Hamburg. St. Paulis Abwehrspieler Lasse Sobiech spielt nun für den 1. FC Köln. Vergessen hat er Hamburg aber nicht

    „Das Herz von St. Pauli, das ruft mich zurück!“ Wenn im Millerntor-Stadion vor Spielbeginn die Fans die alte Hamburghymne anstimmen, dann lässt das auch Lasse Sobiech nicht kalt. St. Pauli, das ist dann doch mehr als nur ein Stadion in der Zweiten Liga, eine Station in der Sportkarriere. Am Sonntag (13.30 Uhr) kommt der Abwehrspieler des 1. FC Köln zum Auswärtsspiel zurück. Ein emotionaler Moment. „Ich habe für Hamburg und St. Pauli ein Heimatgefühl aufgebaut“, sagt Sobiech im Gespräch mit dem Abendblatt. „Es werden viele Freunde und Bekannte im Stadion sein.“

    Eines ist klar: Lasse Sobiech wird von den Fans mit freundlichem Applaus empfangen werden. Anerkennung für seine insgesamt fünf Jahre im braun-weißen Trikot, in denen er nicht nur mit seinen Leistungen auf dem Platz überzeugte, sondern auch menschlich zum Kiezclub und dessen gesellschaftlichen Werten stand. Dass er im Winter seinen Abschied verkündete, nahm ihm deshalb auch niemanden beim FC St. Pauli übel. „Neue Herausforderung“ wird oft von Profis als Umschreibung für „Ich will mehr Geld“ benutzt. Bei Sobiech stimmt es nicht.

    Eigentlich wollte er mit den Hamburgern in die Bundesliga aufsteigen, doch Anspruch und Wirklichkeit stimmten nicht überein, statt Aufstiegseuphorie gab es viel zu oft Abstiegsangst. Da kam das Angebot des Aufstiegsfavoriten 1. FC Köln zum auslaufenden Vertrag gerade recht. „Als Bundesligaabsteiger bist du immer der Gejagte“, sagt Sobiech. Und: „Bei St. Pauli waren wir nicht in jedem Spiel in der absoluten Favoritenrolle. Das ist jetzt anders.“

    In Hamburg war der 1,97 Meter lange Verteidiger zumeist gesetzt, wenn er fit war. Bei seinem neuen Arbeitgeber ist das noch nicht so. Nur eine Partie hat er bislang über 90 Minuten gemacht. Der ehemalige Kieler Trainer Markus Anfang zog zuletzt den ehemaligen Kieler Rafael Czichos vor. Also muss Sobiech mit noch mehr Leistung überzeugen. „Beim 1. FC Köln ist die Konkurrenz im Kader sehr groß. Das wusste ich aber vorher“, sagt er. „Mein Anspruch an mich selbst ist aber, dass ich gesetzt bin. Das ist im Moment noch nicht der Fall. Dafür muss ich viel arbeiten.“

    Zudem ist in Köln das gesamte Umfeld noch größer und professioneller als beim FC St. Pauli. Die Rheinländer sind ein Erstligist auf Zwischenstopp im Unterhaus, und so sind auch die Strukturen. Aber, sagt Sobiech, der FC St. Pauli habe schon einiges aufgeholt. „Es ist viel entstanden in den vergangenen Jahren. Auch der FC St. Pauli ist mit seinen Möglichkeiten und dem ausgebauten Trainingsgelände an der Kollau kein typischer Zweitligist.“

    Auch an neuer Wirkungsstätte („Ich fühle mich sehr wohl“) verfolgt er die Auftritte seiner ehemaligen Kollegen und jetzigen Kontrahenten genau. „Ich habe alle Spiele gesehen, sie sind hervorragend gestartet“, sagt er und erwartet am Sonntag einen typischen St.-Pauli-Kampf: „Sie werden sich nicht verstecken. Ich erwarte ein Spiel, das mit sehr viel Herz und Leidenschaft geführt wird. Wie immer am Millerntor.“

    Danach wird er vielleicht noch die alten Kollegen in der Kabine besuchen, aber dann geht es in den Mannschaftsbus mit dem Geißbock. 400 Kilometer in den Westen statt um die Ecke in die eigene Wohnung. „Rheinländer und Hamburger sind schon ein anderer Menschenschlag“, hat auch der gebürtige Westfale Sobiech nach den wenigen Wochen in Köln festgestellt, „die Rheinländer sind ganz offene Typen. Aber das gefällt mir sehr gut.“ Für vier Jahre hat er sich beim FC verpflichtet. Im Profifußball aber verbieten sich irgendwelche konkreten Zukunftspläne. „Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, dass Hamburg nach dem Karriereende mein Lebensmittelpunkt wird“, sagt Sobiech. „Das Herz von St. Pauli“ – das ruft viele zurück.