Hamburg. Der frühere HSV-Stürmer wurde in den Walk of Fame aufgenommen. Sein Blick zurück ist voller Sehnsucht

    Gerade als Mladen Petric am Freitagvormittag auf der Bank im HSV-Museum Platz genommen und das linke Hosenbein über die noch immer muskulöse Wade hochgekrempelt hatte, hätte man es am liebsten getan: das HSV-Trikot, das fein säuberlich hinter ihm im Spind auf einem Bügel hing, ihm zugeworfen mit der höflichen, aber bestimmten Aufforderung: Anziehen! Da passenderweise sogar HSV-Sportchef Ralf Becker zugegen war, hätte man den Papierkram gleich auch noch regeln können: ein Einjahresvertrag, bitte hier sauber und ordentlich unterschreiben.

    Hätte, hätte, Fahrradkette. Fernab des Konjunktivs unterschrieb Petric am Freitag tatsächlich – allerdings nur das obligatorische Autogramm, das neben seinen Fußabdruck im sogenannten Walk of Fame am 9. Oktober neben dem bronzenen Fuß von Uwe Seeler verewigt wird. Am Freitag wurden hierfür im HSV-Museum schon mal sein Fußabdruck und die der HSV-Legenden Peter Hidien und Caspar Memering (beide Gewinner Europapokal der Pokalsieger 1977) angefertigt. „Natürlich ist das eine Ehre, die auch stolz macht“, sagte Petric, der gleich seine ganze Familie aus Griechenland mitgebracht hatte.

    Während Hidien, Memering und Jürgen Groh (Europapokalsieger 1983), der nicht anwesend war, für die großen HSV-Momente von vorgestern stehen, bekommt man bei Petric schnell das Gefühl, dass er das letzte seiner insgesamt 38 HSV-Tore tatsächlich erst gestern geschossen hat. „Hamburg war die schönste und emotionalste Zeit meiner Karriere. Als ich 2012 ging, habe ich mein Herz auf dem Platz gelassen“, sagt der frühere Stürmer, der als erster Ex-HSVer direkt von den Fans in den Walk of Fame gewählt wurde. „Für keinen Verein habe ich mehr empfunden.“

    Dass dieser Verein nun am kommenden Freitag gegen Holstein Kiel erstmals in der Zweiten Liga antreten muss, lässt Petric’ Herz bluten: „Die letzten Wochen in der letzten Saison waren heftig“, sagt der Angreifer, der gleich zweimal mit dem HSV ein Europapokalhalbfinale spielte. „Der HSV gehört in die Bundesliga. Keine Frage.“

    Eine Frage muss der bestens austrainierte Petric dann doch noch beantworten. Könnte er nicht doch noch mal die Fußballschuhe schnüren, wird der 37-Jährige gefragt. Petric, das Hemd tailliert, kein Gramm Fett, aber ein tätowierter Hamburg-Anker ist zu sehen, muss lachen. „Nach meinem Karriereende wollte ich eigentlich eine einjährige Auszeit machen. Aus einem Jahr wurden dann zwei Jahre. Aber ein bisschen Fitness habe ich nebenbei schon gemacht“, sagt der Wahl-Grieche, dessen Kinder viersprachig (!) aufwachsen.

    Doch alle Überredungsversuche sind vergeblich. Die aktive Karriere ist vorbei, die Karriere nach der Karriere längst in Arbeit. Den B-Trainerschein hat Petric bereits gemacht, in diesem Sommer folgt der A-Schein. Auch der Fußballlehrerschein ist geplant, genauso wie ein Sportmanagementstudium in St. Gallen. „Mir wird nicht langweilig“, versichert Petric. Und wenn doch, dann könnte er ja doch noch ein paar Törchen für den HSV schießen ...