Hamburg. Der FC St. Pauli hat zehn Gegentore in vier Zweitligaspielen kassiert. Trainer Kauczinski fordert mehr Cleverness und defensives Denken

    Willkommen zur Pauli-Horror-Picture Show! Markus Kau­czinski hatte sich eine ganz besondere Filmvorführung für seine Profis ausgedacht. Am Montagmorgen vor dem Ausradeln mussten sich die Spieler des FC St. Pauli auf Video noch einmal die fünf Gegentore bei der 3:5-Niederlage gegen den 1. FC Köln anschauen. Und die zahlreichen selbst nicht genutzte Chancen. Ein Spaß war das alles nicht. „Der Stachel sitzt noch tief“, sagte der Trainer am Tag danach, „wir sind alle enttäuscht. Es tut noch weh.“

    Weh, das wussten schon Hans Albers und Heinz Rühmann, tut´s vor allem beim ersten Mal. Doch beim FC St. Pauli ist der Schmerz inzwischen chronisch. Drei, vier, fünf – die Anzahl der Gegentore steigt von Woche zu Woche. In einem Intelligenztest für Erstklässler würde jetzt gefragt, wie viele Treffer der Club wohl beim nächsten Auswärtsspiel am 16. September in Aue kassiert. Zwölf Gegentore in den letzten drei Spielen (mit Pokal) sind inakzeptabel. Auf dem Kiez steht mit zehn Einschlägen die Schießbude der Zweiten Liga. „Wir müssen daran arbeiten, eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive herzustellen“, kündigte der Trainer an.

    Mannschaftskapitän Johannes Flum kritisierte nach einer ersten Selbstgeißelung („Ich nehme mich voll in die Verantwortung“) vor allem die mangelhafte Zweikampfführung: „Da sind wir nicht gut genug. Wir sind im Moment nicht stabil genug.“

    Auch Sportchef Uwe Stöver hatte am Sonntag festgestellt: „Wir machen es dem Gegner zu leicht. Da müssen wir an Stellschrauben drehen.“ Die Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen muss verbessert werden und die Bereitschaft der offensiven Mittelfeldspieler, mehr nach hinten zu arbeiten. „Wenn wir uns nicht verbessern, werden wir auch gegen Mannschaften, die weniger gut als der 1. FC Köln sind, Gegentore bekommen“, befürchtet Flum.

    Dazu kommt die Hoffnung, dass Christopher Avevor bald seine Prellung am Schienbeinkopf auskuriert hat. Die Spiele bei Union Berlin und gegen Köln haben eben auch gezeigt, dass „Jackson“ in St. Paulis Innenverteidigung unersetzlich ist. Seine Verletzung löste eine Art Dominoeffekt aus. Marvin Knoll musste an die Seite von Philipp Ziereis rücken und fehlte damit im defensiven Mittelfeld, wo Kapitän Bernd Nehrig wegen Formschwäche zuletzt keine Option war. St. Pauli kann im Augenblick nicht jede Position bei Ausfällen gleich gut besetzen.

    Die Länderspielpause kommt also gerade zurecht. „Wir müssen die Sinne schärfen, wir müssen cleverer werden und lernen, defensiv zu denken“, fordert Kauczinski. Dies zu vermitteln ist jetzt sein Job, an dem er irgendwann gemessen wird.