Hamburg. St. Paulis Vizekapitän reagiert auf den erstmaligen öffentlichen Tadel von Coach Markus Kauczinski

    Es war eine neue Qualität, als St. Paulis Trainer Markus Kau­czinski am Montag drei seiner Profis öffentlich für ihre Leistung bei der 1:3-Niederlage am Sonntag bei Erzgebirge Aue tadelte. „Im defensiven Mittelfeld hatten wir Probleme zuzupacken. Das war von Johannes Flum, Christopher Buchtmann und Marvin Knoll, die erfahrene, gestandene Spieler sind, nicht das, was wir erwarten“, hatte Kauczinski gesagt. Der Trainer hatte sich offenbar bewusst Akteure herausgepickt, die selbst den Anspruch haben, Leistungsträger und Führungsspieler zu sein, und die schon gezeigt haben, dass sie dies leisten können.

    Johannes Flum (30) ist seit Beginn dieser Saison auch Stellvertreter von Kapitän Bernd Nehrig und trug in den meisten der bisherigen Pflichtspiele die Kapitänsbinde, weil Nehrig nicht in der Startelf stand. Wie also reagiert der im Januar 2017 vom SC Freiburg gekommene Mittelfeldspieler auf die erstmals öffentlich geäußerte Kritik des Cheftrainers an ihm? „Ich weiß selber, dass ich ein schlechtes Spiel gemacht habe“, sagte Flum am Dienstag auf Nachfrage des Abendblatts. „Ich kann mit dieser Kritik umgehen und kann sie auch verstehen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Ich werde daraus meine Lehren ziehen. Wenn ich damit ein Problem hätte, würde ich auch mit vielen anderen Dingen nicht klarkommen, die irgendwann noch auf mich zukommen“, sagte er weiter. „Der Trainer hat die Berechtigung zu dieser Kritik, weil er enttäuscht und sauer war.“

    Aus diesen Worten spricht sicherlich auch die Gelassenheit eines früheren Erstligaprofis, der in seiner inzwischen mehr als zehn Jahre langen Profikarriere schon einige schwierige Situationen auch im Verhältnis von Trainern und Mannschaft erlebt hat. Johannes Flum ist dabei aber auch wichtig, dass er die Aussagen von Trainer Kauczinski bei aller Souveränität nicht auf die leichte Schulter nimmt. „Ich wische das nicht irgendwie weg, sondern nehme die Kritik an und versuche, es besser zu machen“, sagte er dazu.

    In dem wichtigen Punkt der Motivation allerdings – das stellt Flum im Gespräch auch unmissverständlich klar – wird das bisher ungenutzte Mittel des Trainers, Spieler namentlich und öffentlich für ihre Leistung zu tadeln, bei ihm keine zusätzliche Wirkung entfachen. „Wenn mich das zusätzlich motivieren würde, wäre das ja schlecht“, sagt er. Vielmehr sei eine öffentliche Kritik keinesfalls nötig, damit er motiviert in ein Spiel gehe. „Ich habe schon eine eigene Motivation, um am Wochenende eine bessere Leistung als zuletzt abzuliefern. Wenn es mal so weit ist, dass ich extern jemanden brauche, der mich kritisiert, damit ich motiviert bin, dann wäre ich fehl am Platze“, sagte Flum.

    Grundsätzlich ist auch er einigermaßen ratlos, warum seine Mannschaft nach dem ergebnismäßig perfekten Saisonstart mit sechs Punkten aus den ersten beiden Zweitligaspielen aus der Spur geraten ist und nun bereits vier Pflichtspiele in Folge verloren hat. „Wenn ich wüsste, was mit uns passiert ist, hätte ich es ja schon längst angesprochen“, sagte Flum am Dienstag. „Es nervt mich aber wahnsinnig, dass wir nach diesem guten Start die Spiele so leicht aus der Hand gegeben haben. Das nagt an mir.“

    Mit Blick auf das schon an diesem Freitag (18.30 Uhr) anstehende Spiel beim FC Ingolstadt warnt Flum davor, sich von der jüngsten 0:6-Niederlage der Bayern beim VfL Bochum blenden zu lassen. „Das wird jetzt sogar doppelt schwer für uns. Ingolstadt gehört von seinem Kader her zu den Top drei der Liga.“