Glasgow. Triathletin Laura Lindemann stürzte und verpasste eine Medaille knapp

    Sie hatte sich gerade wieder aufgerappelt, blutete aus Schürfwunden an Armen und Händen und wusste, dass es das gewesen war mit dem Traum von einer EM-Medaille. Aber deshalb nun Frust schieben, Tempo rausnehmen, aufgeben? Nicht mit Laura Lindemann! Mit der besten Laufzeit aller Teilnehmerinnen (35:34 Minuten) kämpfte sich die 22 Jahre alte Potsdamerin im Triathlonrennen der European Championships in Schottland über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) an die Spitze des Verfolgerfeldes zurück und belegte am Ende hinter der neuen Europameisterin Nicola Spirig (Schweiz/1:59:13), Titelverteidigerin Jessica Learmonth (Großbritannien/1:59:46) und der Französin Cassandre Beaugrand (2:00:57), Siegerin des WM-Laufs in Hamburg, in 2:01:42 Stunden den vierten Rang.

    „Natürlich ist es bitter, wenn man eine Medaille, die erreichbar gewesen wäre, ohne eigenes Verschulden verliert. Aber angesichts des Rennverlaufs kann ich zufrieden mit meiner Leistung sein“, sagte die beste deutsche Triathletin, der ein Sturz in der ersten von sechs Runden auf der Radstrecke zum Verhängnis geworden war. Die Spanierin Sara Perez Sala war in eine die ohnehin enge Strecke begrenzende Autobahnpylone gefahren und zu Fall gekommen. In den daraus resultierenden Auffahrunfall war auch Lindemann verwickelt. „Beim Sturz dachte ich nicht mehr an eine Medaille. Ich habe eher befürchtet, dass es nicht einmal zu einer Top-Ten-Platzierung reichen könnte“, sagte sie.

    Dass sie dennoch die Energie aufbrachte, um auf der letzten der drei Laufrunden durch den Strathclyde Country Park ihre grandiose Aufholjagd durchzuziehen, nötigte Ron Schmidt Respekt ab. „Laura hat ihre starke Form im Laufen bestätigt und gezeigt, warum wir ohne sie in der Staffel nicht auskommen können“, sagte der U-23-Bundestrainer, der die Besetzung für das Mixed-Staffelrennen am Sonnabend allerdings erst nach Erhalt des ärztlichen Bulletins festlegen wollte. Lindemann selbst gab allerdings schon nach dem Rennen leichte Entwarnung.

    Zweite deutsche Teilnehmerin könnte Bianca Bogen sein. Die 19 Jahre alte Schülerin aus Leipzig, aus dem Schwimmen vor drei Jahren zum Dreikampf gewechselt, war in ihrem erst dritten olympischen Triathlon als 24. zweitbeste unter fünf gestarteten Deutschen, schaffte damit die Qualifikation für die U-23-WM im australischen Gold Coast Mitte September und empfahl sich für einen weiteren EM-Einsatz: „Ich würde unheimlich gern helfen.“

    Welche beiden Männer das Quartett ergänzen, entscheidet sich nach dem Einzelrennen an diesem Freitag (17 Uhr MEZ). Nachdem Justus Nieschlag (26/Hildesheim) wegen anhaltender Achillessehnenprobleme absagen musste, ruhen die größten Hoffnungen auf Jonas Schomburg (24/Hannover), dem man im deutschen Lager eine Top-15-Platzierung zutraut. Zudem sind Gabriel Allgayer (20/Heidelberg), Linus Stimmel (22/Worms) und Johannes Vogel (22/Potsdam) am Start.