Hamburg. Aufsteiger gewinnt Stadtderbys gegen HTHC und UHC und ist nach fünf Spielen bester Hamburger Bundesligist

    Matthias Witthaus wusste am Sonnabendnachmittag, als er die Gratulationen des Gegners entgegengenommen hatte, dass es schwer werden könnte, das Understatement aufrechtzuerhalten. 3:1 hatte der von ihm trainierte Aufsteiger Hamburger Polo Club das Lokalderby in der Feldhockey-Bundesliga der Herren gegen den Harvestehuder THC gewonnen, und seine Auswahl hatte dabei so abgeklärt gespielt, als täte sie seit Jahren nichts anderes, als den Topteams der Eliteklasse die Punkte zu stehlen. Klassenerhalt war das Ziel, mit dem Polo in die Saison 2018/19 gestartet war.

    Nachdem am Sonntag mit einem 2:0 beim Uhlenhorster HC ein weiterer Derbysieg gelang, steht der Verein aus dem Hamburger Westen als bester Vertreter der Hockey-Hochburg mit zwölf Punkten auf Tabellenrang drei. Deshalb ist es kaum vermessen zu sagen, dass unter der Führung des Rekordnationalspielers (364 Spiele) eine neue Macht im Hamburger Hockey heranwächst.

    Witthaus (35) will davon selbstverständlich nichts hören. „Es macht uns stolz, dass wir bislang so gut mithalten können. Aber das ändert nichts an unserem Ziel. Für den Klassenerhalt braucht man mindestens 20 Punkte, wir haben jetzt zwölf geholt“, sagte der frühere Nationalstürmer. Der Spielstil, den er seiner Mannschaft verordnet hat, passt zu dieser verbalen Zurückhaltung gar nicht. Anders als die meisten Aufsteiger versteckt sich Polo nicht, sondern greift mutig an, übernimmt die Spielkontrolle – und ist davon selbst überrascht.

    „Dass wir es schaffen würden, über 60 Minuten auf Augenhöhe mit dem HTHC mitzuspielen, ohne in Phasen einzuknicken, hätte ich nicht erwartet“, sagte Kapitän Jonathan Fröschle, mit zwei Toren (50., Strafecke/58.) Matchwinner gegen seinen Jugendverein. Zuvor hatte Tomas Prochazka (30., Strafecke) die HTHC-Führung durch Hamish Imrie (4.) ausgeglichen. Am Sonntag beim UHC trafen Constantin Staib (30.) und Leon Willemsen (52.).

    „Polo macht das sehr gut, sie haben einen klaren Plan, den sie durchziehen, und sind sehr effektiv. Allerdings hätten wir in der ersten Halbzeit schon 3:0 führen müssen“, lobte UHC-Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse, dessen Auswahl am Sonnabend ein 1:1 beim Club an der Alster erkämpft hatte. HTHC-Coach Christoph Bechmann, der sich am Sonntag über einen 3:2-Erfolg bei Alster freuen durfte, sagte: „Polo ist durchweg gut besetzt. Ein sehr guter Aufsteiger, der seinen Weg machen wird. Aber was wir im Sturm gezeigt haben, war auch erbärmlich. Das war ein Spiel, das wir nicht verlieren müssen.“

    Zur Wahrheit gehört neben dem Fakt, dass Polo dank eines großen Kreises an Förderern finanziell so gut aufgestellt ist, dass Nationalspieler wie der von Alster gekommene Staib, der umsichtige Abwehrchef Mathias Müller (von RW Köln) oder der starke Torhüter Niklas Garst (vom Mannheimer HC) verpflichtet werden konnten, auch die Erkenntnis, dass die beiden Derbysiege des Wochenendes zwar nicht unverdient, aber auch nicht herausragend herausgespielt waren. Trainer Witthaus schätzt derlei Erkenntnisse sehr, sind sie doch Wasser auf seine Gebetsmühlen. „Einzelne Siege machen noch keine Rangliste, und es ist auch nicht unser Ziel, Hamburger Stadtmeister zu werden“, sagte er, „wir wollen, dass sich die Jungs Schritt für Schritt entwickeln, um ein besseres Team zu werden.“

    Die Schritte am Wochenende, so viel Lob darf sein, waren groß.