Hamburg. ETV-Duo Thole/Wickler wird Vierter, kassiert 35.000 Dollar, deutsche Frauenteams scheiden vorzeitig aus

    Als er der vielen Nachfragen irgendwann überdrüssig war, gestand Julius Thole, was wohl alle hören wollten: „Lasst uns doch einfach sagen, die Wespe war schuld.“ Im umkämpften Halbfinale gegen die späteren Turniersieger, die Weltranglistenersten Anders Mol/Christian Sörum (Norwegen), das mit einer 1:2 (16:21, 21:16, 9:15)-Niederlage endete, war er beim Stand von 4:5 im dritten Satz auf dem Centre-Court von einer Wespe in die rechte Armbeuge gestochen worden. „Das war in der Tat der Zeitpunkt, zu dem wir das Spiel verloren haben. Ich würde aber nicht sagen, dass dies etwas mit dem Wespenstich zu tun hatte. Wir haben plötzlich ein paar Fehler mehr gemacht als vorher“, fügte er hinzu. So reden faire Verlierer.

    Auch das Spiel um Rang drei ging später mit 1:2 (21:19, 15:21, 13:15) gegen die Polen Piotr Kantor/Bartosz Losiak unnötig verloren, weil Thole/Wickler im dritten Satz eine 12:9-Führung verspielten. 8000 Zuschauer feierten das junge Nationalteam danach aber – zu Recht – überschwänglich. Was ihnen darüber hinaus blieb, waren 35.000 US-Dollar und die Erkenntnis, mit den Besten der Welt nicht nur mithalten, sondern sie auch schlagen zu können. „Am Anfang des Jahres wären wir froh gewesen, gegen die Polen 15 Punkte zu machen, jetzt hatten wir den Sieg in den Händen“, sagte Thole. Er weiß aber auch: „Physisch muss ich zulegen, ein paar mehr Muskeln könnte ich schon gebrauchen. Und wir werden an der Abstimmung weiterarbeiten.“ Gegenüber den breitschultrigen und mehr als zehn Kilogramm schwereren Norwegern wirken Thole (2,05 m/88 kg)/Wickler (1,91 m/75 kg) wie Hänflinge – und dennoch sind die beiden Hamburger bereits konkurrenzfähig. Sie besiegten Nummer neun, acht, sechs und drei der Welt am Rothenbaum.

    Während Thole/Wickler die Erwartungen übererfüllten, blieben Chantal Laboureur/Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen) und Victoria Bieneck/Isabel Schneider (HSV) dahinter zurück. Laboureur/Sude verloren im Viertelfinale gegen die späteren Turniersiegerinnen Agatha/Duda (Brasilien) mit 1:2 (21:12, 14:21, 9:15), Bieneck/Schneider alle vier Vorrundenspiele. Die Bilanz von Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beachvolleyball des deutschen Verbands: „Beide haben enge Spiele verloren, da scheint im mentalen Bereich noch einiges Potenzial zu sein.“