Hamburg. Sportchef Stöver kündigt zeitnahe Verhandlungen mit dem Trainer an. Sonntag trifft der Kiezclub auf Aue

    Uwe Stöver hatte es eilig am Freitagvormittag. Wie immer hörte sich der Sportdirektor des FC St. Pauli die Spieltagspressekonferenz von Markus Kauczinski an, ehe er zügig in sein Büro im ersten Stock des Funktionsgebäudes an der Kollaustraße musste. Dort stand ein Gespräch mit Dimitrios Diamantakos an, der nach seiner Roten Karte im Testspiel gegen den FSV Frankfurt zum Rapport antreten musste.

    Gut möglich, dass der 51-Jährige in Kürze Besuch von seinem Trainer bekommt. Nicht etwa zum Rapport, sondern viel mehr, um über dessen Zukunft zu sprechen. Im kommenden Sommer läuft der Vertrag des 48-Jährigen, der das Amt im Dezember 2017 von Olaf Janßen übernommen hatte, aus. Während Kauczinski selbst sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu seiner Zukunft äußern wollte, erklärte Stöver den Stand der Dinge. „Wir haben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und werden einen Zeitpunkt finden, an dem wir die Dinge intensivieren werden. Die Gespräche werden zeitnah stattfinden, wann genau, wird man sehen“, sagte Stöver. Spätestens bis Jahresende wird es Klarheit über die Vertragssituation von Kauczinski geben.

    Bis dahin kann der Übungsleiter fleißig Werbung in eigener Sache betreiben. In Aue steht der gebürtige Gelsenkirchener zum 23. Mal als Cheftrainer des FC St. Pauli an der Linie. Seine Bilanz bisher: 22 Spiele, acht Siege, neun Niederlagen und fünf Remis. Das Minimalziel Klassenerhalt schaffte Kauczinski in der Vorsaison auf der Zielgeraden. In dieser Saison soll der ehemalige Trainer des Karlsruher SC den Kiezclub stabilisieren, weiterentwickeln und im Idealfall auf einen Platz unter den ersten sechs Teams führen.

    Kauczinski muss Lösungfür die Defensive finden

    Der nächste kurzfristige Schritt in der Entwicklung ist klar umrissen. St. Pauli muss endlich wieder hinten ganz dicht werden. Zuletzt gab es zwölf Gegentreffer in drei Pflichtspielen. „Das bereitet uns keine schlaflosen Nächte“, erklärte Kauczinski. „Wir haben ein Torverhältnis von 4:1 aus den ersten beiden Spielen gehabt und dann aufgrund einer Konstellation mit starken Gegnern und eigenem Unvermögen Dinge zugelassen, die wir zuvor nicht zugelassen haben. Jetzt gilt es die Balance zu finden. Das ist für uns als Mannschaft, aber auch für mich als Trainer die Herausforderung.“

    Dabei tüftelt Kauczinski noch, um das ideale Rezept gegen die Gegentorflut zu finden. Im Training ließ er sowohl mit einer Dreierkette als auch mit der gewohnten Viererkette trainieren. Dabei spielte Marvin Knoll mal in der Innenverteidigung und mal im defensiven Mittelfeld, wo der Neuzugang aus Regensburg seine bisher besten Leistungen in dieser Saison zeigte. „Ich werde nicht vorher meine Taktik für Sonntag verraten. Die Kollegen in Aue schauen sich ja auch Pressekonferenzen an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, mauerte Kauczinski.

    Gut möglich, dass eine Zutat des Rezepts Florian Carstens heißt. Der 19 Jahre alte Innenverteidiger steht unmittelbar vor seinem Startelfdebüt in der Zweiten Liga. „Das ist möglich. Wenn er vor den Innenverteidigern Brian Koglin und Clemens Schoppenhauer steht und Christopher Avevor verletzt ausfällt, dann wäre er so weit, wenn wir uns für ihn entscheiden würden“, erklärt Kauczinski.

    So gelassen der Trainer mit der taktischen und personellen Ausrichtung umgeht, so cool bewertet er auch die Gesamtkonstellation. In der Trainingswoche wurde viel gelacht. Diese Stimmungslage befeuert auch der Trainer. „Wir liegen nicht am Boden, sondern sind realistisch. Wir sind kritisch mit dem, was wir gemacht haben. Aber wir haben aber auch festgestellt, dass wir von zwölf möglichen Punkten sechs geholt haben. Das kann besser sein, schämen muss man sich dafür aber auch nicht“, sagte Kauczinski, wohl wissend, dass man eine aufkommende Unruhe nur dann im Keim ersticken kann, wenn man vor allem im Defensivverhalten eine deutlich bessere Leistung bringt, als in den vergangenen drei Partien.

    Und so ganz nebenbei würde auch das Gespräch mit dem Sportchef deutlich entspannter werden.