Hamburg. Bertrand Gille vor dem Legendenspiel am Sonntag über den HSV Hamburg und die Erfolge Frankreichs

    Sie waren deutscher Meister, zweimal Pokalsieger, gewannen den Europapokal der Pokalsieger und die Champions Legaue, sie schafften aber vor allem eins: Handball in Hamburg wieder populär zu machen. Am Sonntag (13.30 Uhr, Barclaycard-Arena) treffen die ehemaligen Stars des HSV Hamburg auf ihre jungen Nachfolger, den Zweitliga-Aufsteiger. Gespielt werden 2 x 20 Minuten. Kreisläufer Bertrand Gille (40) warf mit seinem Bruder, Spielmacher Guillaume Gille (42), zehn Jahre lang für den HSV. 2012 kehrten die Weltmeister, Olympiasieger und Publikumslieblinge zu Ex-Club Chambéry Savoie HB zurück. Guillaume Gille beendete dort 2014 seine Karriere, wurde Assistenztrainer der französischen Nationalmannschaft, Bertrand Gille hörte ein Jahr später auf, ist jetzt Sportdirektor in Chambéry. Das Abendblatt sprach mit ihm. Gilles Deutsch ist weiter hervorragend.

    Monsieur Gille, wie oft sehen sich die HSV-Handball-Legenden noch?

    Bertrand Gille: Kontakt besteht noch, wir telefonieren öfter, doch jeder führt sein eigenes Leben, wir sehen uns nur selten. Umso größer ist dann die Freude, schließlich hat es allen großen Spaß gemacht, in diesem Team zu spielen.

    Haben Sie die Entwicklung der vergangenen Jahre verfolgt?

    Dass es in Hamburg noch nur noch Feldhockey in der Bundesliga gibt?

    Sie sind ja bestens informiert.

    Schon zu unserer Zeit zeichnete es sich ab, dass in Hamburg viele Sportarten außerhalb des Fußballs Probleme hatten, genug Sponsoren zu finden, um wirtschaftlich überleben zu können Aber die Handballer sind ja auf einem guten Weg. Es ist großartig, dass die Fans weiter zu ihnen stehen, selbst zuletzt in der Dritten Liga. Mit diesem Potenzial könnte es gelingen, dass sich der HSV wieder als Profiteam etabliert und bald die Rückkehr in die Bundesliga schafft.

    Torsten Jansen ist jetzt Trainer dieser Mannschaft. Überrascht Sie das?

    „Toto“ hat riesigen Handballverstand und kann ihn auch vermitteln. Er wusste aber lange Zeit nicht, was er nach seiner aktiven Laufbahn machen wollte. Für den HSV ist es eine sehr gute Entscheidung, dass er beschlossen hat, als Trainer zu arbeiten.

    Frankreich ist im Handball weiter die Messlatte. Wie hat es die Nationalmannschaft geschafft, über inzwischen mehr als 20 Jahre erfolgreich zu sein?

    Im Sport, im Leben, ist nichts beständiger als die Veränderung. Du musst dich und deine Methoden immer infrage stellen, hast du die richtigen Spieler, das richtige Konzept, nicht nur jetzt, auch für die nächsten Jahre. Das macht heute fast jeder Verein, jeder Trainer, jede Mannschaft. Aber, und das ist das Wichtigste: Du darfst keine Angst vor den Antworten haben. Das heißt: Du musst deine gewonnenen Erkenntnisse auch konsequent umsetzen. Vielleicht haben wir da etwas mehr Mut gehabt als andere.

    Die deutschen Handballer haben diese Kontinuität bisher nicht hinbekommen.

    Nach dem etwas überraschenden Gewinn der Europameisterschaft 2016 ging ich davon aus, dass eine neue Ära beginnen könnte. Offensichtlich ist dies nicht gelungen.

    Warum?

    Da maße ich mir keine Erklärung an. Von außen betrachtet scheint es im Verhältnis zwischen Mannschaft und Mannschaftsführung Verbesserungspotenzial zu geben.

    Nicht nur die französische Nationalmannschaft, auch die Vereine sind erfolgreich. Drei Clubs standen dieses Jahr in Köln im Final Four der Champions League. Was ist passiert?

    Unsere Liga arbeitet inzwischen solide, sehr strukturiert und nachhaltig.

    Ist die Bundesliga dann überhaupt noch die stärkste Handball-Liga der Welt, wie sie sich gerne nennt?

    Die Bundesliga bleibt der härteste Wettbewerb, den es im Handball gibt. Champions League, das sind Pokalspiele, das ist ein ganz anderer Charakter. Schauen Sie sich die Sieger der vergangenen Jahre an. Ganz selten haben die vermeintlichen Favoriten gewonnen. Auch der Triumph des HSV 2013 war ja eine Überraschung.

    Letzte Frage: Wer gewinnt am Sonntag? Erfahrung oder Talent?

    Der HSV! Und der Handball. Ich freue mich auf dieses Spiel in unserer Arena.

    HSV-Legenden:Torhüter: Per Sandström, Dan Beutler; Feldspieler: Thomas Knorr, Guillaume Gille, Bruno Souza, Iwan Ursic, Pascal Hens, Marcin Lijewski, Blazenko Lackovic, Igor Vori, Bertrand Gille, Stefan Schröder, Torsten Jansen; Trainer: Martin Schwalb, Goran Stojanovic.