Hamburg. Maria Petri (79), Kult-Fan vom FC Arsenal, begeisterte bei der Ausstellung „Fan.Tastic Females“ am Millerntor

    So ganz geheuer war Maria Petri der Hype um ihre Person nicht, als die 79-Jährige durch die Ausstellung „Fan.Tastic Females“ im Museum des FC St. Pauli schlenderte. Ein Selfie hier, ein Händeschütteln da und die Bitte, möglichst viele Anekdoten ihres Lebens als Hardcore-Fan von Arsenal London preiszugeben. Als sich die rund 60 weiblichen Fußballfans aus aller Welt zum Gruppenfoto im Millerntor-Stadion aufstellten, schmetterte Petri spontan aus voller Kehle Fangesänge. Innerhalb kürzester Zeit war die rüstige Fußball-Oma von der Insel mit der kräftigen Stimme der Star der audiovisuellen Ausstellung, in der 78 Fans ihre Geschichten als Frauen in der Männerdomäne Fußball teilen. „Es ist wundervoll, all diese interessanten Frauen zu treffen, die das Gleiche durchgemacht haben wie ich. Es ist schön, dass es heutzutage Normalität ist, dass Frauen Teil der aktiven Fanszene sind. Das war früher undenkbar“, erklärte Petri.

    Ihre Liebe zum Fußball begann im Jahr 1950, eine Zeit, in der es verpönt war, sich als Frau mit dem runden Leder zu beschäftigen oder gar ins Stadion zu gehen. Ihre Eltern ließen nicht mit sich reden. Fußball sei kein Sport für junge Mädchen. „Ich war elf Jahre alt und habe meiner Mutter an einem Sonnabendmittag im Haushalt geholfen, wie es eben so üblich war“, erinnerte sich Pe­tri: „Wir hatten nebenbei das Radio laufen, als über Arsenal berichtet wurde. Ich fragte mich: Wer oder was ist dieses Arsenal? Ab dem Moment habe ich über Radio und Zeitungen alles verfolgt, was mit den ,Gunners‘ zu tun hatte.“ Und es wurde ihre Leidenschaft.

    Als die gebürtige Londonerin, die nur unweit des legendären Highbury Stadions aufgewachsen ist, älter wurde und schließlich auf die Universität ging, um Französisch und Spanisch auf Lehramt zu studieren, sah sie ihre Chance gekommen. An ihr erstes Spiel kann sich Petri noch wage erinnern. „Es war ein Auswärtsspiel Anfang der 60er-Jahre. Arsenal beim FC Portsmouth“, sagte Petri, die den Endstand zwar nicht mehr weiß, sehr wohl aber die Reaktionen der männlichen Fans noch bildlich vor Augen hat. „Die Herren hätten mich vielleicht geduldet, wenn ich ruhig gewesen wäre. Aber ich habe lautstark das Team unterstützt. Wie die Männer eben auch. Also wurde ich beschimpft: „Geh in die Küche, wo du hingehörst. Weiß dein Mann, dass du hier bist?“, sagte die Britin. „Es gingen damals nicht viele Frauen zum Fußball. Wir wurden nicht gerade nett behandelt. Es gab nicht einmal Toiletten für die Damen in den Stadien. Heute unvorstellbar, oder?“

    Entmutigen ließ sich die fußballbegeisterte Lady von den widrigen Gegebenheiten und dem Sexismus auf den Stehplätzen aber nicht. Bis heute reist Petri durch die Welt, um ihre Arsenal-Lieblinge spielen zu sehen. Egal, ob Premier League, Champions League oder Testspiel. Seit über 50 Jahren hat sie kein Heimspiel verpasst. Im Emirates-Stadium ist sie bekannt wie ein bunter Hund. Vor allem die deutschen Profis hat sie immer besonders gerne angefeuert. „Ach, den Poldi, den habe ich immer sehr gemocht. Der war so süß und hat immer gelächelt. Aber auch Per Mertes­acker ist goldig. Nur Mesut Özil war immer etwas schüchtern. Aber ich mochte sie alle“, schwärmte Petri, die für das deutsche Trio anlässlich des WM-Triumphs 2014 ein Lied kreiert hatte. Auf Deutsch!

    Die englischen Nationalspieler müssen wohl noch eine Weile auf einen eigenen Song warten. Mit den „Three Lions“ steht die lebensfrohe Londonerin auf Kriegsfuß. „Da spielen sechs Feinde von N17“, sagte Petri, und lachte. „Und Feinde kann ich nicht anfeuern“, erklärt Petri. „N17 ist die Postleitzahl der White Hart Lane, dem Stadion von Tottenham Hotspur. Unserem Erzri­valen. Der Clubname ist ein Schimpfwort und eine Lady sagt so etwas nicht“, schilderte Petri, lächelte und stand für das nächste Selfie bereit.