HAmburg. Trainer Timo Schultz ist mit den U-19-Junioren des FC St. Pauli Bundesliga-Spitzenreiter

    „Ich weiß jetzt schon, dass ich ein richtig gutes Team bekomme“, sagte Timo Schultz Ende Mai. Der frühere Profi hatte kurz vorher erfahren, dass er künftig die U-19-Bundesligamannschaft des FC St. Pauli coachen darf. Offiziell wurde dies erst Wochen später bekannt gegeben.

    Erst im März hatte der 40-Jährige seine Ausbildung zum Fußballlehrer erfolgreich abgeschlossen und betreute bis zum Ende der vergangenen Saison St. Paulis U-17-Team in der B-Junioren-Bundesliga Nord/Nordwest. Jetzt ist der ehemalige Mittelfeldspieler clubintern aufgestiegen und hat die für den Millerntorclub wichtigste Nachwuchsmannschaft unter seinen Fittichen. 17 und 18 Jahre alt sind seine Spieler, von denen sich die meisten Hoffnungen machen, im Profigeschäft zu landen – vielleicht beim FC St. Pauli, vielleicht aber auch bei einem richtig großen Club. Es ist das Alter, in dem Weichen gestellt werden, die Schwelle zwischen Jugend- und Erwachsenen-Fußball.

    „Der größte Unterschied zur U 17 ist, dass die Jungs durch die Pubertät sind. Sie sind zu richtigen Persönlichkeiten herangewachsen und gehen auch körperlich Richtung Herrenfußball. Die Intensität ist auch für mich im Training viel höher. In der U 17 sind die Jungs noch viel verspielter“, sagt Schulz. Dazu komme, dass die Hälfte der Spieler die Schule abgeschlossen hat und deshalb auch zweimal am Tag trainieren kann.

    Der Saisonstart für seine Mannschaft war optimal, ja geradezu sensationell. 4:2 gegen RB Leipzig, 3:2 gegen den HSV und zuletzt am Sonntag 4:0 gegen Dynamo Dresden lauteten die Ergebnisse der ersten drei Spiele. In der Tabelle heißt das: 11:4 Tore, neun Punkte, Platz eins. „Das ist eine sehr schöne Momentaufnahme, aber es wird sicherlich nicht immer so weitergehen“, sagt der Realist Schultz. Schon am kommenden Sonnabend wartet die nächste schwere Aufgabe mit dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen. „Werder ist mit Wolfsburg Topfavorit. Das ist die Mannschaft, die vor zwei Jahren in der U 17 von 26 Spielen 25 gewonnen hat und im Endspiel um die deutsche Meisterschaft stand“, sagt Schultz, der selbst einmal für Werder gespielt hat, ehe er über Holstein Kiel bei St. Pauli landete. „Wir werden aber auch dort Ideen haben und werden versuchen, sie zu ärgern.“

    Zwei entscheidende Gründe hat Timo Schultz erkannt, warum sein aktuelles Team so leistungsstark ist, dass es offenkundig auch mit dem Nachwuchs von hoch ambitionierten Bundesligaclubs mithalten kann, wie der Sieg über RB Leipzig gezeigt hat. „Es ist wirklich ein Team. Es ist eine Mannschaft, die über Jahre gewachsen ist. Dieser Jahrgang 2000 und 2001 ist praktisch der erste, der von der neuen Ausbildung in unserem Nachwuchsleistungszentrum profitiert, die die NLZ-Leiter Roger Stilz und zuvor Joachim Philipkowski hier implementiert haben“, sagt er. Dazu komme eine ungewöhnlich hohe Anzahl an besonders talentierten Spielern wie etwa der bereits zum Profikader zählende Finn Ole Becker, der zuletzt gegen den HSV das Siegtor schoss.

    Über allem steht das Ziel, endlich wieder einmal Talente aus dem eigenen Nachwuchs in das Profiteam zu führen, die dort dann auch regelmäßig spielen. Dies ist seit etlichen Jahren nicht mehr gelungen. Jetzt scheint die Chance dazu größer als lange Zeit zuvor. Manch einer der 18-Jährigen hofft womöglich auch auf mehr, vielleicht auf das ganz große Geld im internationalen Profifußball. „Ich verbiete keinem zu träumen. Die Jungs wissen, dass sie dafür auch hart arbeiten müssen, wenn sie ihren Traum leben wollen“, sagt Schultz.