Amateurfußball Keeper wehrt sich gegen Fan-Vorwürfe, Ex-HSVer Kober traurig, Gewalt gegen Schiri Reicherz

    Dieter Matz

    Lange Gesichter bei Altona 93. Der Regionalliga-Absteiger kassierte in der Adolf-Jäger-Kampfbahn vor 765 Fans gegen den Niendorfer TSV eine 0:1-Niederlage. Das Tor des Tages hatte der pfeilschnelle Fernandes erzielt (8.). Der AFC-Anhang hatte seinem Team aber nach Schlusspfiff schnell verziehen, denn als die Spieler eine halbe Ehrenrunde drehten, gab es auf der Gegengeraden viel Beifall für den Verlierer. Nur hinter dem TSV-Tor wurde es noch aggressiv, denn Altona-Fans bepöbelten äußerst wüst ihren ehemaligen Keeper Marcel Kindler, der einst das AFC-Gehäuse gehütet hat. Kindler stellte sich den Raudaubrüdern, sagte aber später enttäuscht: „Die Zuschauer unterstellten mir Schauspielerei, weil ich einmal nach einer Attacke zu lange am Boden lag. Das ist unfassbar und respektlos. Die standen 100 Meter weit weg, aber sie wollen es alle viel besser gesehen haben.“

    Von seinem Trainer Ali Farhadi kassierte Kindler ein Extralob: „Für ihn freut mich der Sieg ganz besonders, denn er hat eine klasse Leistung gezeigt, erlebt hier gerade seinen zweiten Frühling.“ Farhadis Trainerkollege Berkan Algan zog ein anderes Fazit: „Lieber eine Niederlage zu Beginn der Saison als am Ende.“

    Bremer Halbjahr. Der grün-weiße „Lieblingsfeind“ hat erneut zugeschlagen. Das 0:1 an der Weser am 24. Fe­bruar war ein Sargnagel für den Abstieg des HSV, die U 19 der Rauten verpasste durch ein 2:2 auf dem bremischen Platz 12 am 5. Mai den Titel in der Bundesliga Nord, der HSV II kam nun auf dem benachbarten Platz 11 bei Werder Bremen II mit 0:4 unter die Räder. Bis auf Keeper Morten Behrens (für Jakob Golz) schickte HSV-II-Coach Steffen Weiß dieselbe Startelf aufs Feld wie drei Tage zuvor beim 1:0 gegen Rehden, inklusive Fiete Arp. Doch Joshua Sargent (24.), Christian Groß (31.), Jonah Osabutey (53.) und Kevin Schumacher (90.+2) zerlegten mit ihren Treffern die wieder nur mit einem 17er-Kader angereisten Hamburger. Kommentar von HSV-II-Trainer Weiß: „Vor allem ein Derby verliert man ungern auf diese Art und Weise. Die ersten 20 Minuten waren wir gut im Spiel. Mit dem Gegentor haben wir unsere Linie und unsere Aufgaben aus den Augen verloren.“ St. Pauli II schaffte trotz 77-minütiger Unterzahl (Rot für Keller) ein 1:1 gegen Topfavorit Flensburg, Norderstedt gelang trotz einer Stunde Überzahl beim VfL Oldenburg nur ein 2:2.

    Fehlstart für Kober. Noch nicht im Bunde mit dem Fußballgott ist Hansa-Landesligist SC V/W Billstedt seit dem Amtsantritt des neuen sportlichen Leiters Carsten Kober. Beim Klub Kosova verlor der neue Club der früheren HSV-Abwehrkante (223 Bundesligaspiele) auf bitterste Weise. In Unterzahl gelang Michael Bediako in der Nachspielzeit (90.+1) das 1:1 für Billstedt – und im Gegenzug traf Omar Salama (90+2.) zum 2:1-Siegtor für die Kosovaren. Trotz verpatzten Saisonauftakts sieht Kober Potenzial am Öjendorfer Weg. „Ich habe ein Jahr um Hamid Derakhshan als Trainer gekämpft. Er wird unser talentiertes Team auf Kurs bringen.“
    Feines Anschauungsmaterial. Eine schöne Filmvorlage für seine pfeifenden Kollegen gelang Eintracht Norderstedts Schiedsrichtertalent Dominik Kopmann. Kopmann bot beim Hansa-Landesligaspiel zwischen Bramfeld und Buxtehude (4:0) eine starke Leistung, obwohl er unter besonderem Druck stand. Der Hamburger Fußball-Verband filmte die Partie als Anschauungsmaterial für den dreitägigen Jahreslehrgang der neun Hamburger Schiedsrichter im Förderkader im September, in dem sich auch Kopmann befindet. „Er hat gut gepfiffen“, lobte DFB-Schiedsrichter und Förderkader-Chef Norbert Grudzinski (TSV Wandsetal) den 19 Jahre alten Kollegen. „Aus dem Material lässt sich viel lernen.“


    Statement gegen Gewalt gefordert. Grudzinski äußerte sich zudem zur Süd-Bezirksligapartie TuS Finkenwerder – Vorwärts Ost. Der 17 Jahre alte Schiedsrichter Emil Reicherz (TuRa Harksheide) brach die Partie nach dem dritten Feldverweis für die Gäste in der 70. Minute beim Stand von 2:0 für Finkenwerder ab. „Er wurde körperlich von Gästespielern attackiert. Emil ist wohlauf, aber wir erwarten vom Verein ein geschlossenes Statement gegen Gewalt auf den Plätzen“, so Grudzinski.