Glasgow. Hamburger Jacob Heidtmann krault zweimal persönliche Bestzeit. Florian Wellbrock siegt über 1500 Meter

    Das Staffel-Gold als Signal zum Aufbruch: Die deutschen Schwimmer hoffen nach dem Überraschungssieg bei der Premiere der 4 x 200 Meter Freistil-Mixed-Staffel auf einen positiven Effekt für die gesamte Mannschaft. „Das kann dem ganzen Team helfen“, sagte Schlussschwimmerin Annika Bruhn, die im packenden Finish den Russen noch den sicher geglaubten EM-Titel entriss. „Ich denke, so eine Goldmedaille gibt allen noch mal einen Schub.“

    Der Hamburger Jacob Heidtmann, der das Quartett mit persönlicher Bestzeit – erst im Vorlauf, dann im Endlauf – angeführt und auf Siegkurs gebracht hatte, dachte schon ein Stückchen weiter. „Wir wollten hier den Aufwärtstrend starten und nicht erst bei Olympia 2020 in Tokio. So kann es gern weitergehen“, sagte der 23-Jährige. Ging es auch. Der Magdeburger Florian Wellbrock (20) gewann am Sonntag mit deutschem Rekord in 14:36,15 Minuten die 1500 Meter Freistil und bezwang dabei Olympiasieger Gregorio Paltrinieri (Italien), der Dritter wurde. Die deutsche 4 x 200-m-Freistilstaffel der Männer verpasste dann aber mit Rang vier die klammheimlich erhoffte Medaille. Heidtmann konnte diesmal als Schlussschwimmer das Quartett nicht aufs Podium kraulen.

    Der Zusammenhalt im deutschen Team scheint in Glasgow aber wieder zu stimmen. Angeführt von Chefbundestrainer Henning Lambertz (47) erwarteten mehr als 20 deutsche Schwimmer und Coaches die siegreiche Mixedstaffel lange nach dem Rennen in den Katakomben des Tollcross International Swimming Centre. Als der überragende Heidtmann, Henning Mühlleitner, Reeva Foos und Bruhn endlich um die Ecke kamen, ließ die Mannschaft die Gewinner mit einer La Ola hochleben. Zahlreiche Umarmungen später sagte Bruhn auf das ganze Team bezogen: „Wir wissen, wir sind gut drauf, und es läuft.“

    Das war bei den vergangenen Großereignissen anders. Bei Olympia 2016 blieben die deutschen Beckenschwimmer in Rio wie vier Jahre zuvor in London ohne Medaille. 2017 sorgten zwischenmenschliche Probleme und Kritik an Lambertz rund um die WM in Budapest für Negativschlagzeilen. Ein Jahr liegt nun zwischen den Weltmeisterschaften, bei denen Schmetterlingsschwimmerin Franziska Hentke mit Silber für die einzige Beckenmedaille holte, und dem diesjährigen Saisonhöhepunkt. Die Stimmung hat sich komplett gedreht. Und die Erfolge an den ersten Wettkampftagen haben geholfen, die schon zum EM-Start gute Laune noch mal zu verbessern.

    Bestens aufgelegt waren auch Brustschwimm-Olympiasieger Adam Peaty (Großbritannien) nach 57,00 Sekunden über 100 Meter Brust und Rückenschwimmer Kliment Kolesnikow (Russland) in 24,00 Sekunden über 50 Meter - zweimal Weltrekord. Der Hamburger Ramon Klenz scheiterte über 200 Meter Schmetterling als Elfter im Halbfinale.