Hamburg. Der Torwart wechselte vor einem Monat vom FC St. Pauli zum heutigen Gegner FC Ingolstadt

    Es ist mittlerweile einen Monat her, dass Philipp Heerwagen vom FC St. Pauli quasi über Nacht zum FC Ingolstadt 04 wechselte. Der Torwart zog damit die Konsequenz aus der unbefriedigenden Situation, beim Millerntor-Club de facto zur Nummer drei hinter Stammkeeper Robin Himmelmann und U-21-Nationalspieler Svend Brodersen degradiert worden zu sein. An diesem Freitag nun kommt es für Heerwagen in Ingolstadt zum Wiedersehen mit seinen ehemaligen Mitspielern sowie mit Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver. Um 18.30 Uhr wird im Audi-Sportpark das Zweitligaspiel zwischen dem FC Ingolstadt und dem FC St. Pauli angepfiffen.

    „Es wird sicher ein sehr intensives Spiel. Wir haben einiges gutzumachen, aber das gilt wohl auch für St. Pauli“, sagt Heerwagen im Gespräch mit dem Abendblatt. Das 0:6 der „Schanzer“ zuletzt in Bochum hat Spuren hinterlassen. „Wir müssen an der Art und Weise arbeiten, wie wir auftreten. Unser Team hat ein sehr großes Potenzial“, sagt er.

    Trainer Stefan Leitl steht nach der höchsten Niederlage des FCI in seiner Profi-Geschichte in der Kritik. Es steht zu erwarten, dass er mit einigen Personalwechseln reagieren wird. Ob dies auch die Torwart-Position betreffen könnte, sieht Heerwagen als bisheriger Ersatzmann von Stammkeeper Marco Knaller professionell gelassen. „Ich muss klar sagen, dass das 0:6 in Bochum nicht nur am Torwart festzumachen ist. Bisher hat Marco einen richtig guten Job gemacht“, betont er.

    Andererseits liebäugelt er damit, erstmals seit Mai 2017 wieder ein Punktspiel auf dem Rasen zu erleben. „Wenn ich die Chance bekommen sollte zu spielen, werde ich alles tun, diese zu nutzen. Ich stehe bereit, das ist aber völlig unabhängig davon, ob wir gegen St. Pauli, Bochum oder einen anderen Club spielen. Grundsätzlich bereite ich mich immer so vor, als wenn ich am Wochenende spielen würde“, sagt er.

    Bei aller Professionalität verleugnet Heerwagen keineswegs, dass die Partie an diesem Freitag eine spezielle Bedeutung für ihn hat. „Es ist emotional natürlich etwas ganz Besonderes, schließlich war ich mehr als fünf Jahre bei St. Pauli. Klar bin ich sportlich zu 100 Prozent auf seiten des FC Ingolstadt 04. Andererseits habe ich natürlich auch immer noch eine enge Bindung zum FC St. Pauli und seinen Werten“, sagt der Profi, der sich in den vergangenen Jahren an vielen Aktionen des Kiezclubs abseits des Spielfeldes engagiert hatte.

    Dennoch hatte Heerwagen auch keine Probleme, sich in Ingolstadt sofort wohl zu fühlen. Schließlich ist er in Kelheim an der Donau, nur rund 50 Kilometer von Ingolstadt entfernt, geboren. Dazu besitzt er ein Haus in Unterhaching bei München. „Dort habe ich ja früher gespielt. Meine Mutter wohnt inzwischen da, und ich habe mich jetzt wieder im Gästezimmer einquartiert. Das ist aber nichts Neues für mich, weil ich dies auch schon immer gemacht habe, wenn ich von Hamburg aus einen Heimatbesuch unternommen habe. Auch grundsätzlich fühle ich mich in Bayern sehr heimisch“, erzählt Heerwagen. Anfang Oktober wird er eine Wohnung in Ingolstadt beziehen können.

    Seine Bleibe in Hamburg, die in unmittelbarer Nähe des Millerntor-Stadions liegt, will er aber auch nicht aufgeben. Im Gegenteil. „Die Wohnung werde ich immer behalten“, sagt er.

    Seit seinem Wechsel war er bisher schon zweimal wieder in Hamburg, auch um noch einige Dinge aus seiner Wohnung zu holen. „Zwangsläufig habe ich dabei Kontakt zu Fans des FC St. Pauli gehabt und bin mit ihnen ins Gespräch gekommen. Mein Eindruck ist, dass sie mir den Wechsel nach Ingolstadt nicht übel nehmen“, berichtet er und dürfte damit nicht so falsch liegen. Seinen Anteil am Zweitliga-Klassenerhalt im Frühjahr 2017, als St. Pauli mit ihm im Tor 39 Punkte aus 20 Spielen holte, haben die Anhänger des Kiezclubs nicht vergessen.