Die Grand-Slam-Events in Melbourne, Paris, London und New York sind für die besten Tennisprofis der Welt die vier Turniere, die eine Saison definieren. Wenn Alexander Zverev nun, da die Majors 2018 für ihn Geschichte sind, eine ehrliche Jahresbilanz zieht, wird der 21 Jahre alte Hamburger selbst alarmiert sein. Gegen Spieler wie den Koreaner Hyeon Chung (dritte Runde Australian Open), den Letten Ernests Gulbis (dritte Runde Wimbledon) oder nun den Augsburger Philipp Kohlschreiber (dritte Runde US Open) auszuscheiden, das ist für einen Weltranglistenvierten eine höchst bescheidene Ausbeute.

    Dennoch hat sich Deutschlands Nummer eins auch in dieser Saison entwickelt. Zverev hat auf Sand, seinem schwächsten Belag, das Masters in Ma­drid gewonnen, bei den French Open unterlag er erst im Viertelfinale dem zweitbesten Sandplatzspieler der Welt, Dominic Thiem. Zudem zeigt die Verpflichtung von Ivan Lendl als Cheftrainer, dass er verstanden hat, äußere Einflüsse zulassen zu müssen, um sein Spiel auf das Level zu heben, das es braucht, um Grand-Slam-Champion zu werden.

    Der Argentinier Juan Martin Del Pot­ro war 2009 der letzte Profi, der mit 21 einen der größten Titel gewann. Vor ihm schafften das Roger Federer (2003/21) und Rafael Nadal (2005/19). Zverev hat also noch Zeit genug, um zu einem voll­endeten Topspieler zu reifen. Er darf nur nicht den Fehler begehen, sich auf seinen vorhandenen Qualitäten auszuruhen. Die nächste Generation, zu der neben ihm auch Thiem, der Russe Karen Chatschanow, der Australier Alex de Minaur, der Grieche Stefanos Tsitsipas oder die Kanadier Denis Shapovalov und Felix Auger-Aliassime zählen, wird ihm nicht kampflos das Feld überlassen.