Berlin. Wenig Zuschauer bei der Para-Leichtathletik-EM. Weltrekord: Rehm springt 8,48 Meter

    Den Weltrekord von Markus Rehm, eine der zahlreichen sportlichen Höchstleistungen der Para-Leichtathleten bei der EM in Berlin, bekam kaum jemand mit. An den sieben Wettkampftagen waren die Ränge im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark nur spärlich besetzt. Für Athleten, Funktionäre und Ausrichter enttäuschend. Kugelstoß-Europameister Sebastian Dietz, der für Freunde und Fans 120 Tickets aus eigener Tasche bezahlte, meinte: „Schade, dass so wenige Zuschauer da waren. Sie haben was verpasst.“

    Friedrich Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, pendelte ständig zwischen der Hauptstadt und Hamburg hin und her, wo die Rollstuhlbasketball-WM ein Publikumserfolg war. Er klagte für den Flop in der Hauptstadt auch den europäischen Verband an. Dass bei der Leichtathletik-EM im Berliner Olympiastadion zuvor gemeinsame Werbung und ein gemeinsamer Kartenverkauf unterbunden wurde, sei nicht nur eine vergebene Chance. „Das war unangemessen und diskriminierend“, sagte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete.

    Die Zuschauer, die da waren, bekamen großen Sport zu sehen. Vor allem Rehm zeigte erneut seine Extraklasse, als er am Sonnabend seinen eigenen Weltrekord auf 8,48 Meter steigerte. Nur allzu gerne hätte der überragende Prothesenspringer sein Können auch vor zwei Wochen im Olympiastadion gezeigt. Doch um ein Startrecht bei großen internationalen Wettkämpfen kämpft der Leverkusener weiterhin vergeblich. „Mir geht es um das Signal“, sagte Rehm in Berlin: „Ich bin Para-Sportler. Meine Medaillen gewinne ich hier.“ Mit einem gemeinsamen Start von paralympischen und olympischen Athleten könne man aber Barrieren in den Köpfen abbauen, erklärte er.

    Angeführt von Rehm sowie der neuen Weltrekordlerin Birgit Kober (Kugelstoßen/11,79 Meter), zeigte das deutsche Team starke Leistungen. Die Leverkusener Prothesensprinter Felix Streng (100 Meter) und Johannes Floors (400 Meter) sowie Mathias Mester (Speerwerfen) sorgten am Sonntag für einen goldenen deutschen Abschluss. Streng und Floors avancierten mit je drei Titeln und einmal Silber zu den besten deutschen Startern.