Miroslaw ist gebürtiger Hamburger, wuchs in Bramfeld auf und sprang mit acht Jahren bei der HT 16 ins Becken.

    Beider Programm in Buenos Aires ist anspruchsvoll. Julia Mrozinski, in diesem Jahr deutsche Meisterin über 400 Meter Lagen, plant gleich acht Starts: über 50 und 100 Meter Schmetterling, 100 und 200 Meter Freistil sowie den vier Staffeln (Mixed, Lagen 4 x 100 und 4 x 200 Meter Freistil). Rafael Miroslaw will die 100 und 200 Meter Freistil kraulen, ebenfalls in allen vier Staffeln. Zu viert, sagen beide, seien die Medaillenchancen am größten.

    In den Einzelwettbewerben wäre schon eine Finalteilnahme ein Erfolg – und die Motivation, weiter hart zu trainieren. Mehr Zeit haben sie jetzt ja dafür.