Hamburg. Der Innenverteidiger des FC St. Pauli setzt seine erstaunliche Entwicklung weiter fort. Trainer Kauczinski: „Er tut unserer Mannschaft gut“

    Die aktuellste Anerkennung seiner Leistung erfuhr Christopher Avevor am Montagmorgen. Das Fachmagazin „Kicker“ führte den Innenverteidiger des FC St. Pauli in der „Elf des Tages“ für den zweiten Zweitligaspieltag. Die dazugehörige Bestnote von 1,5 musste er nur mit dem Torschützen und Torvorlagengeber Richard Neudecker teilen, kein anderer Akteur des erfolgreichen Heimspiels gegen Darmstadt 98 kam auf diese oder gar eine höhere Bewertung.

    Auch wenn derzeit die interne Konkurrenzsituation im Kader des FC St. Pauli ein großes Thema und auch ein Grund für den erfolgreichen Saisonstart ist, kann sich Avevor seines festen Platzes in der Startelf so sicher wie kaum ein anderer Spieler seines Teams sein. In der vergangenen Saison schon war der 26-Jährige in 33 von 34 Punktspielen dabei, jetzt war er beim 2:1 in Magdeburg und beim 2:0 gegen Darmstadt der Garant für eine stabile Abwehr.

    Avevor selbst macht sich aus der positiven persönlichen Bewertung nicht viel. „Das Wichtigste ist, dass es in der Mannschaft stimmt und der Trainer mit dem zufrieden ist, was wir gemeinsam und auch als Einzelne machen. Das überwiegt eine Benotung von außen“, sagte er am Montag im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wir haben als Mannschaft überragend gegen den Ball gearbeitet. Es waren harte Fights“.

    Aus diesen Duellen trug Avevor denn auch einen Bluterguss in der Wade davon, die vor dem Training am Montagnachmittag ausgiebig behandelt wurde. „Das gehört dazu“, sagt er cool und gab auch gleich Entwarnung für das DFB-Pokalspiel am Freitagabend beim SV Wehen Wiesbaden.

    Einstecken kann der aus Kiel stammende Avevor also, richtig austeilen könnte er sicher auch, hat er aber meist überhaupt nicht nötig. Beim Sieg gegen Darmstadt beging er nicht ein einziges Foul. In der vergangenen Saison handelte er sich genau eine Gelbe Karte ein – wohlgemerkt als Innenverteidiger, der allein aufgrund seiner Position gezwungen ist, Zweikämpfe mit den gegnerischen Stürmern zu führen. „Wenn ich in einen Zweikampf gehe, ist das immer sehr intuitiv. Ich habe bei 50:50-Situationen auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich mir eine Gelbe Karte einhandeln könnte“, sagt Avevor, der bei St. Pauli nur mit seinem Spitznamen „Jackson“ angesprochen wird.

    Seit geraumer Zeit aber kann er sich auf sein Timing verlassen, was zweifellos auch mit einem nahezu optimalen Fitnesszustand zusammenhängt. Dank seines Antritts kommt er häufig einen entscheidenden Moment eher als der gegnerische Stürmer an den Ball. Den Rest erledigt er mit seinem muskulösen Körper. Offiziell ist Avevor 1,85 Meter groß, was für einen Innenverteidiger kein herausragender Wert ist. Durch seine ganze Erscheinung aber wirkt er deutlich größer. „Gegen ihn spielt keiner gern“, sagt St. Paulis Trainer Markus Kauczinski denn auch. „Jackson ist ein guter Typ, ein Riesen-Charakter, der unserer Mannschaft guttut.“

    Der Coach teilt den allgemeinen Eindruck, dass Avevor im Vergleich zur vergangenen Saison, in der er schon überzeugen konnte, noch einmal einen Sprung gemacht hat in Sachen Athletik, aber auch fußballerischer Qualität. Avevor selbst hat da eine etwas andere Einschätzung: „Es ist die normale Entwicklung, wenn man viele Spiele macht. Durch Erfahrung und Spielpraxis steigere ich mich. Das habe ich immer gesagt. Wenn man in so einem Flow ist, tritt man auch noch mal anders auf.“

    Vor gut einem Jahr noch schien es undenkbar, dass Christopher Avevor eine so wichtige Rolle wie jetzt spielen könnte. In der Hierarchie der Innenverteidiger stand er ganz weit unten. Doch ein Vereinswechsel kam für ihn nicht in Betracht. „Ich will mich durchbeißen“, hatte er sich vorgenommen. Am dritten Spieltag stand er erstmals in der Startformation – genauso wie in allen weiteren Spielen der Saison. „Mich haben keine Selbstzweifel gepackt. Aus diesem Loch bin ich allein herausgekommen. Solche Phasen gibt es im Fußball“, sagt er in der Nachbetrachtung und schaut auch gleich wieder nach vorn: „Am Freitag im Pokal können wir nur mit 100 Prozent etwas erreichen.“ Daran bestehen bei ihm keine Zweifel.

    Christopher Buchtmann unterzog sich am Montag einer Operation an der rechten Hand. Beim Testspiel gegen Stoke City am 28. Juli hatte er einen Sehnenriss erlitten, als ihm ein Gegenspieler auf die Hand trat. Der Einsatz des zweifachen Saisontorschützen im Pokalspiel bei Wehen Wiesbaden am Freitag ist gefährdet.