Hamburg. Bei der Rollstuhlbasketball-WM siegte das Team von Bundestrainer Martin Otto 64:16 gegen Argentinien

Die Brücke von der S-Bahn-Station Wilhelmsburg rüber zum Inselpark war proppenvoll. Lauter junge Menschen offensichtlich bester Stimmung machten sich auf in Richtung der Rollstuhlbasketball-WM. Unglaublich, dieser Zuspruch. Doch dann bogen sie ab zu den Shuttlebussen zum Dockville Festival. Okay. So groß war das Publikumsinteresse am zweiten WM-Tag dann doch nicht. Das hätte auch die Kapazität der Inselparkhalle und des drumherumliegenden Freiluftareals gesprengt.

Als die deutschen Damen am Abend ihr zweites Vorrundenspiel gegen Argentinien bestritten, waren die Ränge den-noch wieder gut gefüllt. Knapp 1000 Fans bejubelten beim 64:16 (40:10)-Sieg eine Basketball-Demons­tration des nicht nur körperlich klar überlegenen Teams von Bundestrainer Martin Otto. „Wir sind gut ins Turnier reingekommen, hatten aber auch die schwächeren Gegner zum Auftakt“, sagte Kapitänin Mareike Miller von den BG Baskets, die mit 15 Punkten auch beste Werferin war. „Wir haben mit der besten Fünf begonnen, aber am Ende war es eine Art Trainingseinheit.“

Das Viertelfinale ist damit praktisch schon erreicht, an diesem Sonnabend können die Damen es mit einem Sieg gegen Frankreich (14 Uhr) auch theoretisch perfekt machen, bevor am Sonntag (12.45 Uhr) die Top-Partie gegen den stark verjüngten Paralympicssieger USA ansteht, der möglicherweise schon über den Gruppensieg entscheidet.

Die deutschen Männer hatten am Freitag spielfrei. Nach dem souveränen Auftaktsieg am Donnerstag steht ihr zweites Vorrundenspiel ebenfalls an diesem Sonnabend um 18 Uhr gegen den unberechenbaren Iran an, bevor es am Sonntag ebenfalls um 18 Uhr gegen die starken Kanadier voraussichtlich um den Gruppensieg geht. „Wir sind gut ins Turnier gekommen, sind locker geblieben“, sagte der (Noch-)Hamburger Kai Möller: „Wir bleiben aber dabei, nur von Spiel zu Spiel zu schauen.“

Durch den Spielmodus bei den Herren scheidet keines der 16 Teams nach der Vorrunde aus, es ist aber wichtig, in der Gruppe einen vorderen Platz zu belegen, um im Achtelfinale den stärksten Gegnern aus dem Weg zu gehen. Den deutschen Herren kann aus Gruppe B der absolute Topfavorit USA drohen, wenn sie ihre „Hausaufgaben nicht anständig machen“.

Am Vormittag hatte Bundestrainer Nicolai Zeltinger seine Jungs zu einem spontanen Training gebeten. Da war schon einiges los in den beiden Hallen und drumherum. Der Zeltbau, die provisorische Halle zwei, war nun endgültig fertig und abgenommen. Am Eröffnungstag mussten die angesetzten Spiele noch abgesagt werden, weil der Boden nicht den Anforderungen des Weltverbandes entsprach.

Rund 1000 Schulkinder sorgten am Morgen und Mittag für ausgelassene Stimmung. Die Kids stürmten nach den Spielen raus auf das Parkgelände, wo das Bewerbungskomitee für Fußball-EM 2024 einen Info-Stand errichtet hatte. Sportsenator Andy Grote, HSV-Chef Bernd Hoffmann, Hamburgs Fußballverbands-Vorsitzender Dirk Fischer und Ex-Nationalspielerin Celia Sasic warben für die EM. Und weil Argumente manchmal nicht reichen verteilten sie noch Schmankerl: „Hier gibt es gratis Eis.“ Die Schlange war lang – nur der Eismann unmittelbar daneben, der seine Kugeln verkaufen muss, war nicht begeistert über diese Aktion.

Das BG Klinikum Hamburg hat seinen Vertrag mit dem HSV offiziell verlängert und wird das Rollstuhlbasketball-Bundesligateam in der kommenden Saison 2018/19 vor allem infrastrukturell unterstützen.

ah