Wilhelmshaven. Das Erstrunden-Aus gegen Minden zeigt, woran der Zweitliga-Aufsteiger bis zum Saisonstart arbeiten muss

    Schon beim 15:16 zur Halb­zeitpause im Erstrunden-Final-Four im DHB-Pokal in Wilhelmshaven gab es Gesprächsbedarf. Lukas Ossenkopp passte seinen Trainer Torsten Jansen ab, Arm in Arm schlenderten beide im intensiven Austausch in die Kabine. „Von außen hatte ich einen ganz guten Blick aufs Spiel. Und da wollte ich ein, zwei Dinge einfach ansprechen“, sagte der derzeit verletzte Kapitän des Handball Sport Vereins Hamburg.

    Nach Spielschluss und einer doch deftigen 24:37-Niederlage gegen den Bundesligisten GWD Minden blieben Ossenkopp und Co-Kapitän Niklas Weller noch minutenlang in der Halle zurück. „Das du am Ende so einbrichst, das darf einfach nicht passieren. Darüber müssen wir reden“, verschaffte sich Ossenkopp Luft. Das Pokal-Aus gegen den Favoriten, den letztjährigen Erstligazwölften, sei kein Beinbruch für den Zweitliga-Aufsteiger. „Entscheidend ist aber das Wie“, sagte Weller.

    Dabei hatte es in den ersten 30 Minuten noch recht gut ausgesehen. Während Minden im Angriff zu viele Fehler unterliefen, die offensive 3-2-1-Deckung der Hamburger aggressiv verteidigte, nutzte der Underdog im Angriff jede sich bietende Chance. „Wir hatten anfänglich unsere Probleme mit dem quirligen Angriff des HSVH“, bekannte GWD-Trainer Frank Carstens. Erst beim 9:9 nach 20 Minuten gelang dem Erstligisten, der mit elf Nationalspielern angereist war, der Ausgleich. Beim 12:13 (26.) nahm das Unheil aus Hamburger Sicht seinen Lauf.

    Die Fehlwurfquote aus dem Rückraum erhöhte sich, zu schwer tat sich der HSVH aus dem Positionsspiel heraus gegen die schnell zurückrückende 6-0-Deckung der Mindener. Gelegenheiten zu einfachen Toren über den Tempogegenstoß oder die schnelle Mitte gab es nicht. Zwar probierte Trainer Jansen mit der Hereinnahme des zusätzlichen siebten Feldspielers Überzahl zu schaffen, allerdings erwies sich die Maßnahme als kontraproduktiv und eröffnete Minden zahlreiche Chancen, ins leere Tor zu werfen. „Einige waren damit wohl überfordert“, sagte Jansen. Er wollte die Variante aber vor dem Ligastart (31.8./in Balingen) testen.

    „Wir haben zu viele Schwankungen in unserem Spiel“, analysierte Jansen, „wir dürfen in der Abwehr keinen Deut nachlassen. Im Angriff gingen die Köpfe runter.“ Letztendlich konnte er angesichts der prominenten Ausfälle von Lukas Ossenkopp (Sprunggelenk), Tor­hüter Aaron Rafn Edvardsson (Gehirnerschütterung) und Abwehrchef Blazenko Lackovic (Aufbautraining) auch personell nicht mehr reagieren.

    Nach 40 Minuten zog Minden von einer Drei-Tore-Führung davon, allein in den letzten fünf Spielminuten gelangen dem GWD sieben Treffer. „Das ist uns jetzt zum zweiten Mal passiert“, monierte Ossenkopp und erinnerte an das 18:37 gegen Bundesligist Leipzig beim Heide Cup in der Vorwoche. „In der Liga dürfen wir uns das nicht erlauben. Da müssen wir im Abstiegskampf auch aufs Torverhältnis schauen.“ Zweitligarivale Wilhelmshaven hielt seine Pokalpleite im Finale gegen Minden beim 23:27 moderat.

    Die Unstimmigkeiten sollten auf der Rückfahrt nach Hamburg ausgeräumt werden. Die Youngster Leif Tissier und Dominik Vogt schleppten die mitgebrachte Kiste Bier in den Bus. Es gab Gesprächsbedarf.

    HSVH (Tore/Siebenmeter): Kokoszka (bis 30.), Rundt (ab 31.) – Weller (7/2), Bauer, Forstbauer (je 4), Herbst (3), Tissier, Fuchs (je 2), Rix, Wullenweber (je 1), Axmann, Bergemann, Vogt.