Hamburg. Der Kiezclub, der heute gegen Darmstadt 98 die Tabellenspitze übernehmen kann, verpflichtet Henk Veerman. Trainer Kauczinski hat nun fünf Angreifer im Kader

    Die offizielle Vorstellung war gerade beendet, da atmete Henk Veerman tief durch. Gemeinsam mit seinen Eltern Andries und Gery sowie Berater Henk Timmer stand der neue Stürmer des FC St. Pauli vor dem Trainingstrakt an der Kollaustraße, plauderte, genoss die Sonne und ließ die Eindrücke der vergangenen beiden Tage auf sich wirken. „Es ist schön, wenn die Familie dabei ist“, sagte der 27-Jährige. Als auch seine schwangere Ehefrau Alyssa – Stichtag ist der 12. Oktober – dazukam, erhielt der Anhang des 2,01 Meter großen und 97 Kilo schweren Hoffnungsträgers eine exklusive Führung durch das Funktionsgebäude und einen Einblick in die neue Welt des gebürtigen Volendamers.

    Es liegen ereignisreiche Tage hinter Veerman. Am Mittwochabend reiste der Stürmer, der für rund 450.000 Euro vom Erstligaclub SC Heerenveen verpflichtet wurde und einen Vertrag bis 2021 unterschrieb, aus den Niederlanden an. Nach dem obligatorischen Medizincheck stand der Rechtsfuß am Donnerstagvormittag bereits mit den neuen Kollegen auf dem Platz.

    Ob es bereits für einen Platz im Kader für das Spiel heute (20.30 Uhr, Sky und Abendblatt-Liveticker) gegen Darmstadt 98 reicht, ist aber noch unklar. „Für bestimmte Momente kann Henk trotz der Tatsache, dass er das Team noch nicht kennt, eine Alternative sein – gerade zum Ende eines Spiels mit seiner Statur und seiner Spielweise“, sagt Trainer Markus Kauczinski.

    Wenn denn alles glattgeht. Bis 15 Uhr müssen alle transferrelevanten Schriftstücke bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorliegen, damit es mit der Spielgenehmigung klappt. Da es ein internationaler Transfer ist, müssen sowohl St. Pauli als auch Heerenveen im Onlineportal TMS (Transfer Matching System) des Weltverbandes Fifa diverse Formulare ausfüllen, um den Wechsel letztlich zu finalisieren.

    Der neue Offensivspieler hofft darauf, dass die Mühlen der Bürokratie schnell mahlen. Veerman würde sich über einen Blitzstart freuen. „Den ersten Kontakt gab es vor drei Wochen. Ich habe mir viele Videos von den Fans im Millerntor-Stadion bei YouTube angeschaut. St. Pauli ist in den Niederlanden ein großer Verein. Ich bin einfach nur glücklich, hier zu sein“, erklärt Veerman, der in der Eredivisie, der niederländischen Ersten Liga, in 95 Partien 17 Tore erzielen konnte. „Ich bin ein klassischer Mittelstürmer, der gerne viele Tore erzielen will. Klingt einfach, oder? Ob es wirklich so einfach ist, wird sich zeigen“, sagt Veerman schmunzelnd auf Englisch. In Kürze will der Holländer dreimal pro Woche Unterricht nehmen. „Mit dem Verstehen klappt es schon ganz gut, mit dem Sprechen noch nicht.“

    In Deutschland ist St. Paulis neue Nummer 25 ein unbeschriebenes Blatt. Veerman gilt als spielstarker und für seine Statur beweglicher Stürmer mit gutem Abschluss. Die Fans in Heerenveen haben ihn geliebt. Als der Wechsel nach Hamburg verkündet wurde, gab es viel Kritik in den sozialen Netzwerken des SC Heerenveen. „Ich weiß das zu schätzen, wollte aber eine Veränderung. In Heerenveen war ich nur Einwechselspieler. Das hat mir einfach nicht mehr gereicht. Bei St. Pauli hoffe ich nun, auf mehr Spielzeit zu kommen“, sagt der neue Stürmer. Bis zuletzt hatte auch ADO Den Haag um die Dienste des Angreifers gebuhlt.

    An Konkurrenz mangelt es aber auch beim norddeutschen Zweitligaclub nicht. Mit Aziz Bouhaddouz, Sami Allagui, Jan-Marc Schneider und Dimitrios Diamantakos standen bereits vor dem Wechsel von Veerman vier Mittelstürmer im Aufgebot. Eine Luxussituation für Trainer Markus Kau­czinski, die aber auch Konfliktpotenzial mit sich bringt. „Sami und Jan-Marc könnten auch auf dem Flügel auflaufen. Wir brauchen Spieler mit unterschiedlichen Profilen“, beschwichtigt der Coach, wohl wissend, dass sowohl Allagui als auch Schneider ihre Stärken im Zentrum haben.

    Weitere Zugänge sind bei St. Pauli vorerst nicht geplant

    Auch deshalb hält sich St. Pauli offen, bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch einen Angreifer abzugeben. Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte um einen Wechsel von WM-Teilnehmer Bouhaddouz. „Wir respektieren bestehende Verträge, aber wenn ein Spieler unzufrieden sein sollte mit seiner Situation, dann sind wir gesprächsbereit. Es ist aber nicht so, dass wir jemanden abgeben müssen“, sagt Kauczinski.

    Mit dem Transfer von Veerman sind die personellen Planungen beim FC St. Pauli in Sachen Zugänge vorerst abgeschlossen. „Wir suchen momentan nicht proaktiv“, sagt Sportchef Uwe Stöver, der nur dann noch einmal aktiv werden will, wenn sich Spieler langfristig verletzen oder es noch weitere Abgänge geben sollte.

    Zweite Liga, 2. Spieltag: FC Ingolstadt – Greuther Fürth, Paderborn – Regensburg (beide Fr, 18.30 Uhr), St. Pauli – Darmstadt (Fr, 20.30 Uhr); Duisburg – Bochum (Sa, 13 Uhr), Arminia Bielefeld – Dynamo Dresden (15.30 Uhr); Sandhausen – HSV (So, 13.30 Uhr), Holstein Kiel – Heidenheim, Erzgebirge Aue – FC Magdeburg (beide So, 15.30 Uhr); 1. FC Köln – Union Berlin (Mo, 20.30 Uhr).