Hamburg. Trainer Markus Kauczinski von FC St. Pauli plant einen Startelfeinsatz des langen Stürmers aus Holland

    Henk Veerman tut, was jeder Profi tut, der nicht gleich unangenehm auffallen möchte: Er übt sich in Bescheidenheit. Nach der 1:4-Niederlage des FC St. Pauli am Sonntag beim FC Union Berlin war das ohnehin angesagt für die Hamburger Spieler. Aber der lange Niederländer hätte als einziger Torschütze ja Ansprüche anmelden können. Dass er nun am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln gerne in der Startaufstellung stehen müsse, zum Beispiel. Aber was sagt er? „Das muss der Trainer entscheiden.“

    Na klar, so sagen sie es. Dabei ist die Idee gar nicht so weit hergeholt. Sami Allagui fällt mit seinem Rippenbruch noch länger aus, und Veerman brachte nach seiner Einwechslung an der Alten Försterei durchaus frischen Wind in das zuvor ineffektive Angriffsspiel der Braun-Weißen. Das ist Trainer Markus Kauczinski natürlich auch nicht entgangen. „Er hat das ordentlich gemacht. Er kann Fußball spielen und mitkombinieren“, sagt Kauczinski, „er zeigt das auch immer im Training.“

    Die Überlegung, den 2,01-Meter-Riesen gegen den Liga-Topfavoriten aus der Domstadt von Anfang an ranzulassen, ist also da. Die Trainingsleistungen in den nächsten Tagen könnten das entscheiden. „Ja, er kann auch anfangen“, sagte der St.-Pauli-Coach am Montagmittag, „ob er schon 90 Minuten gehen kann, weiß ich aber nicht. Noch hat er immer ein paar Pausen drin. Vielleicht reicht es für 70 Minuten.“

    Am 9. August erst hat der Club Henk Veerman vom SC Heerenveen aus der ersten niederländischen Liga verpflichtet. Die Vorbereitungszeit hat der 27-Jährige also noch nicht mit den Kiezkickern absolviert. Und tatsächlich merkt er selbst Defizite. „Das Niveau ist höher, vor allem schneller und intensiver“, räumt er selbst ein, „ich will versuchen, mich schnell daran zu gewöhnen.“ Dabei unterstützen ihn die Kollegen offensichtlich so gut wie möglich, sagt der Lange: „Das Team hilft, wo es geht. Ich fühle mich hier willkommen.“

    Die Ankunft ist auch dadurch erleichtert, dass er am Sonntag eine eigene Wohnung bezogen hat und Ehefrau Alyssa nun nachkommen kann. „Ich vermisse nichts mehr“, sagt er, „was mir auch gut gefällt ist, dass Hamburg am Wasser liegt.“ Das ist er aus seiner Heimatstadt Volendam so gewohnt, die am Markermeer liegt und auch von zahlreichen Kanälen durchzogen ist.

    Dort hat er beim FC Volendam das Fußballspielen gelernt und schaffte auch den Durchbruch zum Profi. Ein wenig erinnert er an den ehemaligen HSV-Stürmer Karsten Bäron, der auch ein sehr großer Spieler war, aber das Gegenteil von einem „Kopfballungeheuer“. Auch Veerman hat eine für einen Spieler seiner Länge unerwartet gute Technik und bewegt sich gut. Sein Treffer in Berlin zeigte das. Als „Prallspieler“, der die Bälle hält und an seine Mitspieler weitergibt, ist er für St. Paulis Offensive eine gute Alternative.

    „Ich glaube, ich war schon als Baby groß“, lacht er, „nein, im Ernst, ich war immer größer als die anderen.“ Dann lernt man auch mit dem langen Körper umzugehen, jedenfalls einfacher, als wenn es plötzlich einen Pubertätsschuss in kurzer Zeit gibt. „Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt“, erzählt er auch. Und Tennis, „aber damit war Schluss, als ich Profi wurde“. 2012 machte er in Volendam die ersten Schritte als Profi, 2014 ging er nach Heerenveen in die Eredivisie. Nun also der nächste Schritt: FC St. Pauli. Bis 2021 hat er unterschrieben: „Ich möchte natürlich so viel wie möglich spielen.“ Vielleicht ja schon gegen Köln.