Hamburg.

    Manchmal reicht ein Name, und das Kopfkino flimmert. Ditmar Jakobs ist so ein Fall. Wer an den einstigen Profi vom HSV denkt, dem fallen zumeist nicht Europapokalsieg, Vizeweltmeisterschaft oder deutsche Meisterschaft ein. Es gibt vielmehr ein Bild, das kein Fußballfan jemals vergessen kann.

    Es ist der 20. September 1989. Der HSV spielt gegen Werder Bremen. Vorstopper Jakobs rutscht bei einer Abwehraktion ins eigene Tor und kommt nicht mehr los. Ein Karabinerhaken der Torbefestigung hat sich ihm in den Rücken gebohrt. Alle Versuche, ihn aus der misslichen Lage zu befreien, scheitern. Schließlich greift der Mannschaftsarzt zum Skalpell und schneidet den Haken aus Jakobs Rücken. Das dauert 20 Minuten. Nervenstränge werden durchtrennt, eine große Karriere ist beendet.

    Wenn Jakobs an diesem Dienstag seinen 65. Geburtstag feiert, will er an dieses Erlebnis nicht mehr denken. „Ich will nicht nur auf das reduziert werden, was damals passiert ist“, sagt der Versicherungsmakler, der in Norderstedt eine Agentur unterhält. Als das erzwungene Karriereende nach 493 Bundesligaspielen feststand, war er 36. „Kurz vorher hatte ich einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Tja, das war Schicksal.“

    Mit dem Gedanken, was nach der Fußballkarriere kommen mag, hatte er sich schon lange zuvor beschäftigt. „Ich wusste, das richtige Leben ist ein anderes, als das in kurzer Hose“, versichert der dreifache Familienvater. Vielleicht sei er auch deshalb davor bewahrt worden, in ein Loch zu stürzen. Heute ist er für Fußballer bundesweit da, wenn diese Probleme haben mit Krankheit, Unfall, Invalidität. Als Mann vom Fach ist Versicherungsspezialist Jakobs Ratgeber.

    Wehmut befällt ihn nicht, wenn er an das Kickerleben zurückdenkt. Aber gewundert hat er sich schon, dass er plötzlich nur ein Fünftel der Freunde von einst hatte. „Aber meine guten Freunde sind geblieben.“ Dazu zählen die früheren Gefährten Holger Hieronymus, Horst Hrubesch, Bernd Wehmeyer und Sascha Jusufi. Dass die Bundesliga in dieser Saison ohne Dauerbrenner HSV auskommen muss, erschüttert ihn aber nicht. „Der HSV ist nicht mein Leben“, bekennt das Geburtstagskind. „Ich habe mich gelöst.“ Man glaubt zu hören, was er meint. „Man muss sich nur anschauen, wie Bayern München mit seinen ehemaligen Spielern umgeht.“ Sein Fazit: „Ich gönne Bayern von ganzem Herzen den nächsten Titel.“