Hamburg. St. Paulis Trainer verzichtet auf harte Maßnahmen, fordert aber mehr von einem Führungstrio

    Es wurde viel geredet am Montagvormittag an der Kollaustraße. Die Fans des FC St. Pauli echauffierten sich über das blamable 1:3 bei Erzgebirge Aue. Im Trainingstrakt diskutierten Mannschaft, Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver 60 Minuten über den leb- und planlosen Auftritt vom Sonntagnachmittag. Und last but not least sprach der Trainer in einer Presserunde. 22 Minuten und 27 Sekunden Redezeit, in der Kauczinski mal mehr, mal weniger souverän die auf ihn einprasselnden Fragen wegmoderierte. Er redete im Stile eines Politikers viel, ohne viel zu sagen. Die Quintessenz nach der vierten Niederlage in Folge? Enttäuschung über den Auftritt, hart weiterarbeiten und es besser machen. Es waren Töne, die bereits in den vergangenen Wochen zu hören waren.

    „Vielleicht werden wir unsere Spielidee ändern und alles etwas weiter nach hinten holen“, kündigte Kauczinski an. Vielleicht aber auch nicht. „Das wird sich ergeben aus dem, was wir in der Woche trainieren und was zu Ingolstadt passt“, erklärte der Trainer. Zudem werde weiter am Defensivverhalten gearbeitet, damit weniger Gegentore fallen. Wie schon in der Länderspielpause vor Aue, vor Köln, vor Union Berlin und nach dem Pokal-Aus in Wiesbaden. In den Aussagen ließ Kauczinski jene Konsequenz vermissen, die er von seinen Spielern auf dem Platz einfordert. Es manifestiert sich mehr und mehr der Eindruck, dass die Spieler Probleme haben, die von Kauczinski überlegten taktischen Elemente in die Tat umzusetzen.

    Ganz sicher nichts ändern wird sich am Ablauf dieser Trainingswoche. Zwei öffentliche Einheiten, zweimal Geheimtraining. Der in der Endphase der vergangenen Saison eingeführte Achtstundentag, der in dieser Spielzeit sporadisch eingehalten wurde, ist bis zum Spiel am Freitag in Ingolstadt kein Thema. Das Training am Dienstag wurde auf 15 Uhr gelegt. „Ich halte es für richtig, dass die Jungs ausschlafen. Es bringt jetzt auch nichts, alles über den Haufen zu werfen“, so der Trainer.

    Kauczinski sieht eigenen Job nicht akut in Gefahr

    Wohlfühloase St. Pauli – dabei befindet sich der Club seit einem Monat im freien Fall. Seit rund vier Wochen warten die Hamburger auf einen Sieg. Deshalb folgte auf ein nach außen hin seichtes Krisenmanagement doch noch so etwas wie ein kleiner Reizpunkt. Für Kauczinski ungewohnt wurden namentlich Spieler genannt, von denen er in Aue enttäuscht war. „Im zentralen Mittelfeld hatten wir Probleme zuzupacken. Das war von Johannes Flum, Christopher Buchtmann und Marvin Knoll, die erfahrene, gestandene Spieler sind, nicht das, was wir erwarten “, sagte Kauczinski.

    Es war eine typische Reaktion eines Trainers, der weiß, dass mit jeder weiteren Niederlage auch sein Job in Gefahr gerät. Öffentlich Spieler kitzeln, in der Hoffnung, dass in dem ohnehin zu braven Kader zumindest etwas Reibung entsteht. „Natürlich muss ich auch über die Besetzung der Mannschaft nachdenken. Ich muss vielleicht noch genauer hinschauen, ob einzelne Spieler bei steigendem Druck bereit sind, alles zu geben“, sagte Kauczinski, der persönlich keine Sorgen um seinen Job hat. „Ich bin lange genug im Geschäft. Man muss immer gewinnen, immer liefern. Der einzige Gedanke ist: Wie kann ich der Mannschaft helfen, wie kommen wir da raus, und was ist mein Job?“, erklärte Kauczinski. Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.