Hamburg. Am Sonntag wartet der FC Erzgebirge Aue. Der letzte Sieg liegt fast fünf Jahre zurück

    Es war ein arbeitsreicher Mittwoch für Christopher Buchtmann und seine Mitspieler. Nach dem Vormittagstraining stand ein Autogramm-Marathon auf dem Programm. Vier Stunden schrieben sich die Profis des FC St. Pauli im Millerntor-Stadion die Finger wund. Poster, Trikots, Bälle, Bilder: Unzählige Male signierten die Kiezkicker für Sponsoren, Verlosungen und die Fans alles, was ihnen vorgelegt wurde. Ähnlich arbeitsintensiv, wenn auch anders, dürfte der kommende Sonntag werden, wenn St. Pauli bei seinem Angstgegner Erzgebirge Aue antreten muss. Nur eines der letzten acht Spiele konnten die Hamburger für sich entscheiden. Am 6. Dezember 2013 gab es einen 2:0-Sieg. Die Torschützen: die heutigen Bundesligaprofis Michael Gregoritsch und Fin Bartels.

    Irgendwie tat sich St. Pauli gegen die eklige Spielweise der Auer immer schwer. „So eklig ist es eigentlich gar nicht mehr“, erklärt Buchtmann: „Die Anreise war früher immer etwas unangenehm. Ich kann mich noch erinnern, dass wir mal acht Stunden mit dem Bus dorthin gereist sind“, sagt der Spielmacher: „Aber auch das ist vorbei. Wir fahren mit dem Zug bis Leipzig und dann weiter mit dem Bus.“

    So komfortabel die Anreise am Sonntag sein wird, so schwierig wird die Partie im Erzgebirge. Nach drei Pflichtspielniederlagen in Folge mit insgesamt zwölf Gegentoren will St. Pauli unbedingt den Negativtrend stoppen. Oberste Priorität: die defensive Stabilität wiederfinden. „Wir müssen wieder eine Ausgewogenheit in unserem Spiel hinbekommen“, erklärt Buchtmann. Im 4-1-4-1-System mit dem auch eher offensiv ausgerichteten Sechser Johannes Flum kann St. Pauli zwar seine Offensivqualitäten zur Geltung bringen, die jüngsten Partien offenbarten aber, dass dies durchaus zulasten der Rückwärtsbewegung geschieht.

    „Das System hat Vor- und Nachteile. Mit zwei Zehnern ist man offensiv natürlich gefährlicher, aber man lässt auch mehr Räume, die wir als Mannschaft – da schließe ich mich mit ein – konsequenter verteidigen müssen. Grundsätzlich finde ich aber, dass unser System gut ist“, sagt Buchtmann, der vor allem die Spieler auf dem Platz in die Pflicht nimmt, die taktische Disziplin beizubehalten – und nicht, wie beim 3:5 gegen den 1. FC Köln, ein teilweise vogelwildes Spiel entstehen zu lassen.

    Über allem steht aber die zuletzt fehlende Griffigkeit im Defensivverhalten, die St. Pauli schnell wiederfinden muss, will man nicht schon früh in der Saison wieder den tabellarischen Blick nach unten richten müssen. „Das steht im Vordergrund“, erklärt St. Paulis Topscorer: „Aue wird uns nicht auseinanderspielen, sondern in erster Linie kämpfen. Diesen Kampf müssen wir annehmen. Wir haben ein paar Niederlagen einstecken müssen, aber es gibt in keiner Saison nur rosige Zeiten. Da müssen wir uns jetzt herauskämpfen“, gibt der Führungsspieler die Richtung vor.

    Beim gestrigen Vormittagstraining an der Kollaustraße war Abwehrspieler Christopher Avevor (Knochenprellung am Schienbeinkopf) wieder dabei, absolvierte Teile des Mannschaftstrainings und lief ein paar Runden. Auch die angeschlagenen Sami Allagui, Jan-Philipp Kalla und Marc Hornschuh konnten mitmachen. Das Trio arbeitete ein leichtes Programm ab. Bernd Nehrig, Luca Zander (beide Kraftraum), Waldemar Sobota (Laufeinheit) und Keeper Svend Brodersen (DFB U21) fehlten.