Glasgow.

    Pamela Dutkiewicz fiel Cindy Roleder freudestrahlend um den Hals, dann posierten beide unter dem Jubel der Fans mit der Deutschland-Fahne: Die Hürdensprinterinnen haben zwar das erträumte Gold verpasst, mit Silber und Bronze aber dennoch für einen tollen Abend gesorgt. Im Olympiastadion mussten sich die deutsche Meisterin Dutkiewicz und Titelverteidigerin Roleder nur der Weißrussin Elwira Herman geschlagen geben.

    „Ich bin wirklich froh, dass es Silber geworden ist“, sagte Dutkiewicz, die in Führung gelegen hatte, dann aber in 12,72 Sekunden noch der überraschend starken Herman (12,67) den Vortritt lassen musste. Roleder sicherte sich knapp dahinter in 12,77 Bronze und meinte: „Das ist unfassbar, ein Traum.“ Für die deutsche Mannschaft waren es die Medaillen acht und neun in Berlin. Mit Platz fünf und 13,00 Sekunden rundete die Mannheimerin Ricardo Lobe das starke Ergebnis für das DLV-Team ab. Disqualifiziert wurde Favoritin Alina Talaj aus Weißrussland, die aber nichts mit der Medaillenvergabe zu tun hatte.

    Die „German Hurdlepower“, die Dutkiewicz vor der EM beschworen hatte, verpasste in Berlin zwar den ersten Doppelsieg zweier deutscher Hürdensprinterin seit 44 Jahren. Die kraftvolle Dutkiewicz und die elegante Roleder, die zwei so unterschiedliche Lauftypen verkörpern, wiesen aber erneut ihre Extraklasse nach.

    Auf dem Weg zu den Höhepunkten der kommenden Jahre müssen sowohl Dutkiewicz und Roleder aber noch einmal zulegen. Die Armada der US-Hürdensprinterinnen um Weltrekordlerin Kendra Harrison (12,20) spielt außerhalb Europas in einer anderen Liga, auch Australiens Weltmeisterin Sally Pearson und die starken Jamaikanerinnen dürften dafür sorgen, dass die Latte bei der Weltmeisterschaft 2019 in Doha und Olympia 2020 in Tokio ein gutes Stück höher liegt.